Adventsmusik III Mozart und Bach zum Fest
18.12.2011, 17:13 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit der vorliegenden Einspielung Bachscher Klavierkonzerte beweist der Koblenzer Jungpianist Martin Stadtfeld, dass Meister am Klavier nicht nur aus China kommen. Die jetzt neuaufgelegte Aufnahme der "Hochzeit des Figaro" mit Kiri Te Kanawa und dem London Philharmonic Orchestra gehört zu den schönsten Interpretationen des Werkes.
Einspielungen von Mozarts "Figaros Hochzeit" gibt es viele. Nur wenige sind so schön wie die vorliegende Edition, ausgenommen vielleicht jene, in der Cecilia Bartoli als Cherubino glänzt.
"Hochzeit des Figaro" von Mozart
Aber Frederica von Stade steht ihr in der Rolle in Nichts nach. Kiri Te Kanawas Sopran verleiht der Contessa di Almaviva einen überzeugenden Ausdruck. Im Duett mit Thomas Allen als Conte di Almaviva fühlt man förmlich die Spannungen mit dem Gatten. Da ist nichts überladen, bombastisch. Samuel Ramey als Figaro nimmt man glatt ab, dass der Mann förmlich aufatmet, als er der Ehe mit der alten Marcellina (Jane Berbié) entfliehen kann, die er der Haushälterin des Doktor Bartolo (Kurt Moll) einst gegen einen Kredit versprochen hatte. Wir lernen: Schon damals gab’s Probleme mit geliehenem Geld.

Verständlich, dass die auf Beaumarchais' "Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit" aufbauende Geschichte des Kampfes eines Lohnabhängigen gegen das vermeintliche Adelsrecht auf die erste Nacht im Wiener Burgtheater zumindest be im adeligen Publikum kaum auf Zustimmung stieß und nach nur neun Tagen vom Spielplan genommen wurde. "Figaros Hochzeit", wohl bewusst nicht "opera", sondern "comedia per musica" genannt, war und bleibt eine höchst amüsante, deshalb aber nicht weniger harte Anklage an die Herrschenden und deren "Rechte". Immerhin verbot Kaiser Joseph II. 1786 die Aufführung in den Wiener Vorstadtbühnen, weil er – trotz der Streichung aufrührerischer Textstellen – eine mobilisierende Wirkung auf das Volk fürchtete.
Lucia Popp ist eine herausragende Braut Susanna. Sir Georg Solti am Dirigentenpult führt das London Philharmonic Orchestra in wahrlich himmlische Höhen. Die als Büchlein erschienene Ausgabe der Aufnahme von 1982 ist aber nicht nur schön anzuhören, sondern auch anzusehen. Ungemein praktisch zum Verständnis der Handlung ist das gesamte Libretto von Lorenzo da Ponte im italienischen Original und den dazugehörigen Übersetzungen ins Deutsche, Englische und Französische.
Klavierkonzerte von Bach
Die Mozartsche "Hochzeit des Figaro" hat mit Johann Sebastian Bachs Klavierkonzert in D-Dur zweierlei gemein: Das Werk wurde - wie gesagt - nur kurze Zeit in der k. u. k.- Hauptstadt gespielt und erlangt erst nach seiner Aufführung noch im selben Jahrin Prag zu Ruhm. Der Thomaskantor war zu Lebzeiten kaum über Sachsen und Thüringen hinaus bekannt. Weltberühmt wurde das Oeuvre des Mannes aus Eisenach erste nach seinem Tod 1750.

Und wenn der Figaro zu den schönsten Opern überhaupt gehört, dann gilt Gleiches analog für das Bachsche Konzert. Der erste Satz ist ein unvergängliches Stück Musik, meisterhaft dargeboten vom 1980 in Koblenz Geborenen. Mit der vorliegenden CD hat sich Stadtfeld endgültig seinen Platz im vorderen Feld der zeitgenössischen Jungpianisten erobert.
Dazu trägt auch die Auswahl der Kompositionen bei: Neben dem genannten Klavierkonzert in D-Dur gehört Klavierkonzert in A-Dur zu den populärsten Stücken Bachs. Bach liegt Stadtfeld. Schon die Aufnahme des "Wohltemperierten Klaviers" hatte seine Neigung zum letzten Großen der Barockmusik offenbart. Eine bemerkenswerte CD desSiegers im Internationalen Bach-Wettbewerb 2002 und mehrfachen Echo-Klassik-Preises. Deutschlands Meisterpianisten kommen nicht mehr nur aus China.
Martin Stadtfeld: "J. S. Bach – Klavierkonzerte" im n-tv Shop bestellen
Quelle: ntv.de