Wurde vom Magazin "Glamour" zur "Woman of the Year" gekürt: Demi Moore.
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Prinz Andrew verliert Anstand und Titel, Kim Kardashian erzählt von ihrem Stockholm-Syndrom und Demi Moore zeigt's Hollywood. Außerdem: eine böse Lesermail über "journalistischen Anspruch" und warum es nicht genügt, nur die Headlines zu lesen. Warnung: Es folgen keine intellektuellen Tiefenbohrungen!
"Betreff: Ihre Promikolumne … Flausch im Schritt. Ist n-tv mittlerweile denn gar nichts mehr zu peinlich? Demontiert jeglichen journalistischen Anspruch."
Juhu! Es gibt wieder Leserpost! Große Aufregung eines Herren, weil ich in der vergangenen Woche über den Schamhaarschlüppi von Kim Kardashian geschrieben habe. Skandal! Ach, kommt, liebe Leute - die Zeit, das öffentlich auseinanderzuklamüsern, nehmen wir uns jetzt mal!
So antwortete ich dem Kritiker: "Vielen Dank für Ihre Nachricht. Der Beitrag, auf den Sie sich beziehen, ist eine Kolumne und keine wissenschaftliche Abhandlung. Es geht dort, wie jede Woche, um die Welt der Stars - Ironie inklusive. Dass Sie sich ausgerechnet über die Textzeile 'Flausch im Schritt' echauffieren, verrät vermutlich mehr über Sie als über den Text, der das, was Sie anprangern, kritisch hinterfragt. Weiterklicken wäre eine Option gewesen."
Er schrieb später noch mal, aber anders als erwartet. Nämlich: "Gut gekontert." Denn tatsächlich ist schon lange aufgefallen, dass ausgerechnet jene, die sich über Schlüpfrigkeiten bei Promis mokieren, diese Boulevard-News am allermeisten konsumieren. Nur eben mit dem Zusatz, dass sie NARÜRLICH nur auf die Überschrift klicken und nur mal kurz die Bilder hübscher Frauen ansehen, bevor sie sich empören. Hahaha, Donnerlittchen!
Aber der Kritiker und ich, wir beide stehen jetzt am Anfang einer zarten Verständigung. Ich hoffe, er liest auch heute mit. Denn es wird wieder um Kim gehen. Aber von vorn.
Demi Moore reitet auf der Erfolgswelle
Wenn ich von Demi Moore lese, habe ich sofort ihre berühmtesten Filmszenen im Kopf. Wie sie sich mit Patrick Swayze in "Nachricht von Sam" mit einer Träne einer ganzen Kino-Generation ins Gedächtnis brannte oder wie sie sich mit rasiertem Kopf in "Die Akte Jane" zur toughen Navy-Offizierin verwandelte.
In dieser Woche hat sie mit einer Selbstverständlichkeit gezeigt, was man in ihrer Branche selten sieht: Mit 62 Jahren ist sie vom Magazin "Glamour" zur "Frau des Jahres" gekürt worden.
Die Bilder, die gerade um die Welt gehen: sensationell. Einige taten aber wieder so, als sei es ein Wunder, wenn eine Frau jenseits der 50 noch sichtbar ist. Genau hier beginnt nämlich die eigentliche Geschichte. Das System, in dem Demi seit Jahrzehnten arbeitet, predigt Jugend als Währung. Wer älter wird, soll dankbar nicken und den Platz räumen.
So sagt der Hollywoodstar, der dieses Jahr erstmals für einen Oscar nominiert war: "Gerade jetzt spüre ich viel neue Energie und Offenheit für das, was vor mir liegt. Wie die Zukunft aussehen wird, kann ich nicht sagen. Aber wenn ich an Frauen wie Helen Mirren denke, die mit über 80 noch so voller Leben und Tatkraft sind, dann weiß ich, dass noch sehr viel möglich ist."
Ihre Gelassenheit, die sie sich durch Meditation bewahrt, zeigt, wie veraltet die Regeln sind, nach denen Frauen immer noch gemessen werden - und wie überfällig das Ende dieser Ära doch ist.
Memoiren "Nobody’s Girl" belasten Prinz schwer
Weniger Gelassenheit herrscht indes im Königreich. Prinz Andrew steht mehr denn je - und zu Recht - unter Beschuss. Nach den Missbrauchsvorwürfen und seinen engen Verbindungen zu Jeffrey Epstein hat er in Großbritannien fast jeglichen Rückhalt verloren. Eine neue Umfrage zeigt, dass 82 Prozent der Briten inzwischen eine negative Meinung über den Bruder von König Charles III. haben. Das ist ein Rekordwert.
Der einstige "Lieblingssohn der Queen" ist ein Symbol für den moralischen Absturz der Monarchie. Besonders die Enthüllungen rund um Epstein und die nun veröffentlichten Memoiren von Virginia Giuffre belasten Andrew schwer. In "Nobody's Girl" beschreibt sie, wie der Prinz sie als Minderjährige sexuell missbraucht haben soll.
Obwohl Andrew seine öffentlichen Aufgaben niedergelegt hat, genügt das vielen Briten nicht. Politiker und Rechtsexperten diskutieren bereits, ob das Königshaus selbst handeln muss. Einige Abgeordnete wollen ihn sogar aus seiner Residenz in Windsor vertreiben. Die Krise trifft das Ansehen der gesamten Monarchie. Trotzdem glauben viele, das Land stünde ohne Krone noch schlechter da.
Fakt ist: Andrew bleibt der dunkle Fleck auf dem königlichen Teppich. Sein Name steht inzwischen für Skandal und den moralischen Verfall einer Familie, die stets glaubte, über den Dingen zu stehen. Und während in London alte Machtstrukturen bröckeln, läuft in Los Angeles längst die neue Zeitgeist-Monarchie: die der Selbstvermarktung. Wo einst die Hofetikette galt, regieren heute Klickzahlen und Algorithmen. Auch hier gibt es Royals. Sie heißen: Die Kardashians.
"Meine armen Kinder"
Kim Kardashian, die Frau, die aus Selbstinszenierung ein Imperium gemacht hat, sorgt wieder für Schlagzeilen. In der neuen Staffel von "The Kardashians" spricht sie überraschend offen über ihre Ehe mit Kanye West. Und darüber, wie ihr Körper auf die seelische Belastung reagiert: "Ich hatte keine Schuppenflechte mehr seit meiner Scheidung, und jetzt ist sie gerade wiedergekommen."
West, einst gefeierter Rap-Superstar, heute berüchtigt für antisemitische Entgleisungen, sei für sie nach wie vor eine Prüfung. "Meine armen Kinder", sagt sie und meint North, Saint, Chicago und Psalm, die irgendwann verstehen werden, was ihr Vater in der Öffentlichkeit von sich gibt. Die 45-Jährige gesteht sogar, sie habe sich manchmal gefühlt, als litte sie "ein wenig am Stockholm-Syndrom".
Man kann ihr glauben, dass sie versucht, ihre Kinder zu schützen. Doch während Tochter North mit zwölf schon mit Zahnbriketts und Gesichtsbemalung posiert wie eine Erwachsene, bleibt die Frage: Wie sieht dieser Schutz eigentlich aus?
Und vielleicht liest auch mein lieber Kritiker von letzter Woche wieder mit. Denn der Satz gilt nicht nur für Kim: Ein bisschen weniger Empörung, ein bisschen mehr nachdenken – das täte uns allen gut.
Quelle: ntv.de
