Nordsee-Delikatesse Lecker: Sylter Algen
13.04.2006, 07:26 UhrAlgen von der Nordseeinsel Sylt sollen den Speiseplan in Deutschland bereichern. Professor Klaus Lüning vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in List auf Sylt wirbt für die in Asien traditionell begehrte Meeres-Delikatesse: "Gesund, nahr- und schmackhaft und vor allem das einzige Gemüse, für dessen Erzeugung wir kein Süßwasser benötigen", sagte Lüning am Mittwoch nach den Erfahrungen der ersten Jahre zu seinem Projekt, das die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 100.000 Euro fördert.
Von den weltweit bekannten 40.000 Algenarten sind nach Lünings Angaben 160 zum Essen geeignet. In Südostasien werden jährlich neun Millionen Tonnen verspeist. "Algen haben eine Nährstoffgehalt wie keine andere Nahrung auf der Welt und eignen sich hervorragend als Nahrungsmittel", sagte der DBU-Sprecher Franz-Georg Elpers. Mit anderen Salaten gemischt und auf verschiedene Weise angemacht oder gedünstet als Gemüse kommen die Algen auf den Tisch.
Die Forscher wollen künftig Algen- und Fischzucht im geschlossenen Kreislauf kombinieren. "Eine ideale Ergänzung", sagte Lüning. "Die Abfallstoffe des Tieres werden zum Nährstoff der Pflanze und umgekehrt." Jetzt werden die geeignetsten Rot- und Braunalgen (Palmaria und Laminaria) für diese Art der Kultur ausgewählt. Dazu betreiben die Wissenschaftler Meerwassertanks mit je 2.000 Litern Inhalt in zwei Gewächshäusern der Wattenmeerstation Sylt.
Im zweiten Jahr seien bereits 280 Kilogramm Rotalgen geerntet worden, die vor allem an Restaurants geliefert wurden, berichtete Lüning. Als Nebenprodukt wirft die Anlage noch die Meeresschnecke Abalone ab, die am liebsten Rotalgen frisst. Die so genannten Sylter Meerohren kommen nach vier Lebensjahren auf ein Körpergewicht von 80 Gramm und werden für 20 Euro je Kilogramm als Delikatesse nach Südostasien verkauft.
Für die Wissenschaftler ist nach den Versuchen klar: Die Kultivierung von Rot- und Braunalgen ist "gesichert und aussichtsreich". Innerhalb von fünf bis acht Wochen verdoppele sich die Algen-Biomasse. Im Gewächshaus können die Pflanzen ganzjährig wachsen, im Winter allerdings mit Hilfe künstlicher Beleuchtung. Künftig soll versucht werden, Braunalgen in Strandnähe im Meer zu züchten. Sie sollen an 100 Meter langen Schwimmseilen wachsen.
Quelle: ntv.de