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Ronja von Rönnes "Wir kommen" Gelangweilter Vogel Jugend

Ronja von Rönne - hier bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt 2015.

Ronja von Rönne - hier bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt 2015.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein Strandhaus, Sommer und eine Viererbeziehung. Aber Spannung kommt nicht auf. Ronja von Rönne versucht sich in ihrem Debüt "Wir kommen" an einem Generationenporträt mit viel Ironie und wenig Handlung.

"Ich freute mich, dass etwas passierte", denkt Nora irgendwann in der Mitte des Romans. Der Leser freut sich mit. Dass die freudige Erwartung auf etwas mehr Handlung am Ende enttäuscht wird, gehört allerdings zum Konzept in Ronja von Rönnes Debütroman "Wir kommen".

Der Roman ist eine Art Tagebuch, das Nora scheibt, sehr ausführlich sogar, wie es der Therapeut ihr geraten hat. Sie will über den Tod von Maja hinwegkommen, ihrer Freundin, ihrem Vorbild: Maja, die mutige, die ideenreiche, mit der man Pferde stehlen und Jungs quälen konnte. Nora war immer nur die Mitläuferin, jetzt lähmt sie der Verlust.

Hipper Job, glamouröse Freunde

Es könnte besser sein: Nora lebt in Berlin, hat einen hippen Moderatorinnen-Job und glamouröse Bekannte. Sie hängt an ihrem Ex Karl, der mit Leonie und deren Tochter Emma-Lou zusammenlebt. Zusammen mit Jonas führen sie eine Viererbeziehung, man ist "jung und geschmackvoll". Doch Nora quälen Panikattacken, die polygame Beziehung kriselt. Also fährt man ans Meer, zum Strandhaus von Karls Eltern.

"Wir kommen" von Ronja von Rönne ist bei Aufbau erschienen, 208 Seiten gebunden, 18,95 Euro.

"Wir kommen" von Ronja von Rönne ist bei Aufbau erschienen, 208 Seiten gebunden, 18,95 Euro.

Und hier passiert: nichts. Fast nichts: Man streitet sich, führt oberflächliche Gespräche und bereitet eine Party vor, die irgendwie alles retten soll was nicht mehr zu retten ist. Das alles schreibt Nora in ihr Tagebuch, zusammen mit Rückblenden, Erinnerungen an Maja. Nur langsam enthüllt sie dabei die Gründe für Majas Tod und ihre eigene Traurigkeit.

Man kann von Rönnes Buch auf zweierlei Art lesen. Die eine ist sterbenslangweilig und ärgerlich. Weil kaum etwas passiert, weil sich die Vier im Kreis drehen, weil es Wiederholungen gibt und aufgeblasene Sätze, eine Mischung aus Küchenpsychologie und ironischen Sprüchen, die man auf Twitter zuhauf findet.

Man kann das Buch aber auch als Porträt einer Generation lesen, die nichts anderes kennt als diese Ironie. Eine Generation, die wohlbehütet aufgewachsen ist, vermutlich zu wohlbehütet. "Meine Mutter sagt, was man liebt, muss man ziehen lassen. Also habe ich den Kontakt zur ihr abgebrochen", schreibt Nora. Aber Rebellion ist schwer, wenn kaum noch etwas für Skandale sorgt. Außer Maja. Aber die ist ja tot.

"Wir sprachen den gleichen Code"

"Wie sahen aus wie alle anderen hier, wir sprachen den gleichen Code", schreibt Nora über eine Party in ihr Tagebuch. Genau das greift von Rönne auf. Sie spielt auf Filme an, auf Musik, auf gemeinsame Erlebnisse, die eine Generation zusammenschweißen. Dabei ist sie meist bissig, manchmal sarkastisch und immer ironisch. Jede Bemerkung wird nochmal gedreht, mit einem Nachsatz versehen.

Das wird mit der Zeit anstrengend, weil die ironischen Umschreibungen irgendwann nerven oder weil sie sich als hohle Phrasen entpuppen. "Jeder Gegenstand in diesem Zimmer blähte sich auf vor schlechter Symbolik", heißt es an einer Stelle - das gilt auch für Teile des Buchs. Das Konzept trägt einfach nicht über die 200 Seiten, ihm geht recht schnell die Luft aus. Erst am Ende wagt von Rönne auch sprachlich etwas. Aber da interessieren einen die Charaktere schon nicht mehr. Außer Maja, von der man gern mehr gelesen hätte. Aber die ist ja tot.

"Wir kommen" von Ronja von Rönne direkt bei Amazon oder bei iTunes kaufen.

Quelle: ntv.de

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