Kino

Bin ich schon drin? Pornos, Internet und Don Jon

Don Jon und Barbara kommen sich schnell näher.

Don Jon und Barbara kommen sich schnell näher.

(Foto: 2013 Ascot Elite Filmverleih)

Don Jon ist ein moderner Don Juan - die Frauen liegen ihm zu Füßen. Befriedigung holt er sich aber nicht im Bett, sondern in den Weiten des Internets - Don Jon ist pornosüchtig. Da kann auch Scarlett Johansson nichts gegen machen. Aber vielleicht Julianne Moore.

Besuche bei den Eltern gehören für Jon zum wöchentlichen Programm. Wie man sieht, fällt der Apfel nicht weit vom Stamm.

Besuche bei den Eltern gehören für Jon zum wöchentlichen Programm. Wie man sieht, fällt der Apfel nicht weit vom Stamm.

(Foto: 2013 Ascot Elite Filmverleih)

Die Frisur sitzt perfekt. Der Körper ist durch unzählige Stunden in de r Muckibude gestählt. Die Wohnung ist proper. Das Auto schnurrt, wie es sich gehört. Er besucht regelmäßig seine Eltern. Er geht sonntags in die Kirche. Und er beichtet seinem Pfarrer - dass er außerehelichen Sex hat und regelmäßig zu Internetpornos masturbiert.

Ja, Jon Martello (Joseph Gordon-Levitt, "The Dark Knight Rises") ist ein besonderer Mann. Das Leben des Barkeepers, der von seinen Kumpels respektvoll Don Jon genannt wird, könnte kaum besser laufen: Er sieht gut aus, hat einen begehrten Job und weiß, wie man feiert und die schönsten Frauen klarmacht. Befriedigt wird er dadurch aber nicht: Sex ist Jon zu anstrengend, zu schmutzig, nicht perfekt genug. Deshalb klappt er regelmäßig seinen Laptop auf, sucht sich einen Internetporno und holt sich einen runter.

Jon ist ein Verführer. Aber nichts macht ihn so sehr an wie ein Internetporno.

Jon ist ein Verführer. Aber nichts macht ihn so sehr an wie ein Internetporno.

(Foto: 2013 Ascot Elite Filmverleih)

Doch dann begegnet er in der Disco Barbara Sugarman (Scarlett Johansson, "The Avengers"). Die blonde Sexbombe ist allerdings nicht auf einen One-Night-Stand aus, sie will eine feste Beziehung und lässt Jon zappeln. Und der fügt sich: Er schaut sich romantische Filme mit ihr an, sucht im Baumarkt Tapeten aus und stellt sie auch seinen Eltern (Tony "Wer ist hier der Boss?" Danza, Glenne Headly) vor. Nur: Zufrieden macht ihn das nicht - Pornos bleiben seine ständigen Begleiter.

Jons Pornosucht fällt auch der älteren Esther (Julianne Moore, "The Kids are all right") auf. Sie sitzt in Jons Klasse in der Abendschule, die er nur wegen Barbara besucht. Esther versucht, Jon eine realistischere, gefühlvollere Form von Sexualität nahezubringen, die nichts zu tun hat mit den überdrehten Pornos und ihren permanent willigen Frauen. Überzeugen lässt er sich aber nicht - bis Barbara eines Tages bemerkt, welche Internetseiten er so besucht.

Schnelle Befriedigung oder erfüllte Sexualität?

Liebe und Porno, One-Night-Stands und feste Beziehungen, schnelle Befriedigung und erfüllte Sexualität: In "Don Jon" prallen Gegensätze aufeinander. Das eine Extrem wird gleich zu Beginn zelebriert. Schnelle Schnitte und pausenlos vibrierende Beats passen zu Jons Lebensstil zwischen Disco, Fitnessstudio und Kirche. Dazwischen gibt es Bilder aus Pornos und Jons sorgsam choreografierte Selbstbefriedigung.

Esther entdeckt Jons Geheimnis - und geht auf ihn ein.

Esther entdeckt Jons Geheimnis - und geht auf ihn ein.

(Foto: 2013 Ascot Elite Filmverleih)

Doch dann geht langsam aber sicher ein Riss durch dieses hedonistische Paradies. Jon fühlt eine innere Leere, die auch nicht durch Barbaras oberflächlichen Lebensstil ausgefüllt werden kann. Don Juan sucht nach innerer Erfüllung. Und Esther weiß, wie sie zu finden ist.

"Don Jon", der auf der Berlinale die Panorama-Sektion eröffnete, ist das Regie- und Drehbuchdebüt von Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt. Kinogänger kennen ihn als Schauspieler aus "10 Dinge, die ich an dir hasse", "(500) Days of Summer" und zuletzt aus "Inception" und als Batmans Sidekick in "The Dark Knight Rises". Gordon-Levitt ist also lange genug im Geschäft, um zu wissen, wie man das Publikum unterhält. Und das schafft er mit "Don Jon" glänzend. Dafür sorgen das perfekte Timing, die mitreißende Musik, viele Witze, vor allem aber die herrlich überzeichneten Figuren.

Man merkt den Schauspielern an, wie viel Spaß sie hatten. Gordon-Levitt gibt seinen Don Jon als so liebenswertes Arschloch, dass man ihn eigentlich nur ins Herz schließen kann. Scarlett Johansson als Barbara Sugarman wiederum ist in pinken Jogginghosen die Mutter aller Tussis. Daneben überzeugt aber auch Julianne Moore als Frau, die ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit bewahrt. Den Vogel schießt aber Tony Danza als Jons Vater ab. Der altbekannte Serienschauspieler lässt in geripptem Unterhemd den Patriarchen alter Schule raus und sorgt für einige Lacher.

Der Charme der Figuren sorgt allerdings auch dafür, dass die ernsten Seiten der Geschichte - die Pornosucht, Jons Suche nach erfüllter Sexualität - in den Hintergrund treten. Sie gehen in der Flut an Bildern und Witzen unter. Gerade Don Jon ist so liebenswert, dass man seine Sucht kaum mehr als Problem wahrnimmt. Seine Wandlung wirkt dann auch wenig überzeugend. Dafür entschädigen jedoch andere Aspekte: Die ironische Handlung und der Witz der Hauptdarsteller sind sehr erfrischend. Sie machen "Don Jon" letztlich zu einem unwiderstehlichen Vergnügen.

"Don Jon" läuft seit dem 14. November in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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