Wenn aus Liebe Obsession wird Erotik-Thriller, der "Unter die Haut" geht
04.07.2011, 07:45 Uhr
Karen und Maciek - wenn aus einem One-Night-Stand krankhafte Obsession werden.
Karen ist erfolgreiche Mode-Fotografin. Sie liebt ihren Beruf, ihren Ehemann und ihre Tochter - tagsüber. In der Nacht träumt sie von einem unbekannten Mann. Als sie ihn wie aus heiterem Himmel dann in der Realität trifft, beginnt ihr Leben völlig außer Kontrolle zu geraten. Das Drama nimmt seinen Lauf.
Machen wir uns nichts vor. Wie die Liebe tickt, kann keiner genau erklären. Man kann absolut glücklich in einer Beziehung sein, verheiratet und Vater oder Mutter eines Kindes, sich absolut geborgen fühlen, weil es einem an nichts fehlt. Und plötzlich schmeißt man alles weg. Vom einen auf den anderen Moment. Einfach so. Manche mögen es Schicksal nennen, andere reine Willkür. Zufall oder Bestimmung. Alles egal. Liebe ist nicht definierbar. Sie kommt und geht - absolut überraschend.
Karen (Sonja Richter) kann es auch nicht erklären: Sie ist jung, sieht fantastisch aus, ist glücklich verheiratet und liebt ihren Ehemann Johan (Michael Nyqvist, Star der "Millennium-Trilogie") und ihre kleine Tochter. Sie hat einen gut bezahlten Job als Mode-Fotografin, reist umher. Kurzum, ihr Leben ist perfekt. Zu perfekt. Denn in der Nacht lässt sie ein ganz bestimmter Traum nicht los.
Freud lässt grüßen
Anfangs denkt sie sich noch nichts dabei. Aber der Traum kehrt immer wieder zurück, sucht sie heim, verfolgt sie und wird ihr ständiger Begleiter. Sie sieht darin einen ihr völlig unbekannten Mann. Nackt. In einem Hotelzimmer. Und sie beobachtet ihn - heimlich. Der Traum endet damit, dass sich der Unbekannte vom Balkon stürzt.
Eines Tages, als Karen für einen Foto-Job in einem Pariser Hotel eincheckt, traut sie ihren Augen nicht. Der Mann aus ihren Träumen ist Wirklichkeit. Sie fasst allen Mut zusammen, spricht ihn an und erzählt ihm ihren Traum, dessen Hauptprotagonist er ist. Auch dass er am Ende immer stirbt. Die Affäre, die darauf folgt, ist so schnell zu Ende, wie sie begonnen hat. Karen ist völlig vor den Kopf gestoßen. Das Einzige, was sie über ihren geheimnisvollen Mann erfahren hat, ist sein Name, Maciek, und dass er aus Warschau stammt. Als sie wieder nach Hause zu ihrer Familie fliegt, versucht sie Maciek (Marcin Dorocinski) zu vergessen und so weiterzumachen, als wäre nichts geschehen.
Eine Laune des Schicksals
Allerdings bleibt es nur bei dem Versuch. Denn wie das Schicksal so spielt, bekommt sie recht bald den Auftrag, für ein Fotoshooting nach Warschau zu fliegen. Nach einigem Zögern - noch immer träumt sie nachts von dem nun nicht mehr ganz unbekannten Mann, neuerdings wacht sie sogar davon auf, immer um Punkt 03.30 Uhr - nimmt sie den Job an und reist nach Warschau. Die Arbeit ist dabei nur Nebensache. Karen will Maciek finden. Sie muss ihn wiedersehen.
Als sie sich in Warschau treffen, ist es für Karen Gewissheit: Maciek ist für sie keine Affäre mehr. Sie liebt ihn und will mit ihm zusammenleben. Karriere, Ehe, Kind? Alles egal. Maciek sieht das anders. Auch er hat Frau und Kind und dazu noch die eine oder andere Geliebte. Karen ist das zu Beginn egal. Sie will Maciek. Komme, was da wolle. Mit der Zeit aber, will sie ihn nicht mehr teilen. Sie will ihn nur für sich allein und versucht seine Ehe zu sabotieren. Aus Liebe ist längst psychopathische Obsession geworden. Der Hass folgt nur wenig später. Karen ist völlig außer Kontrolle. Und das Unausweichliche nimmt seinen Lauf …
Gefährliche Begierde
"Unter die Haut" ist Drama, Psycho- und Erotikthriller in einem. Der Film des Regisseurs Per Fly zieht den Zuschauer dadurch in seinen Bann. Der Film fesselt umso mehr, je tiefer sich Karen von ihrem perfekten Leben entfernt und ihr die Kontrolle über sich selbst aus den Fingern gleitet.
Einige Schwächen hat "Unter die Haut" aber auch. Da wäre Michael Nyqvist, dessen Rolle als Ehemann zu einer Randnotiz des Films verkommt. Die Dialoge mit Karen sind kurz und wortkarg. Sein schauspielerisches Können, das er in der "Millennium-Trilogie" unter Beweis gestellt hat, kann er in "Unter die Haut" nicht zeigen. Auch der Score kann nach einer gewissen Zeit nerven.
Alles in allem ist "Unter die Haut" aber ein düster-erotischer Psychothriller, der mit den menschlichen Abgründen rund um die Themen Liebe und Begierde spielt und das ganz unprätentiös und abseits des Hollywood-Mainstreams.
Quelle: ntv.de