Rettungskräfte belasten Jackson-Arzt Schlinge um Murray zieht sich zu
07.01.2011, 18:48 Uhr
Michael Jacksons Leibarzt Dr. Conrad Murray gerät immer mehr in Bedrängnis.
Die Luft für Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray wird immer dünner. Neben dilettantischen Reanimationsversuchen und der dubiosen Beseitigung von Ampullen wirft man dem Herzspezialisten nun auch vor, Sanitäter und Ärzte getäuscht zu haben. Zudem soll er unmittelbar vor dem Tod seines Patienten Privatgespräche geführt haben.
Bei den Anhörungen zu den Todesumständen von Michael Jackson hat ein weiterer Zeuge angegeben, der US-Popstar sei lange vor dem Eintreffen der Rettungskräfte tot gewesen. Als er kam, sei Jackson wohl bereits seit mindestens 20 Minuten nicht mehr am Leben gewesen, sagte der Sanitäter Martin Blount, am dritten Tag der Anhörungen vor einem Gericht in Los Angeles. Die Haut des Sängers habe sich bereits kalt angefühlt, seine Augen seien starr und geweitet gewesen. Vorher hatte bereits Blounts Kollege Richard Senneff gesagt, Jackson sei vermutlich 20 bis 50 Minuten vor dem Eintreffen der Sanitäter gestorben.
Bei den Anhörungen soll geprüft werden, ob Jacksons Arzt Conrad Murray wegen fahrlässiger Tötung angeklagt werden kann. Blount bemerkte, Murray habe gegenüber den Sanitätern bestritten, Jackson Medikamente verabreicht zu haben, trotzdem aber eine Spritze in der Hand gehalten. Zudem hätten auf dem Fußboden drei Fläschchen mit dem Betäubungsmittel Lidocain gelegen. Die Sanitäter trafen vier Minuten nach Eingang des Notrufs bei Jackson ein. Murray hatte gesagt, er habe den Notruf eine Minute, nachdem Jackson aufgehört habe zu atmen, gewählt.
Zwei Ärzte der Notaufnahme an der Universitätsklinik von Los Angeles berichteten in der Anhörung, Murray habe nicht gesagt, dass er dem Sänger Propofol verabreicht hatte, sondern erwähnte lediglich Lorazepam, ein Mittel gegen Angstzustände. Laut Staatsanwaltschaft verabreichte der Leibarzt Jackson das starke Beruhigungsmittel Propofol jeden Abend als Einschlafhilfe. Die Autopsie ergab, dass der 50-Jährige an einer Überdosis des Mittels starb.
Stundenlange Telefonate?
Wie die "Los Angeles Times" berichtet wirft die Anklage Murray zudem ein "Höchstmaß an Ablenkung" durch diverse Telefonate vor. So soll Murray über fünf Stunden elf Gespräche geführt haben. Ein mehrfach unterbrochenes Gespräch habe 45 Minuten gedauert, zudem habe er viele Kurznachrichten verschickt. Noch aus dem Rettungswagen soll er mit seiner Freundin telefoniert haben.
Ein Mitarbeiter Jacksons hatte bereits ausgesagt, der Arzt habe zunächst Beweismaterial verschwinden lassen und erst dann den Notruf gewählt. Wenn Murray der Prozess gemacht wird, drohen ihm bis zu vier Jahre Haft und der Verlust seiner ärztlichen Zulassung. Jackson starb am 25. Juni 2009.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa