Kino

Wer braucht schon "World War Z"? Von Zombie-Samurais und Sperma-Untoten

Radioaktive Nazi-Samurai-Zombies: Klingt gut, aber man hätte bei "Dead Mine" mehr aus dem Thema machen können.

Radioaktive Nazi-Samurai-Zombies: Klingt gut, aber man hätte bei "Dead Mine" mehr aus dem Thema machen können.

(Foto: Entertainment One)

Mit dem Hollywood-Blockbuster "World War Z" erreicht der Zombie-Film eine neue Stufe: Die Untoten sind damit in der breiten Masse der Bevölkerung angekommen. Zombies sind in, Untote cool. Aber muss gleich Brad Pitt versuchen, die Welt zu retten? Der Zombie ist schließlich der Star! Hier sind die Beweise.

Direkt an die Spitze der Kinocharts: "World War Z"

Direkt an die Spitze der Kinocharts: "World War Z"

Rund 200 Millionen Dollar Produktionskosten. Nein, diesmal greifen nicht abgrundtief böse Aliens das Weiße Haus an. Nein, es sinkt auch kein Ozeanriese unter der Regie von James Cameron. In "World War Z" überrollen ganz im Stil von Danny Boyles "28 Days Later" sich rasend schnell bewegende Zombies die Erde - und Brad Pitt ist dazu auserkoren, uns alle vor den Untoten auf Speed zu retten. Und das kostet eben. Dabei sind Zombie-Filme sonst alles andere als teuer - und genau das macht auch ihren Reiz aus. In "Cockneys vs. Zombies" des deutschen Regisseurs Matthias Hoene beispielsweise sorgen mehr als 900 als Zombies herausgeputzte Statisten für den Erfolg des Films. Auf Festivals wird er genauso gefeiert wie von den Kritikern. Mit rund fünf Millionen Euro ein wahres Schnäppchen. Aber es geht noch kostengünstiger.

"KFZ: Kentucky Fried Zombies", der im Original "Die-ner (Get it?)" heißt, ist da das beste Beispiel. Selbst Low Budget ist bei dem Erstlingswerk von Drehbuchautor und Regisseur Patrick Horvath noch übertrieben. Auf nicht einmal 500.000 Dollar werden die Produktionskosten geschätzt. Und genau da liegt der Reiz. "KFZ" punktet als klassisches B-Movie mit unvorhersehbaren Wendungen und erinnert dabei an ein waschechtes Kammerspiel: Ken (Joshua Grote) tötet in einer extrem ruhigen Nacht den Koch Fred und die Kellnerin Rose eines abgelegenen Diners an einem gottverlassenen Highway. Warum auch nicht? Ken ist ein Serienkiller, auch wenn er wie der kleine Bruder von John Cusack daherkommt und scheinbar keiner Fliege etwas zuleide tun könnte.

B-Movie, wie es sein soll

"KFZ: Kentucky Fried Zombies" ist bei Schröder Media erschienen.

"KFZ: Kentucky Fried Zombies" ist bei Schröder Media erschienen.

(Foto: Schröder Media)

Er lagert die Leichen im Kühlraum, säubert den Tatort und will bereits gutgelaunt von dannen ziehen, als ein junges Pärchen das Diner betritt. Rob (Parker Quinn) und Kathy (Liesel Kopp) stecken in einer Ehekrise, ein dringend nötiges Gespräch soll alles wieder ins Lot bringen - oder die Trennung herbeiführen. Ken geht zu ihrem Tisch, tut so, als ob er im Diner arbeitet  und flirtet vor Robs Augen mit Kathy. Dann betritt ein weiterer Gast das Diner: Sheriff Duke (Larry Purtell).

Ken atmet tief durch. Aber es kommt noch schlimmer: Plötzlich tauchen die getöteten Fred und Rose auf. Als Untote wollen sie sich offenbar an ihrem Mörder rächen. Der nimmt kurzerhand Sheriff Duke und das zerstrittene Pärchen als Geiseln und versucht so, den Zombies zu entkommen. Aber Fred und Rose sind nicht allein.

Klassische Zombie-Story, ein recht guter Cast, ordentliche handgemachte Special Effects und ein verstörendes Ende: Damit kann "KFZ" punkten. Einzig die Frage nach dem "Wie kam es eigentlich zu der Zombie-Plage?" bleibt unbeantwortet. Das stört aber nicht wirklich.

Zombies, Samurais, Zweiter Weltkrieg

"Dead Mine" ist bei WVG Medien als DVD und Blu-ray erschienen.

"Dead Mine" ist bei WVG Medien als DVD und Blu-ray erschienen.

(Foto: Entertainment One)

Die Frage nach dem "Woher?" wird in "Dead Mine" dagegen schnell beantwortet. In dem indonesischen Independent-Film dreht sich alles um das Gold, das ein japanischer Offizier während des Zweiten Weltkriegs gestohlen, gehortet und irgendwo versteckt hat. Ein reicher Schatzsucher (Les Loveday) glaubt zu wissen, wo es sich befindet. Sein kleiner, aber mit bis unter die Zähne bewaffneten Söldnern gespickter Expeditionstrupp muss nicht lange suchen: Als die Gruppe den Eingang zu einem verlassenen Bunker findet, wähnt sie sich am Ziel.

Plötzlich wird auf die Gruppe gefeuert. Sie zieht sich schnell in den Bunker zurück und wird dort eingeschlossen. Der Eingang ist mit Geröll versperrt. Auf ihrer Suche nach einem weiteren Ausgang kommen sie dem dunklen Geheimnis des Bunkers auf die Schliche. Achtung: Spoiler-Alarm! Zombies. Die japanische Armee hat während des Zweiten Weltkriegs Experimente an gefangenen feindlichen Soldaten durchgeführt. Dabei herausgekommen sind übernatürlich starke Untote. Sie hausen seit Jahrzehnten in den Gängen unter dem Bunker. Nun endlich können sie ihren Hunger stillen - allen voran die unbesiegbare kaiserliche Garde.

Hey, was will man mehr: Zweiter Weltkrieg, verlassener Bunker, radioaktive Zombie-Samurais - alles in einem Film. Der weckt dann auch noch Erinnerungen an dutzende Klassiker gleich mehrerer Genres: Der geneigte Zuschauer erkennt "Indiana Jones" wieder, dazu noch "Predator". Ja sogar Anleihen aus frischeren Werken wie "War Of The Dead" oder dem Kultschocker "The Descent" finden sich. Allerdings steigen bei so vielen Anspielungen und Verweisen auch die Erwartungen - und die kann der Film dann nicht erfüllen. Wenn Samurai-Zombies einem keine Angst einjagen und gleichzeitig der Humor etwas zu kurz kommt, dann spricht das nicht für die erste HBO Asia-Produktion. Erst recht nicht, wenn die Produktionskosten im siebenstelligen Bereich gelegen haben dürften. Aller Anfang ist schwer.

VHS hat doch was Gutes

"Rage Of The Undead" ist bei WVG Medien als Blu-ray und DVD erschienen.

"Rage Of The Undead" ist bei WVG Medien als Blu-ray und DVD erschienen.

(Foto: WVG Medien)

Wieder deutlich kostengünstiger dürfte es bei "Rage Of The Undead" zugegangen sein, einer japanischen Produktion, die im Original "Zomvideo" heißt. Da klingt "Rage Of The Undead" schon knackiger, oder? Allerdings verspricht der Titel auch mehr, als der Film halten kann. Kurz zur Story: Japan wird von einer Zombieplage ungeahnten Ausmaßes bedroht. Auch die Mitarbeiter einer Videofirma in Tokio sehen der Zombie-Apokalypse ins Auge. Aiko schaut gerade Videos durch, als sie auf jahrzehntealte Aufnahmen stößt. Darin wird erklärt, wie man Zombies erkennt, wie man sich ihnen gegenüber verhält - und auf einem weiteren Videoband auch, wie man sie am besten umbringt.

Von da an nimmt der handgemachte Splatter seinen Lauf. Allerdings nicht ohne die eine oder andere überraschende Wendung, eine Verschwörung inklusive. Was "Rage Of The Undead" aber sehenswert macht, ist der schräge Humor des Films von Regisseur Kenji Murakami. Kein Gag erscheint zu platt, keine Idee zu verrückt: Zombies erkennt man beispielsweise nicht etwa an ihren abgehackten langsamen Schritten oder Grundgeräuschen. Um wirklich sicherzugehen, dass man einen waschechten Untoten vor sich hat, muss man nur auf dessen Haare schauen: Steht dort eine Strähne zu Berge, wie etwa bei Cameron Diaz in "Verrückt nach Mary", nachdem sie sich aus Versehen Sperma ins Haar geschmiert hat, hat man einen waschechten Untoten vor sich.

"Rage Of The Undead" ist eine kurzweilige Horror-Komödie oder besser noch Fun-Splatter und - trotz des übertriebenen Titels - durchaus sehenswert. Da schließt sich der Kreis zu "World War Z". Den sollte man sich als Zombie-Filmfan auch anschauen, schon allein, um zu sehen, wie die rund 200 Millionen Dollar Produktionskosten ausgegeben worden sind. Speed für die Zombies vielleicht?

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Quelle: ntv.de

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