Bestatter-Komödie "Besser als nix" Große Themen im kleinen Maßstab
21.08.2014, 12:32 UhrDie Kino-Komödie "Besser als nix" verkommt beinahe zum reinen Klamauk. Doch die Geschichte des perspektivlosen Provinzjungen Tom von seinen ersten Gehversuchen im Bestattergewerbe gewinnt dann doch überraschenden Tiefgang.
Tom (François Goeske) lebt dort, wo andere nicht mal begraben sein wollen. In seinem Provinzkaff sind die Berufsaussichten begrenzt, der vegetarisch lebende Goth ist in der Dorfjugend ein Außenseiter und wird nur dank seiner engen Freundschaft zu Rudelführer Mike (Jannis Niewöhner) geduldet.
Eigentlich hatte Tom davon geträumt, in einer exotischen Metropole wie Berlin zu studieren. Der 19-Jährige kriegt aber seit dem Tod seiner Mutter nichts auf die Reihe, das Abi hat er vermasselt und auch bei der Führerscheinprüfung ist er schon dreimal durchgerasselt. Nicht zuletzt, weil er sich im Kreisverkehr einfach nicht traut, abzubiegen und stattdessen ewig Runden fährt. Keine große Hilfe ist auch sein Vater (Wotan Wilke Möhring). Der arbeitslose Alkoholiker trainiert den lokalen Fußballverein und zehrt von längst vergangenen Erfolgen als Kicker.
Tom ist also die personifizierte Perspektivlosigkeit, als er zur Berufsberatung im Arbeitsamt geschleift wird. Dort hat er mithilfe der angehenden Lehrerin Sarah (Anna Fischer) und angesichts einer Zukunft als Hartz-IV-Empfänger aber auf einmal überraschend klare Vorstellungen von seinem Traumjob: Er will mit seinen Händen etwas Greifbares erschaffen, im Büro und auch draußen mit Menschen arbeiten, die nicht zu viel quatschen. Und vor allem krisenfest soll die Stelle sein. Für die Dame vom Arbeitsamt ist der Fall klar: Bestattungsfachkraft. Nur auf Drängen seiner Oma (Hannelore Elsner) geht Tom zum Vorstellungsgespräch im Bestattungsinstitut "Heimkehr" und wird auf Probe eingestellt. "Besser als nix", denkt sich Tom.
Kollegen der etwas anderen Art

Nicolette Krebitz als Plüschpullover-Blondine Olga; Wotan Wilke Möhring stellt Toms Vater Carsten dar.
(Foto: Anke Neugebauer/NFP)
In der morbiden Bestatter-Villa eröffnet sich für den Teenager dann aber zwischen umweltverträglichen Urnen und Leichenkeller eine ganz fremde Welt jenseits des grauen Alltags. Seine wasserstoffblonde Kollegin Olga (Nicolette Krebitz) stammt aus der Ukraine, ist HIV-positiv und steht dem Tod pragmatisch gegenüber.
Leichenpräparator Hans (Clemens Schick) verliert nicht viele Worte und scheint seltsamerweise schon immer im Voraus zu wissen, wann und wo sie zur Abholung einer Leiche gerufen werden. Zu seinem eigenen Erstaunen gefällt Tom die Arbeit als Bestatter, und seit er sich in Referendarin Sarah verguckt hat, scheint die Zukunft plötzlich nicht mehr ganz so trostlos. Dann aber stirbt der eine Mensch, der nicht hätte sterben dürfen und Tom erfährt, was wirklich mit seiner Mutter geschehen ist.
Regisseurin Ute Wieland ("Freche Mädchen", "FC Venus") liefert mit "Besser als nichts", der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Nina Pourlak, eine Mischung aus Provinz-Jugenddrama und "Six Feet Under" ab, die anfangs etwas dröge und gewollt exzentrisch daherkommt. So wird denn auch kaum ein Bestatterwitz ausgelassen, von der Leichenasche im Zuckertopf bis zum falschen Leichnam im Sarg. Mit der Zeit fesselt die Geschichte aber immer mehr und das ist neben der guten Schauspielerriege um den 25-jährigen Hauptdarsteller François Goeske der leichten Hand der Regisseurin zu verdanken. Es gelingt ihr, die Nebenfiguren gerade ausreichend genug zu charakterisieren, so dass sie dreidimensional und interessant werden, ohne sie dabei zu Tode zu analysieren.
Lieber mal die Klappe halten

Oma Wally (Hannelore Elsner) muss Tom überreden, zum Vorstellungsgespräch zu gehen.
(Foto: Anke Neugebauer/NFP)
Im Falle von Clemens Schicks Totengräber muss man vielleicht gar nicht so genau wissen, was es mit seiner übersinnlichen Gabe auf sich hat. Und Tom und Mike brauchen keine tiefschürfenden Gespräche darüber zu führen, warum sie so gute Freunde sind. Es ist, wie es ist und dadurch wird es nicht weniger wundersam. Selbst Nicolette Krebitzs tragischer Paradiesvogel Olga passt da nahtlos hinein. Regisseurin Wieland hatte die Berlinerin eigentlich für die Rolle der Mutter vorgesehen, mit der Tom immer noch Zwiegespräche führt. Krebitz sprach auf eigenen Wunsch hin aber für Olga vor und überzeugte. "Sie hatte genau diese Mischung aus Herz und Lebensweisheit", sagte die Filmemacherin.
Auch die übrigen Nebenrollen sind mit Wotan Wilke Möhring und Hannelore Elsner exzellent besetzt, ohne dass die prominenten Gesichter wie sonst leicht möglich ihre Figuren überschatten würden. Liebe, Tod, Freundschaft: Die im Herbst spielende Tragikomödie bringt zum Ende des Sommers große Themen im kleinen Maßstab ins Kino.
"Besser als nix" startet am 21. August in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de