Unterhaltung

"Nicht mal nur kurz dahingeballert" Jetzt kommt Dursti

Let Him Sing! Christian Durstewitz.

Let Him Sing! Christian Durstewitz.

Als "Dursti" hinterließ er bei "Unser Star für Oslo" einen bleibenden Eindruck: Christian Durstewitz. Mit "Stalker" erschien soeben seine erste Single, am 22. Oktober folgt der Longplayer "Let Me Sing". Herausgekommen ist ein wirklich hörenswertes Album mit reichlich Hit- und Ohrwurmpotenzial. n-tv.de spricht mit Christian Durstewitz im Interview über die Aufnahmen in seinem "Homestudio", die Schönheiten seiner Heimat Altenlotheim und natürlich auch über Lena.

n-tv.de: Von "Unser Star für Oslo" (USFO) bist du vielen noch als "Dursti" in Erinnerung. Nervt dich der Spitzname eigentlich?

Christian Durstewitz: Nein, das ist ja ein Spitzname, den ich schon lange Jahre habe. Meine besten Freunde haben mich immer so genannt. Es ist jetzt nur manchmal komisch, wenn auf der Straße jemand auf einmal ruft: "Hey Dursti!" Da frage ich mich dann: "Hä? Woher kennt der mich?"

Lena verzichtet als Sängerin inzwischen auf ihren Nachnamen Meyer-Landrut. Du bleibst als Musiker aber bei deinem vollen Namen Christian Durstewitz?

Ja, natürlich. Stefan Raab hat ja damals schon in der ersten Sendung gesagt, es gäbe keinen besseren Künstlernamen als Christian Durstewitz. Und wenn er das schon sagt, dann bleibe ich auch dabei.

Bei "USFO" zähltest du zum Kreis der Favoriten. Bist du im Nachhinein noch traurig oder verärgert, dass du am Ende "nur" Dritter geworden bist?

Nein, gar nicht. Ich hatte von Anfang an nicht erwartet, dass ich soweit kommen würde. Eigentlich dachte ich, ich würde schon in der ersten Sendung rausfliegen. Die anderen neun Kandidaten waren für mich alle so richtige Charaktere. Da dachte ich mir nur: "Oh mein Gott! Und ich komme da jetzt so vom Land, da interessiert sich doch kein Schwein für mich." Gerade bei der Konkurrenz, mit super Lena noch dabei, war ich dementsprechend sowohl überrascht als auch total glücklich, auf den dritten Platz zu kommen.

Anders gefragt: Für Lena hat sich das Leben seit ihrem Sieg um 180 Grad gedreht. Sie ist jetzt ein richtiger Star – mit allen positiven wie negativen Begleiterscheinungen. Würdest du mit Ihr tauschen wollen?

Ach, ich denke, das ist genau das, was zu ihr passt. Sie ist so ein großes Talent. Und sie ist jemand, der wirklich für die große Öffentlichkeit perfekt ist. Ich dagegen bin eher derjenige, der aus kleinen Pubs kommt und immer auch gerne vor kleinerem Publikum spielt. Ich trete auch auf großen Bühnen auf, aber ich liebe es wirklich genauso, nur vor vielleicht fünfzig Leuten zu sitzen, sie zu sehen und direkt für sie zu spielen. Deshalb: Wir haben beide den jeweils genau richtigen Weg für uns bekommen.

Die Maxi-CD "Stalker" ist seit dem 8. Oktober erhältlich.

Die Maxi-CD "Stalker" ist seit dem 8. Oktober erhältlich.

Wo und wie hast du eigentlich den Eurovision Song Contest verfolgt?

Ich war auf dem Hessentag, wo wir einen großen Eurovision-Song-Contest-Abend gestaltet haben. Ich habe von acht bis neun gespielt, und danach haben wir auf einer riesigen Bühne mit riesiger Leinwand Lena natürlich ordentlich angefeuert. Oh mein Gott, ich war so aufgeregt. Ich glaube, ich war aufgeregter als Lena selbst. Jedesmal, wenn es "Germany twelve points" hieß, habe ich so laut gegrölt, dass ich am nächsten Tag ganz heiser war.

Und was hast du gedacht, als Lena dann wirklich gewonnen hat?

Ich konnte es gar nicht fassen. Natürlich hatte ich vorher immer gesagt, dass wir gewinnen würden. Aber wenn es dann wirklich so ist, ist das nochmal etwas ganz anderes. Dabei hatte ich wirklich auch nie den Gedanken: "Grr, das hätte auch ich sein können." Vielmehr war das immer so ein "Wir-Gefühl" - wir von "USFO", Lena vertritt uns, und wir haben jetzt gewonnen. Ich habe mich einfach tierisch gefreut und die ganze Nacht durchgefeiert. Es war toll.

Während um Lena in den vergangenen Monaten natürlich viel Rummel herrschte, ist es um dich und die anderen aus der Show extrem ruhig geworden. Was hast du in der Zeit gemacht?

Ich habe eigentlich von morgens bis abends nur komponiert. Nachdem ich direkt nach der Sendung erfahren hatte, dass ich mit Universal mein Album machen würde, habe ich hart daran gearbeitet. Ich bin Musiker aus meinem Herzen heraus und wollte das jetzt schließlich nicht mal nur eben kurz dahinballern. Wir hatten am Schluss rund 30 Songs, aus denen wir dann die besten für das Album ausgewählt haben.

Du warst doch aber auch auf Tournee mit Stefanie Heinzmann ...

Ja, stimmt, das war sehr schön. Stefanie mag ich total gerne. Ich kannte sie bis dahin nur aus dem Fernsehen und wusste nicht, wie sie drauf ist. Aber es war einfach nur lustig. Wir haben uns zum Beispiel jeden Tag gebattlet, wer am längsten ausschlafen kann. Wir hatten echt eine ganz tolle Zeit.

Deine CD entstand größtenteils in deinem "Homestudio" in deinem hessischen Heimatort Altenlotheim. Wie muss man sich das vorstellen?

Das ist ein bisschen kompliziert formuliert. Man darf sich das jetzt nicht so vorstellen, dass 90 Prozent in Altenlotheim entstanden sind. Ich habe da eben einen kleinen Raum mit einem Rechner und zwei richtig fetten Boxen. Da habe ich von morgens bis abends rumgebastelt, Gitarre oder Klavier eingespielt und meine ganzen Chöre eingesungen. Und ich kann da zum Beispiel auch elektronische Drums programmieren. Hier habe ich also erst mal komponiert, vorarrangiert und Demos entworfen. Mit diesen Demos bin ich dann in ein großes Studio gegangen, wo das Ganze nochmal richtig produziert wurde.

Das Album "Let Me Sing" erscheint am 22. Oktober.

Das Album "Let Me Sing" erscheint am 22. Oktober.

Aber du lebst noch in Altenlotheim. Zieht es dich nicht in die große weite Welt?

Ich muss mir jetzt natürlich nochmal einen Zweitwohnsitz suchen. Ob das Berlin oder Köln sein wird, muss ich mal sehen. Altenlotheim ist tatsächlich so abgeschieden, dass man bis zur nächsten Autobahn eine Stunde fährt. Wenn man jetzt auf Promotour gehen will, ist das schon ein bisschen kompliziert. Aber Altenlotheim wird immer mein Heimatort bleiben. Altenlotheim hat mir schließlich auch die Kreativität und Muse geliefert, dass ich das alles komponieren konnte. Als Musiker ist es ein Traum, da zu leben.

Was ist denn das Schönste an Altenlotheim?

Die Natur. Der Edersee ist direkt um die Ecke. Ich wohne mitten im Nationalpark. Man hat wirklich einfach seine Ruhe. Als Musiker in der Stadt ist es schwer, von morgens bis abends in seinem kleinen Räumchen Musik zu machen. Spätestens nach zehn Minuten steht die Polizei wegen Ruhestörung vor der Tür. In Altenlotheim hingegen kann ich aufdrehen wie ich will. Da blöken vielleicht mal ein paar Schafe, aber ansonsten beschwert sich da keiner.

Zurück zu deinem Album: Hast du die Instrumente darauf alle selbst eingespielt?

Bei der Vorproduktion habe ich das tatsächlich gemacht, aber auf der jetzigen CD nicht. Damit es nicht noch länger dauert, bis sie fertig ist, hatten wir bei der Produktion mehrere Studios. Während ich in dem einen Studio eingesungen habe, wurden im anderen vom Gitarristen die Spuren eingespielt, die ich vorgegeben hatte. Aber die Grundideen stammen schon von mir.

Deine erste Singleauskopplung ist "Stalker" – ein Song, den du selbst geschrieben und auch schon bei "USFO" performt hast. Stammen auch die anderen Songs auf dem Album – außer dem George-Michael-Cover "Faith" – ausschließlich aus deiner Feder?

Ja, das war mir auch ganz wichtig. Die Plattenfirma hat mich da auch voll unterstützt. Es ist nie einer angekommen und hat gesagt: "Wir haben da noch was Schönes für dich, höre doch mal rein." Sie haben mir immer vollkommen vertraut und gesagt: "Dursti, die Songs sind gut. Die nehmen wir auch drauf." Und auch sonst, etwa bei den Fotoshoots, konnte ich mich einbringen. Bestes Beispiel ist natürlich auch das Video zu "Stalker". Das war meine Idee. Ich habe sozusagen das Drehbuch geschrieben.

Hast du denn so wie Lena auch die Unterstützung von Stefan Raab?

Ja, Lena und ich haben ja auch das gleiche Management. Etwas Besseres hätte einem nicht passieren können. Stefan Raab ist ein supernetter Kerl. Und wenn man wirklich zu ihm gehört, ist er wie ein Vater für Dich.

Die Plattenfirma schreibt über dein Album: "Auf 'Let Me Sing' treffen dynamische Elektro-Sounds auf lupenreinen Pop, hardrockende Gitarren auf herzzerreißende Balladen, Disney-Chöre auf Tarantino-Soundtracks, und das alles montiert auf das Fundament einer State of the Art-R’n’B-Produktion." Wow …

Ja, hört sich gut an oder?

Bei "Unser Star für Oslo" musste sich "Dursti" nur Lena (r.) und Jennifer Braun geschlagen geben.

Bei "Unser Star für Oslo" musste sich "Dursti" nur Lena (r.) und Jennifer Braun geschlagen geben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Und wie würdest du selbst deinen Stil beschreiben?

Das ist sehr schwer. Ich habe die vergangenen vier Jahre in so vielen verschiedenen Bands gespielt - ob das jetzt die Heavy-Metal-Band war, eine Elektro-Band oder das Schulorchester, in dem ich Kontrabass gespielt habe. Ich denke, das, was mich ausmacht, ist kein konkreter Stil, sondern meine Stimme. Sie soll der Wiedererkennungswert sein. Und ein spezielles Stilmittel sind meine Chöre, die ich alle selbst einsinge. Ich wurde schon ganz oft angesprochen: "Das haben doch Frauen gesungen." Nein, ich singe tatsächlich auch so hoch.

Was hat es mit deinem Faible für Disney auf sich?

Das glaubt einem als Rockmusiker immer niemand, aber ich bin ein sehr großer Disney-Fan. Ich höre total gern diese ganzen Disney-Soundtracks und war, glaube ich, schon sieben Mal in Disneyland Paris. Das ist einfach so der Künstler in mir. Ich glaube, ich hätte eigentlich nicht in diese Zeit geboren werden sollen, sondern in die Spätromantik.

So eine CD will ja auch live präsentiert werden. Gibt es dafür Pläne?

Dazu kann ich leider noch nichts Konkretes sagen. Aber wir sind dran.

Als Ziel hast du mal formuliert, dass du von deiner Musik leben können willst. Ist die CD für dich der erste Schritt dazu?

Ja, und dann gucke ich mal, wo es hingeht. Ich werde auf jeden Fall niemals im Büro landen. Und wenn doch, dann habe ich irgendetwas falsch gemacht. Ich möchte auf jeden Fall etwas Kreatives machen. Früher wollte ich immer Film und Fernsehen studieren, weil ich nicht gedacht hätte, dass das mit der Musik wirklich klappt. Das ist ja doch ein Haifischbecken, und es ist sehr schwer, da reinzukommen. Jetzt habe ich es geschafft - ich bin so weit, dass ich meine Platte anbieten kann. Und jetzt lasse ich mich überraschen. Ich bin keiner, der groß die Zukunft plant, sondern wirklich so ein typischer Künstler, der einfach in den Tag hinein lebt.

Eine Option wäre ja vielleicht doch auch der Song Contest gewesen. Lena soll im kommenden Jahr ihren Titel verteidigen, was viele nur bedingt für eine gute Idee halten. Hätte Stefan Raab nicht dich ins Spiel bringen können?

Nein, um Gottes Willen. Jetzt direkt nach Lenas Sieg wäre es richtig schwer gewesen, da etwas zu reißen. Außerdem finde ich es eigentlich eine ganz interessante Idee. Lena hat den Grand Prix endlich mal wieder nach Deutschland geholt. Dann hat sie auch das Recht, wieder anzutreten. Und sie ist eine super Künstlerin. Warum sollen wir das mit ihr also nicht nochmal schaffen?

Mit Christian Durstewitz sprach Volker Probst

Die Maxi-CD "Stalker" von Christian Durstewitz im n-tv Shop

Das Album "Let Me Sing" von Christian Durstewitz im n-tv Shop

Quelle: ntv.de

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