"Tatort" um eine Dating-Agentur Statler und Waldorf entdecken die Liebe
28.09.2014, 21:45 Uhr
Die drei Herren vom Kölner "Tatort": Dietmar Bär (als Freddy Schenk), Joe Bausch (als Dr. Joseph Roth) und Klaus J. Behrendt (als Max Ballauf, v.l.)
(Foto: dpa)
Wo die Liebe hinfällt, da bleibt sie liegen. Auch die Chefin einer Datingagentur kommt nicht wieder hoch, sie hat zwei Kilo Marmor auf den Schädel bekommen. Dass Ballauf und Schenk am Ende tatsächlich ihren Mörder fassen, scheint reiner Zufall zu sein.
"Ich kann es nicht beeinflussen, wie die Menschen meine Musik finden", schreibt Burt Bacharach in seiner Gentleman-Biografie "Anyone Who Had a Heart". Anscheinend kann es der legendäre Komponist auch nicht bestimmen, wer seine Musik wo benutzt. Ob er sein OK für diesen beinah unwirklich trägen "Tatort" gegeben hätte, kann man nur mutmaßen. So aber heben Preziosen wie "The Look of Love", dazu Gershwins melancholisches "But not for me" dieses Krimi-Derivat auf einen Sockel, den es selbst nicht mal mit Räuberleiter erklommen hätte.
Doch der Reihe nach: Am Abend hält Natascha Klein (Suzan Anbeh) noch eine Festrede, am Morgen drauf ist sie tot. Mit einer schweren Statuette in Form von Amors Pfeil hat man ihr den Schädel eingeschlagen. Eine morbide Pointe, war die attraktive Geschäftsfrau doch Chefin einer Dating-Agentur und brachte mit einem eigens entwickelten Algorithmus Beziehungswillige an den Mann und an die Frau.
Als wüssten Ballauf und Schenk gar nicht so ganz, was hier eigentlich Phase ist, entscheiden sich die beiden stante pede dafür, einen Heiratsschwindler, der in der Datenbank von "Lovecast" sein Unwesen treibt, auf die Schliche kommen zu wollen. Der Geschäftsführer (Gerd Machnow) ist ein schräger Vogel auf Kippen-Entzug, der Gatte von Natascha Klein (Holger Daemgen) augenscheinlich Hobby-Autist. Das alles scheint Ballauf und Schenk wenig zu kümmern.
Traurige Damen und ihr Erspartes
Sie wollen den "Zauberer", so der Nickname des Liebesdiebs, enttarnen, der dicke, dünne, traurige Damen, alle zusammen einsam und bedürftig, um ihr Erspartes bringt. Was das mit dem Tod von Natascha Klein zu tun haben soll, erschließt sich bis zum Schluss nicht so richtig.
Ebenso wenig, wieso und warum und aus welcher Requisitenkammer die Kölner Kriminalen immer ihre Doofmannsgehilfen von Praktis herbekommen. Diesmal soll Gabi (unablässig schmollmündig: Kathi Angerer) die beiden unterstützen und wird umgehend als Undercover-Lockvogel verheizt. Wie sie mit Kollegin Lydia (Juliane Köhler) giggelnd am Computer sitzt und aus einer dreizeiligen E-Mail mal eben ein Profil erstellt - unglaublich. Wie Ballauf und Schenk darauf dickbackig mit "Ist er gefährlich?" reagieren - unfassbar.
Sex unter Kollegen
Zwischendurch darf sich Ballauf - schlaf- und liebestrunken nach einer Nacht mit Lydia - unter wehenden Gardinen zu Bacharachs Evergreens wälzen und Kollege Schenk einer anderen Dating-Diva schöne Augen machen. Kein Wunder, dass sie die neue Praktikantin auf ihrer Mission Impossible aus den Augen verlieren und die, mit kümmerlichem Stimmchen um Hilfe piepsend, ans unterirdische Abflussrohr gefesselt wird.
Irgendwer muss am Ende - komme, was da wolle - dingfest gemacht werden. Und das gerät zur schönsten Szene der Folge. Wie Statler und Waldorf von der Muppet Show stehen Ballauf und Schenk auf einer Art Empore an einem Teich. Darauf ein Boot, einst Versteck für die Liebesspielchen der Ermordeten. Mit offen stehenden Mündern beobachten sie, wie die beiden, nun ja, nennen wir sie der Ordnung halber so, Hauptverdächtigen, miteinander ringen, bis unter Deck ein Schuss fällt.
Schläfrige Ermittler
Da horchen dann sogar die somnambulen Ermittler auf. "Polizei! Lassen Sie die Waffe fallen", entfährt es Schenk aus 50 Metern Entfernung, als spräche er im Schlaf. Der Mörder ist schließlich der Hausmeister (Oliver Bröcker), überführt mit dem guten, alten Trick vom Tatü-Tata-Ta-Täterwissen. Ausgefuchst.
Auch die Praktikantin schafft es wieder ans Tageslicht. "Wir haben uns schon Sorgen gemacht", seufzt Ballauf. So kurze Zeit nach Tessas Tod verschwindet hier en passant beinah die nächste Assistentin im Orkus und der Kommissar ist in Gedanken schon längst wieder auf der Kollegin - also Sachen gibt’s. Nach den kruden Kalamitäten des Araberprinzen in München und dem formalingetränkten Trübsal aus Münster das dritte "Tatort"-Dilemma in Folge. Und dann steigt auch noch ein herzförmiger Luftballon in den Kölner Abendhimmel. Ist das Komödie oder kann das weg?
Quelle: ntv.de