Das Grauen hat kein Gesicht "F - London Highschool-Massaker"
02.12.2011, 07:09 Uhr
Wer oder was verbirgt sich unter der Kapuze?
(Foto: Universal Pictures)
Gesichtslose Schläger, ein Schulkomplex mit unzähligen dunklen Ecken und ein abgehalfterter Lehrer: Das sind die Zutaten für den englischen Reißer "F", der auf der Insel bereits Kultstatus erlangt hat. Er soll auf wahren Begebenheiten beruhen.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich hatte vor meinen Lehrern noch Respekt. Andere Zeiten, andere Sitten - vor allem wenn es um angelsächsische Schulen geht. Metalldetektoren vor US-Schulen sollen Waffen in den Klassenzimmern verhindern, die Gewalt schafft es dennoch hinein. Und auch England kämpft mit einer steigenden Zahl gewaltbereiter Jugendlicher. Der Lehrer ist da das ärmste Schwein, auch weil er am kürzesten Hebel sitzt.
Robert Anderson (David Schofield) ist dafür das perfekte Beispiel. Er unterrichtet an einer Londoner Highschool. Sein letztes Druckmittel gegen die zunehmend rabiater werdenden Schüler sind schlechte Noten. Als er einem Schüler ein "F" gibt, verpackt in ein paar süffisante Bemerkungen, rastet der Schüler aus - und schlägt zu. Doch statt von der Schule zu fliegen, bekommt Anderson den Ärger, denn die Eltern des Schülers sind klagewütig und wollen - falls ihr Sohn nicht wieder am Unterricht teilnehmen darf - gerichtlich gegen die Schule vorgehen. Die Direktorin Sarah Balham (Ruth Gemmell) knickt ein.
Anderson kann es nicht fassen und sein Leben geht zusehends den Bach runter. Er hat Angst vor den Schülern, wittert Gewalt an jeder Ecke. Seine Ehe ist am Ende, seine Beziehung zu seiner Tochter Kate (Eliza Bennett) - ebenfalls Schülerin an seiner Highschool - liegt in Trümmern. Er lässt sie sogar bis in den Abend nachsitzen, nur damit er etwas Zeit mit ihr verbringen kann. Als sie ihm das vorwirft und zudem lautstark erwähnt, dass er ein Säufer ist, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt, schlägt Anderson zurück - aber nicht verbal. Eine Kurzschlussreaktion mit Folgen, denn Kate flüchtet aus dem leeren Klassenzimmer.
Das Grauen kommt schnell und ohne Pardon
Als Anderson sie in dem Riesen-Schulkomplex suchen will, wird er von Unbekannten mit einem Milchshake attackiert. Als ihm dann der Hausmeister noch sagt, dass die Telefone tot sind, zählt Anderson eins und eins zusammen: Die Schule wird angegriffen! Aber nicht nur die Direktorin und der Hausmeister belächeln Anderson, auch die Polizei glaubt ihm nicht.

Ein Täter von vielen: Die mörderische Hatz in der Schule hat ein offenes Ende.
(Foto: Universal Pictures)
Doch das ändert sich schnell. Denn nach und nach sterben die sich noch in der Schule befindlichen Menschen: Eine Sicherheitskraft wird bewusstlos geschlagen und in einen Müllcontainer verfrachtet. Als sie wieder zu sich kommt, stecken die unbekannten Angreifer den Container in Brand. Die Sportlehrerin wird brutal misshandelt, eine Reinigungskraft stirbt ebenfalls, bestialisch hingerichtet von Tätern, die keiner wirklich zu Gesicht bekommt. Am Ende sind nur noch Anderson und Kate in diesem mörderischen Katz-und-Maus-Spiel übrig. Aber die Angreifer machen keine Gefangenen.
Reißerisch und gesellschaftskritisch
"F - London Highschool Massaker" ist kein Film für schwache Nerven. Das FSK-Rating "ab 18 Jahren" hat er völlig zu Recht. Das Vorgehen der Mörderbande ist unberechenbar und unglaublich brutal. Die Opfer sind grausam zugerichtet. So hält der Film, was der Titel bereits reißerisch andeutet.
Völlig überraschend ist dagegen das Ende. Und auch bei den Tätern hat sich Regisseur Johannes Roberts etwas einfallen lassen: Sie bleiben immer im Verborgenen. Sie tragen Kapuzenpullis, ihre Gesichter sind nie zu sehen. Sie tauchen urplötzlich auf, als ob sie sich hervorragend in dem Schulkomplex auskennen. Ob es sich aber tatsächlich um Schüler der Schule handelt, bleibt vollkommen im Dunkeln. Das Grauen, das diese gesichtslosen Gestalten verbreiten, wirkt dabei so realistisch, dass der Zuschauer Gänsehaut bekommt. Der unterschwellige Score sorgt dafür, dass sie lange anhält.
Nach dem Film sind Diskussionen programmiert: Basiert der Film, wie die Hülle verspricht, wirklich auf wahren Begebenheiten? Ist eine solche ungezügelte Brutalität an Schulen überhaupt möglich? Sind Jugendliche zu so etwas fähig? Musste der Film wirklich sein? Auf die letzte Frage gibt es ein klares "Ja".
Quelle: ntv.de