"The Real Housewives of Munich" Viel schöner Schein in der Schickeria
06.07.2024, 09:53 Uhr Artikel anhören
"Es ist so laut, bunt und nackt!" Besser lässt sich das Reality-Phänomen "The Real Housewives" wohl kaum beschreiben. Nun gibt es endlich einen deutschen Ableger: In München wird geshoppt, gefeiert und gezickt. Dabei muss sich die Schickeria (fast) nicht hinter dem Sunset Boulevard verstecken.
Allein der Titel der Show ist schon pure Ironie. Ein Reality-Format über eine Gruppe sehr wohlhabender Society-Ladys "The Real Housewives" zu nennen, was übersetzt etwas "echte Hausfrauen" bedeutet, ist natürlich ein Witz. Denn keine der Protagonistinnen darin muss auch nur einen Finger im Haushalt rühren. Schließlich hat man genug Geld für Personal.
Geld, das meist auch nicht selbstverdient, sondern einem durch die Hochzeit mit reichen Ehemännern, die wahlweise Unternehmer, Manager, Anwälte oder Immobilienmakler sind, quasi in den Schoß gefallen ist. Oder durch die Scheidung von eben jenen. Und was macht man als wohlhabende Gattin, wenn man selbst kein Geld verdienen muss? Man geht Shoppen oder Schampus trinken. Gerne mit Geschlechtsgenossinnen in ähnlicher Situation. Man füge noch ein Kamerateam hinzu, das auch dann noch draufhält, wenn sich die Protagonistinnen promilletechnisch nicht mehr auf den Beinen halten können - und schwupps, sind "The Real Housewives" geboren. In den USA gibt es inzwischen fast ein Dutzend Ableger der Reality-Show, die 2006 mit "The Real Housewives of Orange County" startete. Auch in Dubai und im britischen Cheshire dürfen wir inzwischen ins Leben der Schönen und Reichen hineinschnuppern.
Da wurde es Zeit, dass auch die deutschen Society-Ladys endlich zeigen dürfen, dass sie sich hinter Fan-Favoritinnen wie Kyle Richards, Erika Jayne, "Countess" Luann, Dorinda Medley und Ramona Singer nicht verstecken müssen. Ab dem 6. Juli nehmen uns "The Real Housewives of Munich" auf RTL+ in sechs Folgen mit in die Schickeria. Wöchentlich dürfen sich Reality-Fans dann auf je zwei Doppelfolgen freuen.
"Plastik ist fantastik"
Im Gegensatz zu ihren US-Kolleginnen gehen die Münchnerinnen überraschenderweise größtenteils tatsächlich Berufen nach. So ist die geschiedene "Spicy Mum" Seher Immobilienkauffrau und Gründerin eines Frauennetzwerkes. Lily ist Unternehmensberaterin, kümmert sich aber aktuell daheim ums Töchterchen. Pegah arbeitet in der Anwaltskanzlei ihres Gatten im Büro. Joana ist Modedesignerin. Carina ist Geschäftsinhaberin und Natalie macht auch irgendwas mit Immobilien. In erster Linie ist sie aber Düsseldorferin. Sie ist nämlich gerade aus dem Rheinland nach Bayern gezogen -der Liebe wegen. Dummerweise kriselt es da gerade.
Wann die Ladys ihren Berufen nachgehen, bleibt allerdings nebulös, denn stets ist genug Zeit, mal eben auf ein Gläschen Schampus nach St. Moritz zu düsen ("Billionäre hier, Billionäre da"), sich tagsüber mit den "Göööörls" zum Cocktailtrinken zu verabreden oder gemeinsam zu lunchen. Wer nicht kochen kann, bestellt bei "Feinkost Käfer". Zu Beauty-OPs steht man ("Plastik ist fantastik!"), bei Echtpelz scheiden sich die Geister. Hauptsache, der eigene Zwergpudel wird dafür nicht gehäutet. Immobilien werden in erster Linie danach ausgesucht, ob es Extrazimmer für Handtaschen, Schuhe und Klamotten gibt - dann erst wird über Platz für Mann und Kind nachgedacht.
Neben viel schönem Schein und Staunen über all den Protz, lebt aber jede Version von "The Real Housewives" hauptsächlich von den Interaktionen der Hausfrauen miteinander. Denn auch, wenn uns Zuschauerinnen und Zuschauern vorgemacht wird, dass die Damen auch im echten Leben ganz dicke Freundinnen sind, handelt es sich bei ihnen doch oft mehr um eine Zwangsgemeinschaft, die sich mehr oder weniger gut für die TV-Kameras zusammenrauft. Aber genau das macht den Charme des Formats aus. Denn wo keine Beißhemmung herrscht, geht es richtig zur Sache. Vor allem, wenn Alkohol im Spiel ist. Da sind in Beverly Hills und New York schon Gläser, Einrichtungsgegenstände und Fäuste bei den Damen geflogen und Extensions rausgerissen worden. Wenn es kracht, kracht es richtig. Freundinnen sind die meisten Damen nur bis zur nächsten Lästerei hinter dem Rücken der anderen. Oder bis zur nächsten Staffel.
Noch geht es recht gesittet zu in München
"Es ist so laut, bunt und nackt", klagt Designerin Joana beim nächtlichen Shopping-Spaß in einer Edel-Boutique. Doch im Vergleich zu den US-Kolleginnen geht es bei "The Real Housewives of Munich" zumindest in den ersten beiden Folgen noch geradezu gesittet zu. Nichts geht zu Bruch, Alkohol wird auch nicht im Übermaß getrunken und Lästereien wie "Cowboystiefel zum Tom-Ford-Kleid? Geschmack kann man halt nicht kaufen!" sind nichts gegen das, was sich Erika, Kyle und Co. gerne mal den Kopf werfen. Auch der erste Streit wirkt da noch recht gescripted.
Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Auch "The Real Housewives of Beverly Hills" mussten sich erst zusammenraufen, um sich richtig schön raufen zu können. Vielleicht liegt die Zurückhaltung in Sachen Streitkultur aber auch einfach daran, dass wir Deutschen Alkohol besser vertragen? Wer Champagner aus dem Maßkrug trinkt, der verliert halt nicht so leicht die Fassung.
Quelle: ntv.de