Musik

Die Magie der Masse Black Keys tischen mächtig auf

Dan Auerbach (M.) und Patrick Carney (l.) sind zurück.

Dan Auerbach (M.) und Patrick Carney (l.) sind zurück.

(Foto: EVAN AGOSTINI/INVISION/AP)

Size does matter - die Black Keys haben die Nase voll von spartanisch arrangierten Lo-Fi-Sounds. Auf ihrem neuen Album "Turn Blue" präsentieren sich die Herren Auerbach und Carney erstmals von ihrer XXL-Seite.

Ende November 2011 - nahezu alle Kritiker-Päpste haben ihre heiß ersehnten Jahresabschluss-Listen bereits in die Redaktionssysteme gestellt. Doch dann kommen die Black Keys noch schnell mit ihrem siebten Schaffen "El Camino" um die Ecke gebogen. Wenige Wochen zuvor hatte das Duo Auerbach/Carney mit der Single "Lonely Boy" bereits einen vierminütigen Vorgeschmack abgeliefert, doch dass die groovende Lo-Fi-Perle nur die Spitze eines musikalischen Eisberges sein sollte, damit hatten die wenigsten gerechnet.

Klar ist allerdings: Die Poll-Listen müssen noch einmal umgeschrieben werden. Statt Tom Waits, Radiohead oder Noel Gallagher grüßen nun vielerorts die beiden kauzigen Garagen-Nerds aus Akron, Ohio, von der Pole Position. Nach dem bereits gefeierten Vorgänger "Brothers" wird mit "El Camino" nun auch die letzte Hürde in Richtung Rock-Olymp aus dem Weg geräumt.

Ausverkaufte Arenen, rote Teppiche und reihenweise Auszeichnungen: Die Black Keys sind nach jahrelanger Durststrecke endlich ganz oben angekommen. "Auf einmal setzt sich ein Rad in Bewegung, das größer ist, als alles was du dir vorher hättest vorstellen können. Wir wurden ziemlich rumgereicht", berichtet Sänger Dan Auerbach. "Die Grammys, die schicken Anzüge und all die Promo-Termine. Das war nicht immer einfach, aber letztlich freuen wir uns natürlich über den Erfolg, ganz klar."

Die Magie der Masse

Zusammen mit ihrem Freund und Produzenten Brian Burton alias Danger Mouse entwickelten sich die Black Keys vom Geheimtipp zum Megaseller. Das sorgte natürlich auch für jede Menge Druck. Alle Welt erwartete, dass der Zweier möglichst schnell und qualitativ mindestens gleichwertig nachlegt. Die beiden Verantwortlichen zogen sich jedoch erst einmal zurück.

"Turn Blue" ist bei Nonesuch / Warner erschienen.

"Turn Blue" ist bei Nonesuch / Warner erschienen.

Drei Jahre später sind Dan Auerbach und Patrick Carney plötzlich wieder da. Im Gepäck haben sie ihr neues Album "Turn Blue". Die Welt ist gespannt: Kann die Band abermals eine Schippe drauflegen? Für eine Antwort bedarf es Zeit, denn "Turn Blue" erschließt sich nach dem ersten Durchlauf in seiner Ganzheit nicht mal eben so. Das neue Schaffen des US-amerikanischen Ausnahmeduos präsentiert sich wesentlich komplexer und facettenreicher als die vorangegangenen Alben.

Natürlich erfinden sich die Black Keys anno 2014 nicht neu. Der erdige Soul von "Brothers" wurde genauso wenig des Feldes verwiesen wie der crunchig angerockte "El Camino"-Vibe. Was allerdings neu ist, ist die Art und Weise, wie Altbewährtes aufbereitet wird. Statt sich nämlich abermals mit minimalistischer Instrumentierung zu begnügen, setzen Dan Auerbach und Co dieser Tage auf die Magie der Masse.

Durch die Hintertür ins Hirn

Bereits der Opener "Weight Of Love" schiebt sich mit mehr ineinander verwobenen Soundspuren durch die heimischen Boxen als das komplette Material der vergangenen fünf Jahre zusammen. Die Basis bleibt jedoch erhalten. Soul, Blues und knarziger Highway-Rock, eingehüllt in oszillierende Soundscapes: Das kennt man. Und doch gelingt der Band eine musikalische Verwandlung. Durch das Wagnis, bereits etablierte Grundstrukturen in neue, bisher unbekannte Allover-Dimensionen zu hieven, erreichen die Songs eine neue Tiefe.

Eine schnell ins Ohr gehende Nummer wie "Lonely Boy" sucht man auf "Turn Blue" vergebens. Songs wie das vermeintlich luftig leichte "Waiting On Words", das funkig angehauchte "In Time" oder die bewusstseinserweiternde Dynamik-Ode "Bullet In The Brain" treten allesamt eher durch die Hintertür ins Geschehen.

Nur selten wirbelt der dreckige Staub auf, der im November 2011 für flächendeckende Hysterien sorgte ("It’s Up To You Now", "Gotta Get Away"). Das ändert aber nichts an der Antwort auf besagte Frage, die spätestens nach dem dritten Durchlauf wie folgt lautet: Ja. Die Schippe ist zwar unhandlicher und aufgrund von böigen Winden um einiges schwerer auf Kurs zu halten, doch sie ist da und der massige Inhalt, der sich auf ihr befindet, sehnt sich geradezu nach der Zusammenkunft mit bereits Angesammeltem. Und nur das zählt.

"Turn Blue" bei Amazon als CD oder als MP3 bestellen.

"Turn Blue" bei iTunes bestellen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen