Kino

Von wegen "Ich hab' Rücken" Statham & Stallone an der "Homefront"

Hier wird klassisch geballert, geblutet und wenig gesprochen.

Hier wird klassisch geballert, geblutet und wenig gesprochen.

(Foto: dpa)

Das neue Dream-Team des Prügel-Kinos holt zum nächsten Schlag aus: Action-Star Jason Statham vermöbelt die bösen Buben. Action-Urgestein Sylvester Stallone schreibt das Drehbuch dazu. Willkommen in der Welt der einsilbigen Sätze.

Dieser "Äktschn"-Opa hat sich noch lange nicht ausgetobt.

Dieser "Äktschn"-Opa hat sich noch lange nicht ausgetobt.

(Foto: AP)

Als Sylvester Stallone vor über drei Jahren mit "The Expendables" das Action-Kino der 1980er Jahre reanimierte, hätten viele Kinogänger den 1946 geborenen Action-Haudegen gerne gefragt, ob er sich nicht lieber eine Rolle als Opa suchen wolle, der seinen Enkelkindern am Lagerfeuer von den einstigen Heldentaten erzählt. Wer wollte schon Rentner dabei beobachten, wie sie sich durch Mienenfelder quälen, sich ihre Knochen bei Raufereien zerbrechen lassen oder wie sie ihre Angebetete bei der Rettung aus dem feindlichen Lager auf halber Strecke fallenlassen müssen, weil sie "Rücken" haben? Seit "The Expendables 2" (Teil 3 kommt im August, Teil 4 ist schon in Planung), "Shootout – Keine Gnade", und "Escape Plan" weiß man, dass es mehr Zuschauer gibt, die allen Unkenrufen zum Trotz, ihre alten Idole nicht vergessen haben.

Hatte Stallone mit Rocky Balboa (2006) und John Rambo (2008) schon bewiesen, dass es ihm ernst war, lacht nach den jüngsten Erfolgen niemand mehr über die Action-Rentner. Nun unterstützt Sylvester Stallone seinen Kumpel Jason Statham bei dessen neuem Hau-Drauf-Movie "Homefront" hinter der Kamera, indem er den Brachial-Knaller von Regisseur Gary Fleder nicht nur mitproduzierte, sondern auch erneut das Drehbuch schrieb.

Von der Schulhof-Schelle zur Action-Achterbahn

"Daddy" Jason Statham wollte eigentlich nur noch "auf Familie" machen.

"Daddy" Jason Statham wollte eigentlich nur noch "auf Familie" machen.

(Foto: dpa)

Nach einem verpatzten Undercover-Auftrag im Rocker-Milieu und dem Tod seiner Frau zieht Ex-DEA-Agent Phil Broker (Jason Statham in den ersten Minuten mit extrem peinlicher Langhaarfrisur) mit seiner fast zehnjährigen Tochter Maddy (schlagkräftig und wortgewandt: Izabela Vidovic) aus dem Großstadtdschungel ins Kleinstadt-Idyll. Von nun an will sich Broker voll und ganz auf seine elterlichen Pflichten konzentrieren. Das kleine Töchterchen entpuppt sich kurzerhand auf ihrem neuen Schulhof, im wahrsten Sinne des Wortes, als Kind ihres Vaters. Als die kleine Maddy, bedrängt von mehreren Mitschülern, erst einmal hinlangt und ihren Kontrahenten kurzerhand zu Boden schickt, setzt sie ungewollt die Story des ersten Action-Reißers des noch jungen Kinojahrs in Gang. Zur Verteidigung von Brokers Tochter muss angeführt werden, dass sie den Zwergen-Bully, wie von ihrem Vater eingebläut, zuvor zweimal warnt, bevor sie ihm vor den Augen der Mitschüler eine mächtige Schelle verpasst.

Die Mutter von Maddys Kinnhakenopfer Cassie Bodine (als abgemagerte White-Trash-Trailer-Park-Braut hervorragend dargestellt von Kate Bosworth) verlangt nach einer Entschuldigung, wodurch nun auch Phil Broker, Maddys Vater, ebenfalls in ein seichtes Handgemenge verwickelt wird. Ein Wort führt zum nächsten und die Action-Achterbahn nimmt ihren Lauf. Ticket lösen und zurücklehnen.

Rednecks, Meth-Tanten & Hardcore-Rocker

Als Trailer-Park-Queen 'ne Wucht: Kate Bosworth.

Als Trailer-Park-Queen 'ne Wucht: Kate Bosworth.

(Foto: AP)

Auch wenn die Story von "Homefront" nicht das Genre neu erfindet, so macht sie in ihrer einfachen und konventionellen Struktur aber auch nichts wirklich falsch. Von bösen Bikern über den gutherzigen Kleinstadtsheriff (Clancy Brown) bis hin zum Meth-Drogen-verseuchten Hinterland wird zwar jeder Stereotyp bedient, aber die Charaktere funktionieren dennoch. Drehbuch und Regie geben ihnen genug Spielraum um nicht als  billiges Abziehbild daherzukommen. Darüber hinaus sind selbst die kleinsten Nebenrollen weit über den Durchschnitt herkömmlicher Action-Kracher besetzt. Allen voran James Franco ("Spider-Man", "127 Hours"), der als Bosworth Filmbruder seinen Part als Südstaaten Redneck Morgan 'Gator' Bodine so verstohlen darstellt, dass man ihn vom ersten Moment an einfach hassen muss.

Franco gibt seinem Charakter aber auch genug Tiefe und umschifft damit das genreübliche Schurken-Klischee mit Bravour. Winona Ryder als abgehalfterte Bar-Tussi Sheryl Marie Mott und Chuck Zito als Anführer der Biker-Gang sind ebenso gut besetzt wie der Martial-Arts-erprobte US-Schauspieler Frank Grillo als Cyrus Hanks. Sie alle runden das Casting-Karussell auf extrem hohem Niveau ab.

Über Jason Statham braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Wo Statham draufsteht, ist auch Statham drin - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Seine Performance ist solide, wie man es von ihm gewohnt ist. Der Einzelgänger, der ungewollt und mit glaubhaft dargestellter Gegenwehr in das Hamsterrad der Gewalt gezogen wird, ist dem Action-Mimen von Autor Stallone direkt auf den Leib geschrieben worden.

Einen auf die Nuss - und zwar ordentlich

"Homefront" ist eine gelungene Hommage an die gute alte Zeit des schnörkellosen Hau-Drauf-Kinos. Hier gibt’s keine unnötigen genial-ausgefeilten Kampf-Choreographien. Es gibt einfach richtig einen auf die Nuss - und das ordentlich. Ein Faustschlag ist ein Knockout und nicht mehr. Es wird geballert, geprügelt und gefoltert. Wer mit dem Gegenteil der "Political Correctness" leben kann und nicht alles glaubt, was auf der Leinwand zu sehen ist, der hat mit Stathams neuem Streifen jede Menge Spaß im Retro-Style des 80er Jahre Action-Kinos. Ein Mann - ein Wort. Bösewichte sind böse. Und wer meiner Familie oder mir an die Wäsche will, der lernt meine Fäuste und meine Smith & Wesson kennen, mit allen ihren sechs Kugeln. Ein Halleluja für den amerikanischen Weg der Selbstjustiz.

Drehbuchautor Stallone und Regisseur Fleder gelingt es trotz der typischen Story- und Charakter-Schablonen, die über "Homefront" liegen, ihren Plot mit kleinen interessanten Wendungen und exzellenten Nebencharakteren zu füllen, die den Zuschauer bei der Stange halten. Wenn der Showdown einsetzt und es auf der Leinwand ordentlich kracht und blutet, dann hat man nicht unbedingt das Gefühl, etwas übers Leben gelernt zu haben, aber mit einer Tüte Popcorn in der linken und einem Erfrischungsgetränk in der rechten Hand wird man zwei Stunden lang gut unterhalten. Mehr kann man von einem gelungenen Kinoabend auch nicht erwarten.

"Homefront" startet in den deutschen Kinos am 23. Januar 2014.

Quelle: ntv.de

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