Trauer um "Theatererfinder" Regisseur Hans Neuenfels gestorben
07.02.2022, 16:54 Uhr
Bei den Salzburger Festspielen sorgte Neuenfels 2001 mit seiner Interpretation der "Fledermaus" für einen Skandal.
(Foto: picture alliance / dpa)
Hans Neuenfels gehörte zu den Großen seiner Zunft. Der Theater- und Opernregisseur wurde mehrfach ausgezeichnet, 2016 für sein Lebenswerk. Nun ist Neuenfels im Alter von 80 Jahren verstorben. Seine Wegbegleiter würdigen ihn als "Regie-Talent" und "prägend für die Bühnen der Gegenwart".
Der renommierte Theater- und Opernregisseur Hans Neuenfels ist tot. Er starb am Sonntagabend im Alter von 80 Jahren in Berlin, wie seine Familie über einen Anwalt mitteilte. Der in Krefeld geborene Regisseur hatte seine Schauspiel- und Regieausbildung in Wien begonnen und dort seit Mitte der 1960er-Jahre inszeniert. Er arbeitete unter anderem am Theater Heidelberg, dem Stuttgarter Staatstheater und dem Schauspiel Frankfurt. Ende der 1980er-Jahre war er Intendant der Freien Volksbühne in Berlin.
Bekannt wurde Neuenfels auch als Opernregisseur mit Inszenierungen etwa von Verdi- und Mozart-Opern in Frankfurt, Berlin und Wien. Kultstatus erreichte seine "Lohengrin"-Inszenierung bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth. Mehrmals wurde er als Opernregisseur des Jahres ausgezeichnet, 2016 erhielt er den Deutschen Theaterpreis "Faust" für sein Lebenswerk. Neben seiner Theaterarbeit drehte er Filme über Dichter wie Kleist und Robert Musil.
Die Salzburger Festspiele, wo Neuenfels ebenfalls gearbeitet hatte, würdigten ihn als einen der ganz großen Theater- und Opernregisseure. Die Welt der Kultur verliere einen ihrer "bedeutendsten und originärsten Protagonisten, einen Theatererfinder, der in all seinen Widersprüchen immer einem unbedingten Kunstgedanken gefolgt ist", erklärte Intendant Markus Hinterhäuser und erinnerte an den Festspielskandal, für den Neuenfels 2001 mit einer radikalen Deutung von Johann Strauß' "Fledermaus" gesorgt hatte.
Für die Staatsoper Hamburg erklärte Intendant Georges Delnon: "Hans Neuenfels war ein ebenso sinnlicher wie kluger und musikalischer Regisseur. Ein Regie-Talent, das über Jahrzehnte prägend für die Bühnen der Gegenwart war." An der Staatsoper Hamburg hatte Neuenfels in der Spielzeit 2003/04 Beethovens einzige Oper "Fidelio" inszeniert.
Neuenfels war mit der Wiener Schauspielerin Elisabeth Trissenaar verheiratet. Das Paar lebte in Berlin und hat einen Sohn, den Kameramann Benedict Neuenfels, der mehrfach mit dem Deutschen Kamerapreis und 2019 mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde. In Berlin soll eine Trauerfeier stattfinden, wie der Anwalt der Familie mitteilte.
Quelle: ntv.de, chf/dpa