Unterhaltung

"Tatort" mit Möhring und Weisz Meine Wahrheit - oder deine?

Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) entdeckt die leblose Alima (Sabrina Amali).

Kommissar Falke (Wotan Wilke Möhring) entdeckt die leblose Alima (Sabrina Amali).

(Foto: dpa)

Beim versuchten Zugriff wird eine Frau erschossen, in Kommissar Falkes Waffen fehlen zwei Kugeln. Hat der zum Aufbrausen neigende Kommissar sie getötet? Der Fall aus Lüneburg nähert sich auf mehreren Ebenen, einer - durchaus überraschenden - Auflösung.

"Alles was sie sagen" - der Titel deutet es schon an. In diesem "Tatort" dreht sich sehr viel um das gesprochene Wort, um Aussagen, Einschätzungen und Beobachtungen. Von Zeugen, von Psychologen. Von Verdächtigen und von Polizeibeamten. Besonders Letztere sind in diesem Fall, dem vierten gemeinsamen von Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz), zuweilen nur schwer auseinanderzuhalten.

Der Auftakt mit seinen Schüssen, dem Blut, das aus dem Oberkörper der jungen Alima Khaled (Sarbina Amali) zu Boden tropft, ist der Knotenpunkt des Geschehens. Davor gab es eine bereits seit längerer Zeit laufende Ermittlung - es gilt herauszufinden, wie diese nun zu solch einem tragischen Ende kommen konnte.

Was hat Falke getan?

Was hat Falke getan?

(Foto: NDR/Christine Schroeder)

Falke und Grosz waren ursprünglich auf der Suche nach dem vermeintlichen Ehemann der jungen Frau. Tarek Salam (Youssef Maghrebi) steht im Verdacht, als Angehöriger einer Miliz für viele Kriegsverbrechen verantwortlich zu sein. Auf den ersten Blick scheinen sich die Vermutungen nicht zu bewahrheiten. Salam ist gut integriert, arbeitet an einer Schule mit Flüchtlingen zusammen. Als er im Angesicht der beiden Kommissare jedoch flüchtet, spitzt sich die Lage dramatisch zu.

Erschwert wird die Situation durch die Beteiligung des Einsatzkommando-Leiters Olaf Spieß (Marc Rissmann). Den kennt Grosz noch aus der Ausbildungszeit und scheint ihm damals schon näher gekommen zu sein, was Falke wiederum zu diffusen Eifersüchteleien gegenüber seiner jungen Kollegin veranlasst.

"Wir versuchen grundsätzlich, mindestens einen großen erzählerischen Kniff in unsere Filme einzubauen", so die Autoren von "Alles was sie sagen", die Grimme- und Jupiter-Preisträger Arne Nölting und Jan Martin Scharf, die unter anderem auch schon für die Miniserie "Weinberg" und beim "Club der Roten Bänder" zusammengearbeitet haben.

Da dieser "Kniff", wie sie es nennen, an dieser Stelle keineswegs verraten werden soll, lediglich ein Blick voraus auf die erzählerische Form, denn die ist die Grundlage des Verwirrspiels. Nach der schiefgelaufenen Polizeiaktion finden sich Falke und Grosz am Verhörtisch von Polizeichef Joachim Rehberg (Jörn Knebel) wieder, der die beiden - "Herzblatt" lässt grüßen - getrennt voneinander befragt. Hier entsteht die doppelbödige Dramaturgie: An Rückblenden entlang erzählt Regisseur Özgür Yildirim zwei mögliche Geschichten.

Die Wucht etwa von "True Detective", dessen erste Staffel mit einem ähnlichen Mechanismus zwischen Woody Harrelson und Matthew McConaughey vorangetrieben wurde, erreicht dieser "Tatort" nicht, was allein schon am kompakten 90-Minuten-Format liegt. Dennoch gelingt es, die eher unkonventionelle Form in Kombination mit Flüchtlingsproblematik, Macker-Marotten und einer überraschenden Wendung zu einem durchweg gelungenen Krimi zu verdrahten, dessen offene Fragen bis zum Schluss fesseln: Wessen Variante stimmt, die von Falke oder die von Grosz? Oder etwa keine von beiden? Hängt Spieß in der Sache mit drin oder ist er doch einer von den Guten? Und hat Falke nun die Libanesin auf dem Gewissen oder nicht?

Quelle: ntv.de

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