"Goldene Löwen" in Venedig Kunst-Biennale ehrt deutsche Künstler
13.05.2017, 11:12 Uhr
Bester Künstler der 57. Biennale in Venedig: Franz Erhard Walther vor einem seiner Werke.
(Foto: picture alliance / Annette Reuth)
Doppelte Auszeichnung für Deutschland: Auf der diesjährigen Biennale gehen gleich zwei "Goldene Löwen" ins Land der Dichter und Denker. Anne Imhof beeindruckt mit ihrer Arbeit im deutschen Pavillon. Bester Künstler ist Franz Erhard Walther.
Große Ehre für einen prominenten Namen der deutschen Gegenwartskunst: Der emeritierte Bildhauerei-Professor Franz Erhard Walther aus Fulda ist auf der 57. Kunst-Biennale in Venedig mit dem "Goldenen Löwen" als bester Künstler ausgezeichnet worden.

"Faust"-Interpretation hinter Glas: Eine Akteurin der von Anne Imhof inszenierten Performance im deutschen Pavillon.
(Foto: picture alliance / Felix Hörhage)
Bekannt wurde der 1939 geborene Walther unter anderem durch Objekte, Zeichnungen, Installationen und Werke der sogenannten Konzept- und Prozesskunst. Er gilt als Wegbereiter der "Body Art", bei dem der Betrachter durch das Betreten einer Installation Teil des Gesamtkunstwerkes werden kann. Zeitweise war er Studienkollege der modernen Maler Gerhard Richter und Sigmar Polke.
Nach Aufenthalten an der damaligen Offenbacher Werkkunstschule, führten ihn Stationen an die Hochschule für bildende Künste in Frankfurt, an die Kunstakademie Düsseldorf und nach New York, wo er bereits Ende der sechziger Jahre im Museum of Modern Art ausstellte. Seit den 1970er Jahren war Walther als Professor für Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg tätig.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde in Venedig die Frankfurter Künstlerin Anne Imhof. Sie wurde für die Gestaltung des deutschen Pavillons ebenfalls mit einem "Goldenen Löwen" gewürdigt. Damit erhält Deutschland den Hauptpreis für den besten nationalen Beitrag, wie die Biennale mitteilte.
Willkür im deutschen Pavillon
Kunstkenner bezeichneten die doppelte Ehrung als bislang einmalig: Noch niemals zuvor habe Deutschland in Venedig die beiden wichtigsten Preise abgeräumt. Die 39-jährige Imhof präsentierte im deutschen Pavillon, der aus einem monumentalen Gebäude mit eingezogenen Glasböden besteht, unter anderem eine fünfstündige Kunst-Performance rund um Begriffe wie Macht, Ohnmacht, Willkür, Gewalt, Widerstand und Freiheit.

Spätestens jetzt eine feste Größe in der europäischen Kunstszene: Anne Imhof.
(Foto: picture alliance / Felix Hörhage)
Kuratiert wird der Pavillon von Susanne Pfeffer vom Fridericianum in Kassel. Die Jury lobte die "kraftvolle und verstörende Arbeit". Ihr Beitrag stehe für "das Recht, anders zu sein", sagte Imhof in ihrer Dankesrede. Er stehe auch für die Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit. Der deutsche Pavillon wurde in der NS-Zeit von den Nazis umgestaltet und für ihre Propaganda genutzt. Zuletzt hatte Christoph Schlingensief 2011 posthum den "Goldenen Löwen" für den deutschen Pavillon bekommen. 2013 erhielt der deutsch-britische Künstler Tino Sehgal den "Goldenen Löwen" in der Kategorie "bester Künstler".
Der Betrachter als Kunstwerk
Der in diesem Jahr ausgezeichnete Künstler Walther zeigt in Venedig ein großformatiges Werk aus Textil und Stahlplatten. Seine Arbeiten hätten einen "radikalen und komplexen Charakter", erklärte die Jury. "Wenn Sie nun in die Ausstellung gehen, können sie (in dem Werk) aktiv werden", sagte der 77-jährige Künstler in seiner Rede. "Es ist also für Sie alle möglich, ein Kunstwerk zu werden."
Die am Wochenende eröffnete Biennale in Venedig zählt zu den wichtigsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. In der Hauptausstellung mit dem Motto "Viva Arte Viva" sind rund 120 Künstler vertreten, darunter neben mehreren anderen Vertretern aus Deutschland auch Franz Erhard Walther. Besucher können die ausgestellten Werke und Installationen der "57. Esposizione Internazionale d'Arte" in den mehr als 80 nationalen Pavillons noch bis Ende November in Augenschein nehmen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa