Hat das Leben eine B-Seite? Christian Ulmen als frustrierter Rock-Star
22.07.2015, 18:39 Uhr
Er kann auch nichts dafür, dass die Lehrpläne nicht erneuert werden.
(Foto: dpa)
Dies ist eine Geschichte über Neuanfänge, Freundschaften, Musik, Langeweile, Frust und Veränderungen. Das alles ist gut und gehört zum Leben. Christian Ulmen erfährt in "Becks letzter Sommer", wie schön es ist, mal nicht nur an sich zu denken.
Lehrer Beck hat's auch nicht leicht: Ein bisschen einsam ist er, die Badewanne zu kurz, die Lehrpläne immer dieselben, die Schüler frech bis desinteressiert. Der Ex-Rockstar muss sich der Frage stellen: Ist es jemals zu spät für einen Neuanfang im Leben?
Robert Beck (herrlich schofelig: Christian Ulmen) ist ein gescheiterter Musiker und frustrierter Lehrer - bis er auf seinen begabten Schüler Rauli Kantas (herrlich arglos: der argentinische Schauspieler Nahuel Pérez Biscayart) trifft. Ein junges Musikgenie, das singt und E-Gitarre spielt, wie Beck es selbst gern wieder könnte. Dabei ist er kein neidischer Typ, er will nur raus aus seinem Leben - und deswegen möchte er für seinen begabten Schüler Songs schreiben und ihn groß rausbringen.
Ganz so selbstlos ist er dabei allerdings nicht, wie sich herausstellt. Ulmen schafft es aber, dass der Zuschauer nachvollziehen kann, warum er handelt, wie er handelt, man versteht ihn einfach. Seinen Frust, seinen Humor, sein Leiden, nicht mehr der zu sein, der er mal war. Und Rauli ist vielleicht seine letzte Chance, aus seinem Lehrer-Dasein auszubrechen, in dem es nur um alte Lehrpläne, Eifersüchteleien im Lehrerzimmer und lange Abende über Hausaufgaben-Korrekturen geht.
Eine Reise wie das Leben
Becks vergangenes Leben als Rock-Star der Band "CashPunk", das so unerfreulich endete, schwebt jedoch wie ein Damoklesschwert über ihm. Aber langsam muss er sich eingestehen, dass er nur eines will: selbst wieder ein Rock-Star sein.

Rauli Kantas (Nahuel Peréz Biscayart, l) und Robert Beck (Christian Ulmen) wollen ein Album aufnehmen.
(Foto: dpa)
Der Weg dahin birgt viele komische Situationen; er führt über einen chaotischen Road-Trip nach Istanbul bis nach Rom, Menschen und Freunde kreuzen Becks Weg, die ihn immer wieder zurückwerfen und dann aber doch weiterbringen in seiner persönlichen Entwicklung. Eine Reise wie das Leben selbst eben. Die Entscheidungen, die an jeder Wegkreuzung getroffen werden müssen, sind elementar - und im Leben geht es eben um mehr als um Norden oder Süden: hier geht es um großes Musik-Label, kleiner Plattenladen, um Großzügigkeit in der Liebe oder Beharren auf alten Standpunkten und Vorstellungen, um Verzeihen können oder am Ende verbittern.
Langsam und liebevoll
Die Liebe zu Becks Freundin Lara (Friederike Becht) und seine fast väterliche Freundschaft zu Charlie (Eugene Boateng) bringen Beck oft an den Rand seiner Kapazitäten. Doch seine Lebensziele immer wieder neu zu überdenken, ist eigentlich das, was einen Menschen vorwärts bringt.
"Becks letzter Sommer" ist ein langsamer Film, trotz der ganzen Action, und ein liebevoller Film, der den Zuschauer dazu führt, auch seine eigenen Lebensziele mal wieder zu hinterfragen. Den für einen Musik-Film so wichtigen Soundtrack steuerte Tobias Jundt, Komponist und Leadsänger von Bonaparte, bei.
"Becks letzter Sommer" ist kein schlechter Ansatz für unseren Sommer und startet am 23. Juli in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de