Bezeichnet 39 Jahre alte Männer auch schon mal als "Jungs": "FBoy"-Moderatorin Lola Weippert
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Goldene Auberginen für Penisse, blanke Männerbrüste und Schlüpfrigkeiten: Lola Weippert moderiert eine neue Datingshow und die ist - gar nicht mal so gut! Zwischen Doppelmoral und Dauergrinsen offenbart sich die vielleicht sexualisierteste Sendung des Jahres. Achtung, Ironie: Hoffentlich ist Ihr "Spritzgerät" geladen, hihi.
"Woran erkennt man einen F(uck)boy und woran einen Nice Guy?" Joar, na klar! An der Optik. Lieber Leser, Achtung: Die neue Ausgabe der Promikolumne ist diese Woche ein bisschen wie Bullshit-Bingo - und kann Spuren von Ironie enthalten. Tauchen Sie mit mir ein in die neue Realityshow einer der sendungsbewusstesten Feministinnen dieses Landes!
Ich warne Sie gleich mal vor: Sollten Sie es am Ende dieser Kolumne wagen, ob all der Doppelmoral mit dem Kopf zu schütteln, sind Sie höchstwahrscheinlich selbst ein Fuckboy. Oder neidisch. Was natürlich auch sein kann: dass Sie sich sagen lassen müssen, Sie hätten den Feminismus einfach nicht richtig verstanden. Ach, geben Sie's doch zu - Sie sind bestimmt ein alter weißer Mann. Oder eine alte weiße Frau.
Also: Worum geht's? Neulich lümmele ich auf meinem Sofa herum und zappe durch das große, reizüberflutende Angebot diverser Streamingdienste. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass darin immer mehr Realityshows Einzug halten? Nix gegen Trash-TV - aber nur, wenn es gut ist. Das ist heute leider selten geworden. Ich erinnere da nur an diverse Bumsformate, aus denen irgendwelche Orgelpfeifen hervorgehen, die sich dann auch noch "Star" nennen.
Nun also ein neues Format: "FBoy Island". Moderiert wird der herbeigesehnte Ficki-Ficki-Firlefanz von Super-Feministin Lola Weippert. Der Inhalt ist schnell erzählt: Drei Frauen stehen 20 Männern gegenüber, aufgeteilt in zwei Kategorien - zehn "Nice Guys", zehn "FBoys". Die einen wollen laut Show wirklich die große Liebe finden, die anderen lügen und manipulieren, um das Preisgeld von 50.000 Euro zu kassieren. Wenn eine Frau sich am Ende unwissentlich für einen "F-Boy" entscheidet, geht das ganze Geld an ihn. Emotionaler Missbrauch als Teil des Spiels? Wow.
Ganz neue Maßstäbe der Niveaulosigkeit
Man muss nicht lange suchen, um Kommentare zu finden wie: "Das ist keine Unterhaltung … Bin mir aber sicher, dass es genügend Leute schauen werden … leider." Oder: "Kein Wunder, dass es heutzutage kaum noch vernünftige Beziehungen gibt, wenn einem so etwas vorgelebt wird." Und zu Lola Weippert heißt es: "Die setzt einfach neue Maßstäbe, was die Untergrenze des Niveaus betrifft."
Tatsächlich ist es einigermaßen absurd, dass ausgerechnet eine vermeintliche Vorzeige-Feministin mit ihrem Female Empowerment eine Show moderiert, in der Gefühlswelten instrumentalisiert und auf Knete reduziert werden. Während sie in Interviews nur allzu gern ihre Haltung gegen Bodyshaming und toxische Männlichkeit betont, scheint sie die toxische Weiblichkeit glatt zu übersehen - etwa dann, wenn Frauen wie sie Männer in der Show nach Äußerlichkeiten sortieren. Diese Doppelmoral ist kaum zu toppen, und sie wird auch nicht besser, wenn man sie mit einem Kalenderspruch weglächelt.
Streng genommen sind die bösen Buben ja auch gar keine "Fuckboys", sondern "Fboys". So viel Eier hatten die Macher dann wohl doch nicht, dass sie das Wort so stümperhaft abgekürzt haben. Dabei krakeelen die Kandidaten selbst ständig "Fuck" in den Äther, dass man ihnen am liebsten zurufen möchte: Oookay, Leute, Gusche halten bitte, ist angekommen. Was auch reichlich Raum bekommt, sind Männerhintern in Nahaufnahme, die obligatorische goldene Aubergine und ein Dauerbeschuss an Anzüglichkeiten.
Damit dürfte "FBoy Island" locker eines der sexualisiertesten Realityformate der jüngeren Zeit sein - und das will in Zeiten gefühlt endloser Bikini-Shows schon was heißen. Und dann dieser Humor mit der Brechstange! Hihi, wie witzig, wenn ein Kandidat seine Brustmuskeln wackeln lässt oder Lola Weippert "Spritzgeräte" verteilt. (Gemeint sind Wasserpistolen, falls Sie kurz irritiert waren.) Die Tonlage bleibt irgendwo zwischen zotig und bemüht charmant. Die Aussicht auf 50.000 Euro Preisgeld dürfte den drei Single-Ladys immerhin etwas Motivation geben, nach echten Gefühlen zu suchen.
Geschlechtskrankheit vom Fboy? Fuck!
Wobei "echt" hier relativ ist. Eine der Frauen bringt es gleich zu Beginn auf den Punkt: "Ich habe keinen Bock mehr auf Fboys, weil wenn man nicht aufpasst, landet man ganz schnell mit einer Geschlechtskrankheit im Krankenhaus." Schon klar. Kondome sind ja so was von überbewertet. Werteste, Sie haben sich 'nen Tripper geholt! Echt? "FUCK!"
Noch mal: In der Show treten Männer auf, die laut Konzept gezielt hintergehen. Liebe Frau Weippert, wirkt das für Sie wie eine Erweiterung feministischer Selbstermächtigung? Oder ist das eher die Steigerung des Spiels um Aufmerksamkeit? Man könnte jetzt argumentieren: Ja gut, Reality-TV zählt zur Unterhaltungsmaschinerie. Aber der Erfolg dieser Formate zeigt, wohin unsere Gesellschaft schliddert - auf den Abgrund zu. Egoismus, Narzissmus und Dummheit: Ja, gab's schon immer. Aber wenn vielen jungen Menschen heute Bildung weniger wichtig ist als Sendezeit und Follower, dann sind das eben keine Randphänomene mehr.
Die Show setzt also auf halbnackte Männerhintern, auf "Spritzpistolen-Spiele" und goldene Auberginen als Symbolik. Hahaha, wie feministisch! Hier wird alles auf Optik und Spektakel gesetzt, weniger auf das, worauf es bei Beziehungen ankommt - Respekt und Zeit, um sich überhaupt richtig kennenzulernen. Oder wie der Branchendienst "DWDL" über die Sendung schreibt: "Viele Ärsche, aber keine Höhepunkte".
Weippert sagt: "Ich bin kein schlechter Mensch, nur weil ich Bock habe, nackt herumzulaufen." Nee, das gewiss nicht. Aber es macht frau eben auch nicht zur Feministin, wenn 90 Prozent der eigenen Social-Media-Präsenz daraus bestehen, sich auszupellen. Alles gut - Sex sells. Aber etwas mehr Inhalt als das nächste "Empowerment"-Posting wäre schon schön. Vielleicht etwas mehr Aufrichtigkeit wie: "Fuck! Ich bin ja gar nicht so feministisch, wie ich mich gern präsentiere!"
Gefühle werden in dieser Show zur Ware und Manipulation zur Kategorie "Unterhaltung" erhoben. Welches Bild von Beziehung wird hier also vermittelt? Dass Liebe ein Wettbewerb ist, in dem man mit gezielten Fuckboy-Moves sogar gewinnen kann. Es gibt viele unterhaltsame Realityformate. Aber "FBoy Island" ist keines davon. Und vielleicht kann man am Ende auch mal festhalten, dass Weipperts Spritzpistolen-Feminismus längst Teil des Marketings geworden ist.
Quelle: ntv.de
