Unterhaltung

Leitmayr & Batic unter Arabern Sand im "Tatort"-Getriebe

Dam-Dam!

Dam-Dam!

(Foto: dpa)

Im Fall um einen ermordeten Emirssohn geraten Batic und Leitmayr in diplomatische Irrungen und Wirrungen. Nicht die einzige Fußangel für die Münchner Kriminologen. Auch die Geschichte entpuppt sich als wüstes Durcheinander.

Hatten Sie am Sonntagabend gegen 21.45 Uhr auch so einen unfassbar trockenen, ja, förmlich ausgedörrten Mund? Falls ja, dann kam das nicht etwa vom Wüstensand, der einem vom Bildschirm aus entgegen gepustet wurde. Es mag vielmehr daher gerührt haben, dass man anderthalb Stunden mit Maulsperre vor der Röhre verbracht hatte. Apropos Wüstensand: Das schicke Intro, zuweilen beim "Tatort" ja die etwas leidige Formel aus viel gewollt, aber doch nicht so ganz gekonnt, konnte sich sehen lassen.

Was folgte, balancierte auf dem schmalen Grat zwischen verstörend und erheiternd. Das Kinn klappte früh runter, nicht nur beim toten Emirssohn auf dem Beifahrersitz im Auto seines Bruders, sondern auch beim geneigten Zuschauer. Und wollte sich bis zum Abspann nicht recht zurück in Normalposition bringen lassen. Das Geschehen bot da viel zu viel Erstaunliches: Batic und Leitmayr wurden zu einem gestoppten Wagen gerufen, durften das Gefährt jedoch nicht öffnen, geschweige denn entern - trotz Leiche auf dem Beifahrersitz und blutbeflecktem Fahrer.

Bei den Insassen handelte es sich um Staatsbürger des Emirats Kumar, sie unterlagen damit diplomatischer Immunität. Der Konsul des arabischen Fantasiestaats, der undurchsichtige Abdel Saleh (Samir Fuchs), war denn auch gleich zur Stelle. Das Drama konnte beginnen. Nasir al Yasaf (Yasin el Harrouk), der Sohn des Emirs und Überlebender hinterm Lenkrad, trug dabei nicht nur die Hemden von Dieter Thomas Kuhn auf, er hatte sich auch noch den einzigen Gesichtsausdruck von Moritz Bleibtreu aus "Knocking on Heavens Door" geliehen.

Ochsenknecht mit Luder und Koks

Und Grund zum Ingrimm gab es genug: Michaela (Morgane Ferru), die Schöne mit den buschigen Augenbrauen, hatte fremdgeschlafen. Der Bruder war hinüber, im Teppichgeschäft ging es drunter und drüber, im Nobelbunker (sprich: Emir'sches Zuhause) trat man förmlich auf Angestellte und der einzige Kumpel (herrlich beknackt: Wilson Gonzalez Ochsenknecht) lungert mit Luder und Koks an der Nase auf der Couch herum. Herrschaftszeiten, wenn das Vater Scheich im fernen Orient wüsste.

Nicht nur der obskure Plot, auch sein Personal schien, als hätte es ein Praktikant mit Pilcher-Tätowierung auf den Fingerknöcheln im Hofbräuhaus in die Tischplatte geritzt. In der Disco wird vom Spiegel geschnupft, in der Freizeit mit der MP im Garten rumgeballert, die Autos sehen aus wie Düsenjets und gegessen wird von Silbertabletts, so groß wie Tischtennisplatten.

So fahrlässig eindimensional kamen arabische Gesellen und ihre Gegenspieler zuletzt bei den "Supernasen" daher: düstere Diplomaten, naive Nymphen, polternde Prinzen, klapprige Kommissare - wobei: Es schien fast, als wäre dem Duo mit der Silberlocke beizeiten aufgegangen, dass dieses Skript nicht mehr zu retten ist. Was also tun? Dem Affen Zucker geben und wenigstens die rar gesäten Pointen punktgenau setzen. "Warum will der Scheich eine U-Bahn in der Wüste bauen?", fragt Leitmayr. "Weil es oben so staubt", entgegnet Batic. Schmeißt dich weg.

Im kurzen Making of zum 68. Fall der Müncher Dauerbrenner wird Udo Wachtveitl über den Fortgang der Dreharbeiten befragt und wie es denn alles so werden wird mit dem Fall. "Es ist ja erst der dritte Tag", entgegnet Wachtveitl, "andererseits - wie heißt so ein schöner Spruch beim Drehen? Es könnte ja jetzt schon Scheiße sein". Wer den Tatort bis zum Ende durchhielt, wird wissen, warum die Mundwinkel des sympathischen Schauspielers dabei so mokant gezuckt haben.

Und wenn einem so viel Wüste wird beschert, das ist schon einen singenden Hauptdarsteller wert. Am Ende sitzt der Nöl-Prinz im Hinterzimmer seiner Teppichbude (die natürlich "Der Wüstensohn" heißt), scheppert beidhändig auf einem Metallteller und schmettert den Wüstenblues. Weine nicht, mein Herz. Marmor, Stein und Emir bricht. Dam-dam. Dam-dam.

Quelle: ntv.de

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