"Where Does This Door Go To"? Mayer Hawthorne will doch nur spielen
12.07.2013, 10:07 Uhr
Mayer Hawthorne lernt immer gerne dazu.
Was hinter "Where Does This Door Go To?" wohl steckt? "Es ist eine Reise ins Unbekannte. Als Musiker bist du immer nur so gut wie dein nächstes Album und du weißt nie, was dich hinter der nächsten Tür erwartet." n-tv.de traf Mayer Hawthorne, den sympathischen Perfektionisten, der von allen geliebt und verehrt wird, genau dort, hinter der Tür.
Er sieht anders aus, ein bisschen erwachsener, weniger "nerdig". Im Gespräch wird aber schnell klar: Der will nur spielen. Naja, nicht ganz, er hat auch etwas Ernsthaftes, wenn er möchte. Möchte er aber nicht. Diese Einstellung gibt seiner Musik wohl das Leichte, das sie so attraktiv, so hör- und auch tanzbar macht. Mit seinem letzten Album "How Do You Do" feierte er seinen internationalen Durchbruch und wurde von Kollegen wie Kanye West, John Mayer, Snoop Dogg und Justin Timberlake mit Lobeshymnen überschüttet. Jetzt macht Mayer Hawthorne mit seinem dritten Album "Where Does This Door Go" weiter. Zu den Produzenten gehören Pharrell Williams, der unter anderem den Hit-Giganten Robin Thicke ("Blurred Lines") unter Vertrag hat.
Die erste Single "Her Favorite Song" des Neo-Soul-Künstlers entstand gemeinsam mit der britischen Künstlerin Jessie Ware - absolut easy, tanz- und mitschnippbar. Ansonsten singt, schreibt, komponiert und produziert er ja gern selbst - dieses Mal jedoch, auf seinem neuen Album, ist alles ein bisschen anders. Und er vielleicht ein bisschen erwachsener? Wir wollen uns selbst davon überzeugen, ob es stimmt, was die englische und US-amerikanische Presse über ihn schreibt, nämlich dass "sein Sound dynamisch ist und etwas, das man im Pop-Radio vermisst hat." Den Mann, der schon als DJ die Tanzflächen zum Beben gebracht, treffen wir in Berlin.
n-tv.de: Wie geht es dir an diesem herrlichen Tag?
Mayer Hawthorne: Gut, danke, das Leben ist fantastisch.
Warum?
Weil ich gerade um die Welt reise, eine Menge Musik spiele und das genau das ist, was ich am liebsten mache. Es ist der beste Job, den man haben kann.
Kannst du dir vorstellen, etwas anderes zu machen? Falls es nicht funktioniert hätte mit dem Musikerdasein?
(lacht) Ja, ich kann mir das vorstellen, aber will es mir nicht vorstellen.
Es hat ja von Anfang alles geklappt - aber was wäre gewesen, wenn doch nicht?
Ich hab schon angefangen, Informatik zu studieren, und meine Eltern haben dafür gesorgt, dass ich einen College-Abschluss mache. Damit ich was habe, wenn das alles nicht klappt (lächelt), aber ich hab' natürlich immer schon gehofft, dass ich es nie brauchen würde.
War das okay für dich, dass deine Eltern so einen Plan für dich hatten, will man sich da nicht automatisch gegen auflehnen?
Ja, ach, ich hatte eine gute Zeit am College, und Eltern meinen es ja schließlich gut mit einem. Ich vertrag' mich sehr gut mit meinen Eltern. Und ich mochte es immer sehr, etwas Neues zu lernen. Das versuch ich heute schließlich auch noch. (lächelt)
Dann erzähl' mal, was du als Letztes gelernt hast. Du bist so viel unterwegs ...
Oh Mann, das kann ich gar nicht alles erzählen. Ich versuche zumindest immer ein bisschen die Sprache des Landes zu lernen, in dem ich gerade bin, aber das ist im Moment verdammt schwierig, weil ich ich manchmal gar nicht mehr weiß, wo ich bin (lacht). Wo war ich doch gleich gestern Nacht? Welcher Tag ist heute? (lacht) Aber ich liebe es, andere Kulturen kennenzulernen. Dabei sehe ich manchmal ja nur ein Hotel von innen oder den Auftrittsort. Das ist dann schade.
Wann können wir dich sehen?
Ich mache gerade eine kleinere Clubtour, aber im Herbst bin ich unterwegs, da komme ich auch wieder nach Deutschland.
Pharrell Williams hat gesagt: "This fucking album is a book" ...
Nein, hat er nicht gesagt: "This album is a fucking book"? Oder? Jetzt weiß ich's auch nicht mehr ... (lacht)
Was kann er damit nur gemeint haben?
I have no fucking idea. (lacht)
Er hat für dich doch geschrieben, oder?
Naja, so würde ich das nicht sagen, ich hab' alles geschrieben, aber er hat mich echt sehr vorangetrieben. Er hat mich dazu gebracht, eine komplette Geschichte zu erzählen. Meine Geschichte. Er hat mich echt dazu gekriegt, dass ich mich auf dieses Geschichtenerzählen fokussiere. Pharrell und ich lieben beide Steely Dan (Anm. d. Red.: Eine Band, die in den 1970ern ihre größten Erfolge mit "Jazz-Rock-Funk-R'nB-Pop" hatte). Und was diese Musik so wirklich großartig macht, ist die Art und Weise, wie Donald Fagan, der Lead-Sänger, seine Geschichten erzählt.
Was macht einen Geschichtenerzähler denn zu einem großartigen Geschichtenerzähler?
Wenn man es schafft, den Zuhörer in genau die Atmosphäre, genau den Ort, den man beschreibt, zu versetzen, den man meint, dann ist man ein guter Geschichtenerzähler. Wenn man eine Art Bild malt, mit Details. Darum geht es vor allem, um die Details.
Wenn ich dein neues Album höre, dann habe ich das Gefühl, dass ich auf der Straße bin, unterwegs in einem Auto, ich geh auf eine Party, ich verlasse die Party, ich treffe Leute ....
... ja, das ist genau das richtige Gefühl. Ich meine, in diesen Songs geht es ganz viel um meine Jugend, wie ich erwachsen wurde, Lieder über mich, wie ich ein dummer kleiner Junge bin, wie ich versuche, meinen Weg zu finden, und ja, da bin ich auch unterwegs, und auf Partys, und manchmal ist man nach einer Party ein ganz anderer als vorher. Ich versuche mit meinen Songs, dich mitzunehmen in meine Welt.
Scheint funktioniert zu haben.
Ich hoffe, es fühlt sich so an, als wärst du dabei gewesen (lacht).
Ja, aber warum bezeichnest du dich als dummer kleiner Junge? Kinder sind allem gegenüber aufgeschlossen. Sie sind neugierig ...
... oh ja, ich war total neugierig.
Und du hast bereits Schallplatten gesammelt, bevor du überhaupt lesen konntest.
Ja, aber ich kannte die Cover, und ich wusste ganz genau, was ich da höre. Die Musik hat mich immer fasziniert. Ich denke, das ist, weil mein Vater immer Musik gespielt hat. Er spielt in einer Band in Michigan. Er hat mir alles beigebracht.
Habt ihr schon zusammen gespielt?
(lacht) Ja, letztes Thanksgiving haben wir eine Jam-Session gehabt. Das war sehr lustig. Wir haben meine Musik gespielt.
Die er mag, nehme ich an ...
Oh ja, er ist einer meiner größten Fans.
Gibt es eine Art Revival von Soul-Musik? Es schien eine Weile nicht ganz so angesagt zu sein, und jetzt kommen immer mehr Künstler die sagen, sie beziehen sich wieder darauf.
Ich glaube, Soul-Musik war nie out. Aber sie hat viel mit kämpfen zu tun. Man versucht, mit Dingen fertig zu werden, seine Angst in den Griff zu kriegen und seine Frustration zu überwinden. Darum geht es doch ganz viel beim Soul.
Deine Musik klingt aber nicht gerade nach Depression, Frustration ...
... aber das heißt ja nicht, dass ich diese Themen nicht trotzdem in meiner Musik verarbeite. Es muss sich deswegen nicht frustriert oder traurig anhören, bloß weil man über diese Themen singt.
Mit Mayer Hawthorne sprach Sabine Oelmann
Das Album "Where Does This Door Go?" ist ab 12. Juli im Handel erhältllich.
Quelle: ntv.de