Musik

Nur die Ruhe Beck is back

Sein Foto verrät es noch nicht, aber Beck hat das Loser-Image längst verloren!

Sein Foto verrät es noch nicht, aber Beck hat das Loser-Image längst verloren!

Es geht doch nichts über einen perfekten Start in den Tag: Sechs Jahre nach seinem letzten Studioalbum lässt Beck mit seinem neuen Album "Morning Phase" sehnsüchtig wartende "Sea Change"-Herzen höher schlagen.

Trotz des seit einigen Jahren nicht enden wollenden Hypes um schmusige Lagerfeuer-Klänge, gelang nur wenigen der mittlerweile nicht mehr zählbaren Indie-Folk-Acts die perfekte Melange aus sphärisch verträumtem Pop und zart gezupftem Strickpulli-Folk.

Der nächste Anwärter auf den Hängematten-Thron kam im Sommer 1970 mit dem Namen Bek David Campbell zur Welt. Freunde alternativer Frickel-Klänge wurden erstmals im Jahr 1994 mit dem Kalifornier konfrontiert, als sich dieser unter dem Kürzel "Beck" und der Slacker-Hymne "Loser" im Gepäck mal eben so über Nacht ins internationale Musik-Rampenlicht katapultierte.

Mit den Jahren verwandelte sich das hibbelige Sound-Chamäleon aus Los Angeles jedoch in einen anmutig flatternden Akustik-Falter. Den bis dato geschmeidigsten Rundflug beendete Beck im Jahr 2002 mit der Veröffentlichung des Albums "Sea Change".

Zwölf Jahre später setzt er genau da an, wo er im Jahr der Euro-Einführung aufgehört hat – auch wenn er anno 2014 die Prärie gegen den hauseigenen Garten eintauscht. Dort lässt sich Beck dieser Tage auf schlaftrunkenem Morgentau wandelnd und inmitten zarter Frühnebelschwaden von allem treiben, was fernab von Hektik und Schweiß seinen eigenen Alltag zelebriert.

A-U-F-S-T-E-H-E-N!!!!

Mit fast schon narkotisierenden Kammer-Arrangements, pointierten Klangmalereien und einer Stimme, die sich wahlweise markant und fest oder atmosphärisch säuselnd, wie ein enger Gürtel um Hoffnungen, Enttäuschungen und einsame Momente schnürt, präsentiert Beck einen der wohl vollkommensten Soundtracks für die morgendliche Aufwachphase.

Hier klingelt kein schriller Wecker, hier rumpelt kein Müllmann mit den Abfällen des Vortags über die Straße. Hier verabschiedet sich die Nacht mit epischen Flächen, getragen von trockenen Portishead-Beats ("Unforgiven"), betörenden Streichern ("Wave") und wohlklingenden Simon & Garfunkel-Anleihen ("Turn Away").

Trotz des nahezu durchweg bezirzenden Stillleben-Fundaments besteht zu keiner Zeit die Gefahr des Wiedereinschlafens. Dafür sorgt alleine schon die fesselnde markante Art von Becks Stimme, die auch nach über zwanzig Jahren Businesszugehörigkeit nichts von ihrer vereinnahmenden Energie verloren hat.

Beck ist schon lange kein "Loser" mehr, auch wenn der eine oder andere Slacker-Veteran auch heute noch trotzig  unter dem "two turntables and a microphone"-Banner zu Gegendemonstrationen aufruft. Musikalisch angekommen – wenngleich auch jederzeit noch für eine Überraschung gut ("Modern Guilt") – schaukelt der mittlerweile 43-jährige Ausnahmekünstler in einer Hippie-Hängematte liegend in den Tag hinein. So lässt sich's leben.

Quelle: ntv.de

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