"Girl on the Train" Wenn aus Wahnsinn Wahrheit wird
28.10.2016, 18:05 Uhr
Emily Blunt als Rachel - verloren in in ihrer eigenen Welt.
(Foto: AP)
Wenn Sie das nächste Mal im Zug sitzen und in die Landschaft oder die Vorgärten der Anwohner starren - dann denken Sie daran, was dort alles geschehen kann. "Girl on the Train" - der doppelbödige Psychothriller ist nun auf der Leinwand.
Emily Blunt ist super. Rebecca Ferguson ist großartig. Luke Evans ist überzeugend. Edgar Ramirez ist fantastisch. Lisa Kudrow ist wieder da, das ist auch schön. Wie man Justin Theroux zu finden hat, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Story ist auf jeden Fall fesselnd, und auch, wenn einem keine einzige der Figuren wirklich ans Herz wächst, so ist "Girl On the Train" doch eine wahrhaft gut gelungene Verfilmung des Thrillers von Paula Hawkins, der Anfang 2015 einschlug wie eine Bombe.
Es geht um Rachel (Emily Blunt), die nach ihrer Scheidung am Boden zerstört ist. Jeden Tag fährt sie mit dem Zug zur Arbeit - nur, dass sie dort schon längst gefeuert worden ist - und jedes Mal hält der Zug am selben Streckenabschnitt. In einem Haus an dieser Bahnstrecke beobachtet Rachel ein Pärchen. Die beiden scheinen ein perfektes Leben zu führen, das sich Rachel detailreich in ihren Tagträumen ausmalt. Bis sie eines Tages eine schockierende Beobachtung macht und sich bald darauf immer tiefer in ein gefährliches Netz aus Lügen und Fantasien verstrickt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie endgültig wahnsinnig wird.
Nichtmal eine Katze hat sie
"Ich wollte doch nur helfen" ist eine Variante davon. Denn je mehr Rachel "helfen" will, desto mehr verstrickt sie sich in ihre eigene Geschichte aus Alkoholismus, Abhängigkeit vom Ex, Job-Versagen und Verlust der Kontrolle über ihr komplettes Leben. Dazu gehört auch, dass sie keine normale Beziehung zu irgendjemandem haben kann. Am Ende des Films wird klarer, warum das so ist, warum Rachel grundmisstrauisch ist und warum es so gar keine Freude, nicht mal punktuell, in ihrem Leben gibt. Rachel ist die Personifizierung der einsamen jungen Frau, von der es wahrscheinlich mehr gibt als wir denken. Einer jungen Frau, die, wenn sie auf andere trifft, genauso verlorenen Gestalten begegnet wie sich selbst, obwohl diese vermeintlich alles haben.
Nach außen die Fassade wahrend, hat Rachel niemanden, nicht einmal ihre Freundin, bei der sie Unterschlupf findet, mit dem sie sprechen oder sich austauschen könnte. Nicht einmal ein Katze hat sie. Wie die wirklich wunderschöne Emily Blunt diese durchschnittlich aussehende Frau, die sich selbst zugrunde richtet in ihrem Lügen- und Tagesfantasiengespinst, spielt, ist großartig.
Und auch, wie der Film das Buch wiedergibt, ist wirklich gelungen - die verschiedenen Erzählperspektiven aus dem Buch werden zum Glück von Regisseur Tate Taylor aufgegriffen. Seit der Buchveröffentlichung im Januar 2015 hat sich "Girl on the Train" weltweit sieben Millionen Mal verkauft und ist damit der am schnellsten verkaufte Roman für Erwachsene in der Geschichte. Der internationale Bestseller landete schon in der ersten Woche auf einem Spitzenplatz in der New York Times Bestseller-Liste und hielt sich dort wochenlang. Auch in Deutschland feiert "Girl on the Train" große Erfolge bei der Leserschaft und verkaufte sich bis heute weit über eine halbe Millionen Mal.
"Girl on the Train" läuft ab dem 27.Oktober in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de