Blut auf den Gletschern von Fortitude Sterben Sie gern, aber bitte nicht hier
30.01.2015, 21:11 Uhr
In Fortitude darf niemand sterben - passiert natürlich aber trotzdem.
(Foto: Twitter/RadioTimes)
In Fortitude gibt es dreimal so viele Eisbären wie Menschen. Deswegen müssen die Zweibeiner stets ein Gewehr dabeihaben. Gewaltverbrechen gibt es trotzdem keine - bis jetzt. An einem Ort, an dem Sterben verboten ist, geschieht ein Mord.
Fortitude liegt inmitten arktischer Eiswüste. Der kleine Ort zählt nur 713 Einwohner. Die jedoch sind ein wilder Mix an seltsamen Individuen, deren berufliche Interessen und persönliche Probleme sie veranlasst haben, sich eine Existenz in Isolation aufzubauen. Sie alle grüßen freundlich, doch hinter verschlossenen Türen verwahrt jeder sein ganz eigenes düsteres Geheimnis. Fortitude ist schön und beengend zugleich. In der vergangenen Nacht startete die gleichnamige Serie.
In Fortitude gelten andere Regeln: Auf einen Menschen kommen drei Eisbären und so sind die Zweibeiner per Gesetz dazu angehalten, ein Gewehr zu tragen - sollte eins der Polartiere einmal entscheiden, einen menschlichen Snack zu sich zu nehmen. Es ist allerdings nicht der Eisbär, der das Schicksal des Mannes besiegelt, den er attackiert.
Schnaps statt Verbrechen
Harry Tyson (Michael Gambon) ist im Eis unterwegs, als er sieht, wie sich das Biest an einem Menschen zu schaffen macht. Er greift zur Waffe, zielt - und tötet das Opfer des Bären. Der Sheriff Dan Anderssen ("Game of Thrones'" Richard Dormer) ist sofort zur Stelle. Er schickt den Schützen fort: "Geh nach Hause. Überlass das alles mir." Dann lässt er den Unfall aussehen, als sei es bloß ein gewöhnlicher Bärenangriff gewesen.
"Niemand weiß, ob er ein guter oder ein schlechter Sheriff ist", erklärt die Forscherin Natalie Yelburton (Sienna Guillory). Jedenfalls ist Andersson kein sonderlich fähiger Polizist. Das zeigt sich, als der Umweltschützer Charlie Stoddart (Christopher Eccleston) tot in seiner Wohnung aufgefunden wird. Mord ist natürlich nie eine einfache Sache, aber in Fortitude stellt eine solche Tat ein ganz besonderes Problem dar.
Niemand darf innerhalb der Stadtgrenzen sterben. Weil der eisige Grund vor Ort Leichen konservieren würden, müssen die Einwohner von Fortitude, ihre Heimat zum Sterben verlassen. Ganz unabhängig davon, dass Fortitude eigentlich keine Gewaltverbrechen kennt. Sheriff Anderssen verbringt seine Schichten für gewöhnlich an der Flasche oder er belästigt eben ein paar Frauen. Gut, dass ihm Forensiker DCI Morton (Stanley Tucci) zur Seite gestellt wird.
Schöne Bilder, kryptische Story
"Fortitude" ist eine dieser Drama-Serien, die andauernd winzige Hinweise geben, wirren Handlungssträngen folgen, auf unbekannte Vorgeschichte verweisen und dann plötzlich dichtmachen. Es bleibt nur zu vermuten, dass so etwas wie Klarheit nicht ansatzweise vor Staffelende zu erwarten ist. Das ist etwas anstrengend und leider auch nicht neu.
Natürlich profitiert die aufwendig produzierte Show enorm von der beeindruckenden Kulisse, vor der sich die Handlung abspielt. Doch auch Gletscher und Schneewüsten sowie ein solider Cast täuschen nicht darüber hinweg, dass es der Geschichte zwar sicher nicht an Komplexität und Spannung fehlt, doch aber an klugen Dialogen und neuen, interessanten Charakteren.
Die Show aus der Feder von Simon Donald ist gut. Um jedoch aus der Masse an neu produzierten TV-Dramen hervorzustechen, reicht es nicht. "Fortitude" ist wie "Broadchurch" mit Eisbären, es wäre vielleicht auch gerne ein bisschen "Twin Peaks". Das Format ist schwerfällig, unnötig kryptisch wie etwa "The Leftovers" und fühlt sich an, als wäre es schon einmal da gewesen. Schicke Bilder sind Serienfans mittlerweile gewöhnt. Aber vielleicht wird es ja noch spannend in Fortitude. "Hier kommen die Dinge aus dem Nichts", weiß schließlich Rezeptionistin Elena. "Du kannst sie nicht sehen, bis sie dich zwischen den Zähnen haben."
Quelle: ntv.de