"Tatort: Franziska" nicht jugendfrei Tötet er oder tötet er nicht?
06.01.2014, 05:52 Uhr
Der Täter und sein Opfer: Daniel Kehl (Hinnerk Schönemann) und Franziska (Tessa Mittelstaedt).
(Foto: WDR / Martin Valentin Menke)
Es fließt nicht mehr Blut als in anderen Tatort-Folgen. Es wird auch nicht mehr geschossen als sonst. Trotzdem, zum ersten Mal seit 43 Jahren wird ein Tatort als nicht jugendfrei eingestuft und das völlig zu Recht.
Statt um 20.15 Uhr wie sonst immer wird dieser "Tatort" erst um 22 Uhr ausgestrahlt. Das hat auch einen guten Grund: Den Programmentscheidern ging es um die Angst, die ein Frauenmörder durch seine bloßen Worte erzeugen und um die Spannung, die dadurch entstehen kann: "Die starke Wirkung dieses Films war nicht eindeutig vorhersehbar. Die große Qualität der Inszenierung und die herausragenden schauspielerischen Leistungen sorgen für sehr intensive und eindrucksvolle Bilder, die im Kopf des Zuschauers entstehen", erklärt Gebhard Henke, Programmdirektor des WDR.
Hommage an die langjährige Assistentin
"Franziska", so der schlichte Name des "Tatorts" - bezeichnend für den klaren Fokus, auf dem der Film liegt - dreht sich um die langjährige Assistentin der Kölner "Tatort"-Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär): Franziska Lüttgenjohann, gespielt von Tessa Mittelstaedt. Es ist ihr bislang größter, aber auch letzter Auftritt in der "Tatort"-Reihe. Als starke, stolze Frau geht sie in den Knast, vorbei an den Pfiffen der Häftlinge, die - so scheint es – seit Jahren keine Frau mehr gesehen haben. Sie glaubt an das Gute im Menschen, daran, dass auch Schwerverbrecher aus ihren Fehlern lernen können und eine zweite Chance verdienen. Als Bewährungshelferin betreut sie den Frauenmörder Daniel Kehl (Hinnerk Schönemann), der sie kurz vor seiner Entlassung als Geisel nimmt und damit das Katz- und Maus-Spiel startet.
Ein Wolf im Schafspelz
Immer wieder versucht Franziska, an die kranke Psyche des Frauenmörders heranzukommen. Immer wieder entsteht der leise Hoffungsschimmer in ihren Augen, er könne doch noch zur Vernunft kommen. Doch Kehl bleibt bis zuletzt undurchschaubar und das liegt auch an seinem gepflegten Äußeren, das eher an den netten Familienvater erinnert als an den kaltblütigen Frauenmörder. Wie grausam Kehl tatsächlich ist, zeigt sich erst zum Ende des Films, als er Franziska mit einem Kabel erwürgt. Ein Schluss, den man als Zuschauer nicht erwartet und der diesen "Tatort" von anderen unterscheidet. Die Ermittler und ihre Assistenten kommen schließlich immer irgendwie davon. Doch dieses Mal ist es anders. Franziska kann nicht wiederbelebt werden. Sie stirbt mit aufgerissenen, angsterfüllten Augen. Dieses Bild ist zu Recht aus der Prime Time geflogen.
Leben ohne Franziska
Nach fast 13 Jahren verlässt die Schauspielerin Tessa Mittelstaedt auf eigenen Wunsch den Kölner "Tatort". Was nimmt sie mit? "Das Arbeiten mit fast dem gleichen Team trainiert sehr gut, ich habe verschiedene Regiehandschriften und wunderbare Kollegen kennengelernt. Der 'Tatort' war ein guter Start und Sprungbrett für meinen weiteren Weg", so die Schauspielerin. Nach all den Jahren möchte sie sich aber neuen Herausforderungen stellen. Gut darauf vorbereitet ist sie, vor allem nachdem sie in "Franziska" die Hauptrolle übernehmen durfte. Dafür hatten die männlichen Kollegen bei dieser Folge ihre Auftritte kurzerhand halbiert.
Nicht nur im Film, auch im wirklichen Leben werden die zwei Schauspieler ihre Kollegin vermissen. "Für die Zukunft wünsche ich Tessa weiterhin tolle Rollen. Und Projekte. Wir müssen uns ja jetzt ohne sie durchschlagen", so Behrendt. Aber mal abwarten, vielleicht bekommt er ja schon bald eine neue Assistentin.
Quelle: ntv.de