Unterhaltung

Zaubertricks als Alltagsflucht "Houdini" springt dem Tod von der Schippe

Bei seinen Entfesselungstricks assistiert Houdini seiner Frau Bess.

Bei seinen Entfesselungstricks assistiert Houdini seiner Frau Bess.

(Foto: Studiocanal)

Das Leben ist endlich, doch man kann seine Regeln brechen. Harry Houdini gelingt das vor seinem Publikum viele Male. Er wirft sich bei Eiseskälte gefesselt ins Wasser, fängt eine Revolverkugel mit dem Mund. Oder etwa doch nicht?

Wer den Tod überleben will, der sollte bereits zu Lebzeiten so aufregend sein, dass er noch post mortem als Held gefeiert wird. Harry Houdini, der von 1874 bis 1926 lebte, war aufregend. Als Entfesselungskünstler befreite er sich nicht nur aus einer Gefängniszelle, er befreite sich im Eiswasser aus Metallriemen. Seine Geschichte erzählt die zweiteilige Miniserie "Houdini".

Für die Hauptrolle des ehrgeizigen Trickmagiers konnten die Macher der Show Oscar-Preisträger Adrian Brody verpflichten. Ihn guckt man sich tatsächlich gerne an. Das ist gut so, denn außer Houdinis kulleräugiger Frau Bess (Kristen Connolly) und Assistent Jim Collins (Evan Jones) dürfen nicht besonders viele Menschen ernsthaft mitspielen.

Angst eines Muttersöhnchens

Vielleicht ist das auch gleich das erste Problem des Formats. Brody spielt allein auf weiter Flur, kein Gegenpart in Sicht, niemand, mit dem er sich messen könnte. Er ist gut, doch sein Skript bremst ihn. Aus dem Off muss er einsprechen, was der Zuschauer nicht selbst erkennen darf: Dass er einer ist, der die Angst sucht, das Adrenalin, damit er sich spüren kann. Und dass er mit Zaubertricks seinem Alltag entfliehen möchte.

Um sein Publikum zu begeistern, muss sich Houdini immer neue Tricks einfallen lassen.

Um sein Publikum zu begeistern, muss sich Houdini immer neue Tricks einfallen lassen.

(Foto: Studiocanal)

Wenn Harry Houdini seiner Mutter Goldmünzen in den Schoß kippt, wie er es ihr einst ohne Künstlernahmen als kindlicher Erik Weisz versprochen hatte, dann reicht das nicht, um rührend zu sein, und erst recht nicht, um an der Szene eine findige Charakterstudie hochzuziehen. Es ist nicht das erste Mal, dass einem talentierten Muttersöhnchen ein Porträt gewidmet wird.

Die Geschichte des kleinen Jungen, der von Gauklern fasziniert ist und der mit seinen Kunststücken später auf verschiedenen Kontinenten Opernhäuser und Festsäle füllt, ist mitreißend. Die simplen Tricks, mit denen er sich von seinen Fesseln befreit entlarvend. Doch Houdini belässt es nicht dabei, Schlösser mithilfe der Gürtelschnalle zu knacken.

Märchen in Zirkusfarben

Houdinis Mut, seine Hingabe und sein unbedingter Wille, sich selbst immer noch ein weiteres Mal zu übertreffen, machen seine Geschichte zum Märchen in Zirkusfarben. Dunkelrot sind auch Houdinis Muskelfasern, wenn er sich zu Demonstrationszwecken mal wieder in den gestählten Bauch boxen lässt. Diese Körperinnenansichten muss der Zuschauer ausblenden. Die funktionieren ebenso wenig wie die Animation zu knackender Schlösser.

Abgesehen davon und von einigen simplen Blue-Screen-Kniffen sehen die Bilder der etwa drei Stunden Laufzeit nach Kino aus, die flachen Dialoge und lieblos eingepflegten historischen Personen und Eckdaten um den Plot jedoch schreien laut Fernsehfilm. Erstmals ausgestrahlt wurde sie beim US-Sender "History". Wer gerne in der Zeit reist oder Biografien über historische Personen liest, wird an "Houdini" seinen Spaß haben. Die Serienlandschaft hat das Format nicht bereichert.

"Houdini" erscheint am 16. April auf DVD.

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Quelle: ntv.de

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