"And that's the way it is" Walter Cronkite ist tot
18.07.2009, 10:21 Uhr
Walter Cronkite im März 1978, dem Jahr der Camp-David-Gespräche.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Der legendäre US-Journalist Walter Cronkite ist am Freitag im Alter von 92 Jahren in New York gestorben. Das teilte der Fernsehsender CBS News mit, dessen "Anchorman" Cronkite von 1962 bis 1981 gewesen war.
Politiker und Kollegen würdigten ihn als "amerikanische Institution", eine Ikone und einen Pionier, der die Rolle des Nachrichtensprechers zu einer journalistischen Kunst entwickelte. US-Präsident Barack Obama bedauerte den Verlust einer "Ikone und eines teuren Freundes", der "Teil der Familie" gewesen sei. "Er war jemand, dem wir vertrauen konnten, dass er uns durch die schwierigsten Themen des Tages bringt - eine Stimme der Sicherheit in einer unsicheren Welt", sagte Obama in einer Erklärung des Weißen Hauses.
Weltkrieg, Nürnberg, Moskau
Cronkite wurde 1916 in St. Joseph im US-Bundesstaat Missouri geboren. In den 1930er Jahren war er für die Agenturen Scripps-Howard und United Press (später als United Press International - UPI bekannt) tätig. Zunächst erwarb er sich als Korrespondent während des Zweiten Weltkriegs einen Namen. Er war einer der ersten Reporter, der hautnah vor Ort inmitten der amerikanischen Streitkräfte über das Kriegsgeschehen in Europa berichtete.
Cronkite auf einem Bild aus dem Jahr 2007.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Cronkite Chefkorrespondent bei den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg. Von 1946 bis 1948 leitete er das Moskauer Büro von United Press, bevor er 1950 zu CBS News wechselte. Er berichtete unter anderem über die Bürgerrechtsbewegung in den USA, die Landung von Neil Armstrong auf dem Mond im Juli 1969 und den Watergate-Skandal, der zum Sturz von US-Präsident Richard Nixon führte.
Tränen nach dem Mord an Kennedy
Von ihm erfuhren die Amerikaner am 22. November 1963 vom tödlichen Anschlag auf Präsident John F. Kennedy. Dabei kamen dem Moderator die Tränen. Mehrfach versagte seine Stimme. Seine öffentliche Kritik am US-Militäreinsatz in Indochina soll das Ende des Vietnamkriegs beschleunigt haben. Als er während des Vietnamkrieges die Rolle der USA anzuzweifeln began, sagte der damalige Präsident Lyndon B. Johnson: "Wenn ich Cronkite verloren habe, habe ich die Mitte Amerikas verloren."
Bekannte Sendereihen mit ihm waren "Man of the Week", "Pick the Winner" und "Evening News with Walter Cronkite". Die "Evening News" mit Cronkite waren von 1969 bis 1981 die Nachrichtensendung mit den höchsten Einschaltquoten. In Umfragen wurde er wiederholt zum "vertrauenswürdigsten Mann Amerikas" gewählt. Seine Sendungen beschloss "Onkel Walter" mit seiner sonoren Stimme stets mit dem Satz: "... and that's the way it is" - "und genau so ist es" - und nur wenige seiner Zuschauer zweifelten an der Richtigkeit dieser Aussage.
Ein besonderer Coup gelang Cronkite 1977 bei einem Fernsehinterview mit dem damaligen ägyptischen Staatschef Anwar Sadat. Der später ermordete Präsident bemerkte beiläufig, er sei im Dienste des Friedens zu einer Reise nach Jerusalem bereit. Cronkite erkannte die Brisanz der Aussage und nagelte Sadat und den israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin in einem gemeinsamen Interview im November desselben Jahres auf eine Verabredung fest. Sadat hielt Wort, und so stand Cronkite an der Wiege der Camp-David-Gespräche im Jahr 1978.
Schnelle Autos und Klimaschutz
Nach der Pensionierung im Jahr 1981 frönte Cronkite seiner Leidenschaft für schnelle Autos und für das Segeln. 1996 veröffentlichte er seine Autobiografie "A Reporter's Life", die ein Bestseller wurde. In späteren Jahren äußerte er sich kritisch zum Irak-Krieg und engagierte sich für den Klimaschutz.
Laut "Washington Post" litt Cronkite seit Jahren an einer Störung der Durchblutung des Gehirns. Seine Frau Betsy, mit der er drei Kinder hatte, starb im Jahr 2005.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts