Musik

Accept sind so gut wie noch nie Ein Leben für den Heavy Metal

Verbreiten immer noch frischen Wind: die Herren von Accept.

Verbreiten immer noch frischen Wind: die Herren von Accept.

Accept haben vor etwa vier Jahren ihre zweite Karriere gestartet. Die Pioniere von einst klingen seitdem so frisch und hungrig, als ob sie die Welt im Sturm erobern wollten - dabei haben sie das schon längst getan. Nun erscheint ihr drittes Album seit der Reunion.

Es gibt nicht viele Bands, die quasi zwei erfolgreiche Karrieren in einer feiern. Accept ist dieses seltene Kunststück gelungen. Die Band aus der Stahlstadt Solingen lieferte Anfang der 1980er-Jahre neben internationalen Bands wie Iron Maiden, Judas Priest oder AC/DC den Soundtrack der rebellischen Jugend in Deutschland. Die Kids ließen sich die Haare wachsen, zogen sich zerrissene Jeanswesten an und brüllten ihren Protest gegen Eltern, Lehrer und die spießige Gesellschaft zu Songs wie "Restless And Wild", "Balls To The Walls" oder "Metalheart" heraus. Accept waren neben den Scorpions im Ausland das Aushängeschild für harte Rockmusik Made In Germany.

Mittlerweile sind aus den Kuttenträgern und Lederbräuten, die damals ihre wilde Jugend erlebten, angepasste Bürger geworden. Accept können hingegen immer noch nicht vom Heavy Metal lassen. Nach einer zwölfjährigen Pause ist die Band seit Ende 2009 wieder voll im Musikbusiness integriert.

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Accept klingen so frisch und unverbraucht, also ob sie am Anfang ihrer Laufbahn stehen würden. Und in gewisser Weise tun sie das auch. Das furiose Comeback-Album "Blood Of the Nations" wurde 2010 im "Rock Hard", dem wichtigsten Metal-Organ in Deutschland, als "Newcomer-Album des Jahres" gewählt. Nach "Stalingrad" erscheint am 15. August 2014 schon das dritte Werk "Blind Rage" der zweiten Accept-Karriere.

"Wir haben im Moment die beste Zeit"

Als Newcomer gehen Wolf Hoffmann, Peter Baltes und Co. nicht mehr durch. Das Quintett versprüht aber nach wie vor den Vibe einer jungen, hungrigen Band, aus der die Ideen nur so heraussprudeln. "Wir haben im Moment die beste Zeit unserer Karriere", sagt Gitarrist Hoffmann, neben Bassist Baltes die treibende Kraft der Band.

Accept haben es geschafft, den Geist ihrer Erfolgs-Ära aus den 80er-Jahren in die Gegenwart hinüberzuretten, ohne abgenutzt und verbraucht zu klingen. "Bei 'Blood Of The Nations' haben wir schon geackert, um dieses Old-School-Feeling hinzubekommen, aber mit 'Blind Rage' haben wir es endgültig geschafft", meinte Baltes in der August-Ausgabe des "Rock Hard"-Magazins: "Wenn ich mir die Platte jetzt im Auto anhöre, denke ich: Yo, das ist es, das hätte auch von unseren früheren Platten sein können." Traditioneller Heavy Metal mit prägnanten Riffs und den typischen Chorälen - Accept haben ihren eigenen Stil geprägt, der so viele nachfolgende Bands beeinflusst hat. Nicht umsonst gilt der Song "Fast As A Shark" vom 1982er-Album "Restless And Wild" als erster Speedmetal-Song.

Diese Kunst, sich treu zu bleiben, aber nicht zu wiederholen, zahlt sich seit nunmehr vier Jahren voll aus. Die Band spielt weltweit vor ausverkauften Hallen und ist Gast auf den bekanntesten Rockfestivals. Dieses Jahr tritt die Gruppe beim Wacken Open Air und beim polnischen Woodstock-Festival vor jeweils rund 80.000 Zuschauern auf. "Dass wir noch einmal so durchstarten würden, hätte niemand von uns gedacht. Wir haben natürlich das Beste gehofft, uns aber keine große Gedanken gemacht, was passiert, wenn ... Wir haben uns gesagt, wir geben jetzt Vollgas und schauen, was rauskommt", erklärt Hoffmann.

Plötzlich stand der Sänger im Raum

Dass Hoffmann und Baltes Accept überhaupt wiederbelebt haben, basiert auf einem reinen Zufall. Beide Bandleader leben schon seit Jahren in den USA. Hoffmann hatte sich nach dem erneuten Split im Jahr 1997 aus dem Musikgeschäft zurückgezogen, Baltes arbeitete als Produzent und führte zeitweise eine Musikschule. Ein Besuch Hoffmanns bei Kumpel Baltes in Philadelphia führte zur Wiedergeburt der Band. Als die beiden alte Accept-Songs jammten, schneite Baltes Nachbar Mark Tornillo rein. "Plötzlich stand dieser Sänger im Raum, und es eröffneten sich für uns Welten", beschreibt Hoffmann den Moment, der alles verändern sollte.

Mit Tornillo, dessen Stimme ähnlich klingt wie die von Ex-Sänger Udo Dirkschneider, kam die Idee auf, es noch einmal mit Accept zu probieren. "Wir haben uns gesagt, wenn es überhaupt noch mal klappt, dann mit diesem Sänger hier. Mit Mark fühlte es sich einfach richtig an", stellte Hoffmann fest: "Das war eine Bauchentscheidung."

In der Metal-Szene herrschten große Zweifel und Skepsis. Misslungene Comebacks von Alt-Pionieren, die nur noch ein Schatten ihrer selbst sind, gibt es schließlich genug. "Die gesamte Metalwelt war sich einig, dass dieses Projekt zum Scheitern verurteilt ist", erinnert sich Hoffmann. Das Blatt wendete sich, als das neue Album erschien und die Band live auftrat. "Es war eine Genugtuung und eine tolle Erfahrung für uns. Viele Kritiker und Journalisten haben später zugegeben, sich geirrt zu haben."

Seitdem hat sich das Leben von Baltes und Hoffmann von einem Tag auf den anderen geändert. Hoffmann ist froh, dass er den Weg zurück zum Rock’n’Roll gefunden hat. "Ich hätte bis zum Ende meiner Tage friedlich und zufrieden Fotograf sein können. Letztendlich ist es aber nicht so reizvoll wie die Musik." Sie sei fest in seinen und den Knochen seiner Mitstreiter verwurzelt. "Auf die Bühne zu gehen und vor Leuten zu spielen, setzt einen Adrenalinstoß frei, den man im normalen Leben oder anderen Berufen kaum erlebt. Oder Platten zu machen, die weltweit beachtet werden und den Fans etwas bedeuten – das ist in einem normalen Leben so nicht zu erreichen", erklärt er die Faszination eines Musikerlebens. Für Hoffmann, der als Sohn eines Chemie-Professors einst ein altsprachliches Gymnasium besuchte, lautet die Devise: Einmal Musiker, immer Musiker.

"Blind Rage" erscheint am 15. August - bei Amazon bestellen

Quelle: ntv.de

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