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Wer dick ist, muss studieren Ina Müller fängt an, wo andere aufhören

Alte Zöpfe? Nicht mit ihr! Ina Müller hat zwar Angst vor Zipperlein, ist aber auch super versichert.

Alte Zöpfe? Nicht mit ihr! Ina Müller hat zwar Angst vor Zipperlein, ist aber auch super versichert.

Sie macht ihr Alter zum Thema, ja sogar zum Titel: 48. Und wo andere etwas wegschummeln, legt sie noch einen drauf. Ina Müller ist die Frau, der keine Frage peinlich ist, die auf jede Antwort eine Frage hat und die neben der Musik noch so vieles anderes kann, dass einem ganz schwindelig wird. Mit n-tv.de sprach die Multi-Künstlerin über - alles.

n-tv.de: Ach herrje, was ist denn hier los? Krank?

Ina Müller: Total. Ich dachte, ich hätte das Rezept gefunden - wenig Alkohol, wenige Zigaretten, viel Schlaf - aber nein, es hat mich trotzdem eingeholt. Man wird einfach zweimal im Jahr krank, so ist das.

Kenn' ich. Wenn es mich dann erwischt, haut es mich auch aus den Socken, jedes Mal. Ich kriege die komplette Packung für alle Sünden …

Ich auch! Ich auch! So ein Virus nimmt keine Rücksicht auf den Terminplan, und in meiner Sendung oder auf der Bühne bin ich dann immer sehr damit beschäftigt, nicht komplett abzuhusten (lacht ein sehr schönes, erkältetes Lachen) und mich so bekloppt nasal anzuhören.

Ich seh’ dann auch immer sehr nasal aus …

(lacht) Ja, das kommt noch dazu …

Man fühlt sich so grenzwertig …

Jemand meinte neulich aber mal zu mir, dass ich immer am besten aussehe, wenn ich Fieber hätte … reizend, oder? Wahrscheinlich fand der nur meine Augen schöner, die fiebrigen Bäckchen so frisch und außerdem hab' ich wahrscheinlich endlich mal die Klappe gehalten (lacht).

Fettige Haare? Nö, aber glänzende Augen.

Fettige Haare? Nö, aber glänzende Augen.

Fehlen nur noch die schönen fettigen Haare!

Haha, stimmt! Aber ein Kompliment ist das jetzt echt nicht!

Ich hab' dich neulich erst auf einer Veranstaltung in München gesehen, da hast du ein paar Songs von deinem neuen Album vorgestellt …

Aaaaah, ja, danach war ich erkältet. Ich bin echt keine zickige Sängerin, aber dieses Gebläse da hat mich umgehauen, nachdem ich einmal den Mund aufgemacht habe ... (lacht) Ich wusste es! Die Alternative ist dann ja nur: Entweder sofort ins Bett, oder richtig weiterfeiern.

Und?

Natürlich weiterfeiern, danach kann man ja mindestens eine Woche nicht mehr! (lacht)

Woher hast du eigentlich immer diese oft neuen, jungen oder unverbrauchten Musiker in deiner Sendung "Inas Nacht"?

Die werden uns teilweise weiterempfohlen, aber manchmal komm' ich auch selbst drauf und höre was. Bei Lana del Rey war das zum Beispiel so, da war uns sofort klar, dass die Frau abgehen wird wie nix. Und die hatten wir dann zuerst da, und eine Weile auch als Einzige im Fernsehen, das ist schon super und macht Spaß.

Was macht eigentlich Lana del Rey?

Die ist jedenfalls nicht von der Bildfläche verschwunden, die macht gerade 'ne Pause. Die meiste Arbeit ist ja eigentlich immer, wieder eine neue Platte zu machen. Ist nicht so wie bei mir, ich bin immer da, auch zwischen meinen Alben (lacht), da mach' ich Fernsehen. Aber das ist jetzt echt anstrengend! Das Album, die Promo-Tour, dann die Tour an sich, ….

Ja, klingt nach Stress …

... ich würde gerne mal ein halbes Jahr nichts machen, das würden die meisten Künstler wohl gerne, aber man verdient oft nicht mehr so viel wie früher, also kann man es sich nicht unbedingt leisten, es sei denn natürlich, das Ding läuft super … Früher ging ein Künstler auf Tournee und dann machte er ein Jahr Pause. Fertig. Das geht heute nicht mehr, glaube ich. Ich mach' das trotzdem übrigens, diese Pause, ehrlich, weil ich auch wirklich alles erzählt habe. Also nach der nächsten Tour. Ich muss mal wieder was erleben …

… ich kann mir gerade nicht wirklich vorstellen, dass du alle Geschichten erzählt hast und dass du nichts erlebst sowieso nicht, oder dass die Geschichten aufgebraucht sind …

… doch! Ich will ja vor allem nicht immer wieder aus demselben Fundus schöpfen, ich will rumgammeln, Leute beobachten, so was in der Art. Ist aber gar nicht so einfach, denn wenn ich jetzt Leute beobachte, dann beobachtet mich wieder jemand dabei, wie ich andere beobachte, und dann steht das auch gleich wieder in der "Gala" ….

… oder du gehst mal ungeschminkt aus dem Haus …

… na klar, dann wird mir gleich ein Stuhl angeboten! (lacht) Erkannt werd' ich aber trotzdem, deswegen hab' ich mir jetzt eine geschliffene Sonnenbrille, zu meiner großen Hornbrille dazu, angeschafft. Eklig eigentlich, oder?

Och …

… wenigstens sagt dann keiner mehr an der Kasse zu mir: "Ich hab' Sie erkannt, obwohl Sie die Augen nicht geschminkt haben! Wollen Sie ein Tütchen?" (lacht)

Also, ich hab' sehr empfindliche Augen …

Immer unterwegs ...

Immer unterwegs ...

… ja, kenn' ich! Ich wollte das alles gar nicht mit der Brille! Und außerdem denken alle, wenn ich mit Sonnenbrille bei grauem Himmel rumlaufe: Die hat doch bestimmt gerade was machen lassen! (lacht)

Es ist schon der Wahnsinn, wie sehr eine Frau über ihr Aussehen definiert wird. Die Haare sind bei dir ja auch wieder länger, oder? Raspelkurz fand' ich schon cool …

Ich auch, ich hatte das auch schon mal mit Mitte zwanzig, und Anfang dreißig auch, aber jetzt mal ehrlich: Es ist nicht so, dass man die Haare immer kürzer tragen sollte, je älter man wird, leider nein! (lacht) Etwas mehr Haar schmeichelt dem Gesicht! Es sieht meist auch edler aus.

Und es ist ein besseres Ablenkungsmanöver, wenn man sich ab und an die Haare ins Gesicht hängen kann …

… ja, genau!

Dann noch 'ne Sonnenbrille und ein Hut …

… perfekt! (lacht) Es ist ja zum Glück nicht so, dass ich in meinem Job immer wahnsinnig wunderschön sein muss. Ich krieg' für meine Nacht-Sendung oft viel Kritik, aber das ist mir egal, ich steh' da schließlich nicht, weil ich so schön bin! Ich muss also nicht ständig darüber nachdenken, ob sich bei mir Lefzen bilden oder die Stirnfalten daumendick sind … Außerdem würde ich noch unter Vollnarkose vom OP-Tisch hüpfen, weil ich dann doch Schiss bekommen würde … Wenn ich alt bin, dann sind übrigens auch alte Gesichter wieder modern, denke ich!

Das wäre doch schön, und viel günstiger!

Ja, die Perfektion wird uncool sein, große Nasen werden "in" sein, und graue Haare! Eine Monika Bleibtreu zum Beispiel, die hätte doch nie was an sich machen lassen.

Was soll uns denn die "48" nun sagen?

Naja, auf keinen Fall, dass 48 besser ist als irgendwas, ich will das gar nicht glorifizieren. Wer sagt, Altern ist super, der hat doch einen an der Waffel, aber wir können es nicht ändern. Ich leide leider unter einer gesteigerten Selbstbeobachtung, aber das kann ich nicht ändern, und ich nehme diese ganzen Zipperlein, die so nach und nach einsetzen, schon wahr, aber ich glaube, ich wäre gar nicht gerne wieder 28, da würde mir ja ganz viel fehlen. Also, im Kopf. Ich fühle mich einfach schlauer als damals. Und erwachsener. Aber natürlich auch faltiger (lacht), und ich bin jetzt besser versichert! Ich glaube, ich mache mir mal eine Liste mit den Vor- und Nachteilen des Alterns, das wär' doch wichtig. Da steht dann, was alles besser war und was schlechter.

Hoffentlich kriegt die dann keiner in die Hand …

(lacht) oh bitte nicht!!!!!

Teenager wärst du auch nicht gerne noch einmal, das wird klar auf dem Album …

... ja, das klingt immer so nach "Opa erzählt vom Krieg". Außerdem hat das ja immer was Uncooles, wenn eine kinderlose Frau sagt: "Diese jungen Leute von heute … tsstss!" Ich finde allerdings, dass ich auch eine Meinung zu Kindern haben darf, auch wenn ich keine habe.

Absolut!

Das möchte ich an dieser Stelle mal betonen! (lacht) Außerdem ist so ein anderer Blickwinkel ja auch mal ganz nett, oder?

Auf jeden Fall!

Ich find's echt schlimm, dass es bei den Mädels heute sehr früh extrem um Optik geht. Da fallen viele Berufe auch schon unter den Tisch. Attraktiv ist doch nur Model, Taff-Moderatorin und alles andere geht gar nicht …

Sie textet am Küchentisch und auf dem Kreuzfahrtschiff.

Sie textet am Küchentisch und auf dem Kreuzfahrtschiff.

… doch, Spielerfrau …

… und wer dick ist, muss studieren.

(Großes Gelächter)

Wer nicht in diese Norm passt, der kriegt Probleme. Kein Junge heute will doch ein normales Mädchen mehr haben, die sollen toll gestylt sein und super aussehen und irre schlank sein! Und ich meine, mich daran zu erinnern, dass es bei uns anders war. Wir konnten noch punkten durch Humor, Sportlichkeit, Angeberei, ganz wichtig …

… und durch Gehirn.

Auch durch Gehirn, stimmt. Halbwissen hat einen auch schon immer weitergebracht …

… bis heute …

… ich war natürlich im Wendland demonstrieren, der Sache wegen, aber AUCH WEGEN DER JUNGS!!! (lacht) … Ich fürchte, dass ich heute als pubertäres Mädchen hinten runterfallen würde. Aber: Ich durfte ganz lange Kind sein. Und ich hatte eine Menge Zeit, Dinge zu checken. Heute sind die so kurz Kind. Mit 13 schon in einer Beziehung, voll geschminkt, geile Klamotten, da wird auch oft was Falsches vorgelebt. 13-Jährige denken doch, dass sie quasi ständig auf 'ner Abrissbirne schaukeln müssen, die Zunge rausstrecken sollten und die Hand im Schritt haben müssten, weil sie ja so was von HOT sind gerade (lacht) …Das Schlimmste aber ist doch, dass die dann gaaanz lange ganz alt sind!

Man macht vieles ja wirklich lange genug …

… man sollte mit 30 erst anfangen zu studieren, dann geht man mit 40 in den Job, bis ca. 80, und dann die nächsten 20 Jahre bis 100 genießt man, die werden doch alle steinalt! Sie essen Bio, trinken Wasser ohne Sprudel …

Was passiert eigentlich, wenn einer zu dir sagt: Für dein Alter siehst du ja noch gut aus?

Da passiert gar nichts! (lacht)

Es heißt, dein neues Album sei ein Quantensprung im Vergleich zu den anderen. Siehst du das auch so, und wenn: Was ist passiert, dass es dazu kommen konnte?

Ja, ich habe selbst den Eindruck, dass es sich musikalisch echt weiterentwickelt hat, aber Quantensprung? Naja, ich weiß nicht. Es ist etwas weg vom "Lied", mehr Fußgestampfe und Headbanging und Gasgeben, es geht nach vorne. Ich hab' vielleicht ein paar mehr Ohrwürmer drauf. War auch so beabsichtigt, immerhin hat Frank Ramond getextet und Johannes Oerding die Musik gemacht. (lacht) Ganz toll.

Texten auf einem Passagierdampfer in Klausur mit Frank Ramond – so soll es gewesen sein. Wie darf man sich das vorstellen?

Hah, das war toll. Ich habe eine Karibikreise geschenkt bekommen für zwei Personen, und wir wollten da texten. Ich wusste aber nicht, dass man so viel anlegt und besichtigt und dass da so viele Rum-Bars an Bord sind … Aber die Idee war gut. Man muss sein Team doch bei Laune halten!

Und dein Freund Johannes war nicht dabei? Der durfte nur an den Küchentisch?

(lacht) Ja, der Arme. Es hatte sich so ergeben. Aber es flutschte einfach.

Keine Angst vor Knatsch oder zwei Künstler-Egos, die sich durchsetzen wollen und aneinanderrasseln?

Ja, ich hätte das auch nicht gedacht. Wir sind schon auch aufeinandergeknallt, aber es hat trotzdem funktioniert. Ich hätte sonst nach zwei Liedern auch gesagt, nee, lass mal. Bevor wir uns trennen, würde ich eher aufhören zu arbeiten (lacht).

Wie ist es zu dem Song über deine Schwestern gekommen? Freuen die sich?

Ja, die freuen sich! Meine Schwester Dörte hat gesagt: "Ina, mir isses schietegal, ich geb' jetzt einfach mit dir an!" (lacht) Die Idee dazu ist mir auf dem Laufband gekommen! Den Text hatte ich schon irgendwie im Kopf, aber dann stellte sich die Frage: Zeit verherrlichen oder einfach nur 'ne Bestandsaufnahme? Wir waren schon mehr wie die Daltons (lacht), oh Gott, wie die aussehen, auf keinen Fall die Waltons (Anm.d.Red.: Die Daltons und die Waltons kommen in dem Lied vor) … Das ist im Moment mein Lieblingssong!

Hast du nach den Aufnahmen eines Albums schon mal gedacht, dass du zu viel über dich selbst verraten hast? Wie bei "Pläne" (Anm. d. Red.: Ein Lied über einen verstorbenen Freund) oder dem Zalando-Song - du selbst kaufst ja gerne online …

Ich denke das eigentlich nur nach einem Interview, so wie wir es jetzt hier haben. (lacht) Und wenn ich singe, dann kann ich auch persönlich sein. Es stimmt ja nicht alles in den Songs, beziehungsweise es muss ja nicht alles nur von mir erlebt worden sein. Aber das Thema Tod war mir schon mal wichtig. Keiner redet drüber, immer ist das ein Tabu. Dabei ist der Tod doch allgegenwärtig!

Hast du überhaupt keinen Schiss vor der 50?

Nee! Hatte ich nicht mit 30, nicht mit 40, es ist nur eine Zahl. Ich hab' nur Angst vor Krankheiten, aber so alt bin ich ja auch noch nicht. Was ich allerdings nicht mag sind Sprüche wie "50 ist das neue 30" und so was, das ist doch Quatsch.

Wie viele Paar Schuhe besitzt du? Und machen die echt glücklich?

Unmengen. Und: Ja! (lacht)

Mit Ina Müller sprach Sabine Oelmann

Quelle: ntv.de

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