Leben mit der biologischen Uhr Jedermann tickt anders
15.05.2010, 09:00 Uhr
Das Buch ist im Dumont-Verlag erschienen und kostet 19,95 Euro.
In jedem Menschen tickt eine ganz spezielle Uhr, die nicht nur den Lebensrhythmus, sondern das Überleben regelt. Ein Leben gegen diese innere Uhr schafft uns erhebliche Probleme. Doch das Leben in unserer modernen Welt lässt nur die wenigsten Menschen auf das Ticken dieser Uhr hören.
Till Roenneberg ist Deutschlands führender Chronobiologe, der Experte für innere Uhren sozusagen. Roenneberg ist begeisterter Wissenschaftler, aber er sitzt nicht im Elfenbeinturm. Er will sich nicht nur in Fachkreisen austauschen, sondern die Menschen für ihr Ticken sensibilisieren. Denn ob Körpertemperatur, Schlaf, Konzentration, Schmerz oder Aufnahmefähigkeit, jeder Zeittyp hat seine besseren und schlechteren Zeiten.
Warum werden Teenager nicht wach?
Roenneberg findet dafür höchst anschauliche Beispiele, die verschlafenen Teenager etwa, die zu normalen deutschen Schulzeiten kaum aus den Augen gucken können, geschweige denn lernfähig sind. Im zweiten Teil jeden Kapitels erklärt er dann wissenschaftlich, warum das so ist. Im Fall der Teenager erfährt der Leser, dass deren Chronotyp extrem spät ist und dass man dankbar sein sollte für die Erfindung der Diskothek. Sie ermöglicht es den Jugendlichen, wach zu sein, ohne den anderen früheren Chronotypen auf den Wecker zu fallen.
So lernen wir die so genannten Spättypen kennen. Sie haben ihren Leistungshöhepunkt erst am späten Nachmittag und große Schwierigkeiten mit den frühen Startzeiten in Schule und Büro. Die Frühtypen wiederum haben Probleme mit dem Freizeitleben, das in der Regel erst spät am Abend oder sogar nachts stattfindet.
Die Gesellschaft sieht die einen als faul an und die anderen als langweilig. Doch nichts von beidem stimmt. So bittet Roenneberg auch um mehr Toleranz, denn unsere innere Uhr stimmt oft mit den gesellschaftlichen Zeitplänen nicht überein. Diese Toleranz brauchen wir nicht nur für Mitmenschen, die anders ticken, sondern auch für uns selbst. Denn jeder Zweite lebt in einer Art permanentem Jetlag, weil sein Leben nicht nach der eigenen Uhr läuft.
Wissenschaftlich und trotzdem spannend
Überraschend ist auch, dass es nicht die eine innere Uhr gibt, sondern gleich eine ganze Reihe Zeit- und Taktgeber für unseren Organismus. Das spielt der Sehnerv eine Rolle und Hormone und das Tageslicht hilft uns, unsere Uhr mit dem Tageslauf zu synchronisieren. Roenneberg beschreibt das alles so, dass man das meiste verstehen kann. 24 Kapitel, für jede Stunde des Tages eine, voller Begeisterung für ein wirklich spannendes Thema.
Quelle: ntv.de