Stolz auf Rauswurf in Cannes Von Trier provoziert wieder
04.09.2011, 14:16 Uhr
Lars von Trier redet wieder öffentlich.
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Lars von Trier bereut einige Aussagen, ist jedoch von Political Correctness beunruhigt.
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Lars von Trier ist offenbar noch ganz der Alte. Der Rausschmiss in Cannes sei wie eine Auszeichnung gewesen, erklärt er nun. Die Geschichte zeige, dass wir alle in irgendeiner Weise Nazis wären.
Ungeachtet des jüngsten Skandals in Cannes zeigt sich der Filmregisseur Lars von Trier weiterhin provokant. Er sei sehr stolz darauf, als "persona non grata" (unerwünschte Person) vom Filmfestival ausgeschlossen worden zu sein, sagte er nun in Berlin. Der Rauswurf sei wie eine Auszeichnung gewesen, so der 55-Jährige weiter. Wann habe es so etwas zuvor gegeben?
Der als Provokateur bekannte Däne war im Mai nach dem Eklat wegen seiner Nazi-Äußerungen, für die er sich später entschuldigte, in Cannes ausgeschlossen worden und wollte keine mehr geben. Nun trat er im Berliner Kino Babylon Mitte vor das Publikum. Auf Nachfrage eines Zuschauers erklärte der Regisseur, dass die Geschichte zeigen würde, dass wir alle in irgendeiner Weise Nazis wären. Es dürfe außerdem keine Tabus geben, über die nicht gesprochen werden dürfe.

Von Trier arbeitet zurzeit an einem Film über die weibliche Sexualität.
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Die Fans im ausverkauften Saal feierten von Trier, der nach eigenen Angaben schon in der Filmschule gegen die Regeln verstoßen habe. Eine Provokation sei immer gut, sagte von Trier. Sie bringe die Menschen wieder zum Denken und lasse sie andere Dinge neu bedenken. Die besten Filme seien deshalb diejenigen, aus denen die Zuschauer etwas verwirrt herauskämen. "Ein paar Tage später denkt man dann, was zur Hölle war das", sagte von Trier.
"Entartete" Wagner-Inszenierung
Ähnlich habe Wolfgang Wagner auf die geplante Inszenierung von Lars von Trier für die Bayreuther Festspiele 2006 reagiert. Er habe Triers Skript des "Ring des Nibelungen" als "entartet" bezeichnet, ohne es böse zu meinen, behauptete von Trier: "Aber irgendwie klang das falsch."
Von Trier hatte bereits zwei Jahre an dem Konzept gearbeitet: "Ich wollte es auf die alte Weise inszenieren - das war aber nicht in Mode." Man müsse nicht alles plötzlich ändern. Wieso solle der Regisseur besser sein als derjenige, der das Stück geschrieben hat? Vielleicht sei er einfach zu ehrgeizig gewesen, sagte von Trier und ergänzte ironisch: "Zu entartet." Die Vorarbeiten für das abgebrochene Nibelungenprojekt sind laut Trier komplett im Internet veröffentlicht, damit sie andere Regisseure für sich nutzen könnten.
Er selbst arbeite momentan an einem neuen Skript. Der Film "Nymphomaniac" soll von der weiblichen Sexualität handeln. Die Recherchen dazu seien äußerst interessant, sagte der Regisseur - besonders die dreckigen weiblichen Gedanken in den vorbereitenden Gesprächen mit Frauen seien erstaunlich. Wie pornografisch der Film wird, stehe noch aus.
Über seine eigenen Neigungen sagte von Trier, dass ihn Frauen mehr inspirieren würden als Männer. Früher wollte er aber ein Homosexueller sein. "Ich wollte in Schwulenbars gehen, aber mein Penis wollte nicht", sagte von Trier scherzend: "Er hat seinen eigenen Willen."
Quelle: ntv.de, dpa