"Hold Back The River" James Bay will was abliefern
20.03.2015, 17:38 Uhr
Ein Hut macht noch keinen Depp.
Noch so ein Typ, den man immer mit Hut sieht – Hut ist also weder spießig oder nur Pan Tau vorbehalten, Hut scheint Pflicht zu sein, wenn man heutzutage Pop-Star werden will. Aber mal ganz abgesehen von der Kopfbedeckung: James Bay reichen seine Stimme, seine Gitarre und seine Texte. Der Shootingstar stand mit Größen wie Stevie Wonder und Neil Young auf der Bühne, war der Opener für die gigantische Hyde-Park-Show der Rolling Stones im Sommer 2013, ist im richtigen Maß aufgeregt, aber dann auch wieder cool und genießt seinen Erfolg in vollen Zügen. Der Hype um seine Äußerlichkeiten ("der junge Johnny Depp") geht ihm eher auf den Wecker, und bloß weil er bei der Burberry-Prorsum-Show die Musik gespielt hat, ist er noch lange kein Fashion-Bubi. "Hold Back The River" ist der Hit, den alle kennen und mitsingen können, aber er hat noch mehr auf dem Kasten. Am 20. März erscheint sein Album "Chaos and The Chalm", und darüber redet er ausgesprochen gerne.
n-tv.de: Und, wie ist das so, wenn man einen wahrgewordenen Traum lebt - denn so sollte sich dein Leben ja gerade anfühlen, oder?
James Bay: (lacht) Ja, das stimmt, vollkommen richtig. Ich lebe meinen Traum, da hast du recht! Und ich versuche echt, deswegen nicht vollkommen auszuflippen und auf dem Teppich zu bleiben. Aber ist nicht leicht (lacht). Wenn man ständig um die Welt reist und Preise verliehen bekommt und Goldene Schallplatten und einen Critic's Choice Award, dann hätte man ja allen Grund, abzuheben, oder?
Auf jeden Fall.
Jetzt sieht es so aus, als könnte ich alle meine Ziele erreichen, und das haut mich immer wieder aus den Socken.
Überrascht dich dein Erfolg denn jetzt? Ich meine, das ist es doch, worauf man als Musiker hinarbeitet.
(zögert) Ja, aber wenn es dann passiert, ist es absolut überwältigend. Ich habe nicht damit gerechnet, ich mache ja Musik, weil ich es liebe. Und sicher träumt man davon, eines Tages einen Preis zu gewinnen, aber man würde auch weitermachen, wenn man keinen gewinnt. Ich habe echt viel und daraufhingearbeitet, das stimmt schon, aber es gibt noch so viel mehr, was ich erreichen will.
Was sagen deine Freunde zu deinem Erfolg?
Sie sind happy, wenn ich happy bin (lacht). Ich glaube, die sind froh für mich, ja, aber ich habe mich auch kaum verändert.
Wo stellst du deine vielen Preise eigentlich hin? Es werden ja ständig mehr.
Ich räume die Bücher aus und stelle stattdessen die Preise ins Regal. Unspektakulär. Ich bin allerdings nicht viel zu Hause.
Du wirst momentan als der "nächste Erbe des britischen Pop-Thrones" gehandelt – ist das beängstigend oder findest du das okay, in Adeles und Sam Smith' Fußstapfen zu treten?
Das ist aufregend, von allem etwas! Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit dazu habe, und ich werde alles dafür tun, den Erwartungen gerecht zu werden. Ja, ich will was abliefern (lacht) .
Du bewegst die Menschen mit deiner Musik - deiner Stimme und deinen Texten. Deine Stimme ist außergewöhnlich und deine Texte treffen anscheinend mitten ins Herz. Wie machst du das?
Oh, danke. Manchmal weiß ich auch nicht, woher das kommt, aber ich schätze mal, das kommt vom vielen Leute beobachten. Alles, was zwischen Menschen passiert, interessiert mich. Und das versuche ich dann, in meine Worte zu packen. Mehr ist das wahrscheinlich gar nicht.
Du hast auf der Straße gespielt – was hast du dort vor allem gelernt?
(Überlegt) Keine Angst zu haben. Ja, das lernt man da wirklich, denn sich da hinzustellen ist gar nicht so einfach. Als ich das die ersten Male getan habe, fand ich es am schwierigsten, endlich stehen zu bleiben, die Gitarre auszupacken, dann räuspert man sich, und dann muss man singen. Und dann gucken die Leute. Da muss man sich dran gewöhnen, aber nach einer Weile ist es okay (lacht). Es ist eine sehr direkte Art, seinem Publikum ins Auge zu sehen.
Ich finde das auch sehr mutig. Du kannst ja auch sehr gut zeichnen - was wird denn daraus jetzt?
Ach ja, da hab' ich nicht so viel Zeit für, aber ich male überall, wo ich bin, im Zug, im Flugzeug, wenn ich warte, immer. Ich male schon viel länger als ich Musik mache, das heißt, es ist noch immer irgendwie neu für mich. Deswegen habe ich da jetzt auch mehr Lust drauf.
Du bist auf der sogenannten "Artist To Watch"-List einiger Sender und Magazine. Ist das nicht blöd, wenn man so unter Beobachtung steht?
Nee, das ist super! Ich will nicht so tun, als ob mir das egal wäre, ich will ja, dass die Leute meinen Musik kennen und gut finden, und dafür braucht man diese Art von Aufmerksamkeit. Ich will mich nicht wichtig machen, aber wenn man was verkaufen will, dann muss man auch bemerkt werden. Deswegen mag ich den ganzen Trubel. (lacht)
Man kennt erst drei Singles von dir, jetzt erscheint dein neues Album. Wie wird es?
Da sind ein paar Songs drauf, die ich schon mal als EP veröffentlicht habe, aber jetzt, im Kontext mit dem Album und nochmal neu arrangiert und aufgenommen, sind die ganz anders. Und dann das ganze neue Zeug (lacht). Es wird laut! Viele Gitarren und Drums und Bass!
Wie erholst du dich, wenn du immer unterwegs bist?
Das frage ich mich auch. Ich falle einfach erschöpft ins Bett. Ich habe keine Tipps, ehrlich nicht, Sport schaff ich nicht. Ich bin gern unterwegs, auch nachts.
Dann viel Erfolg für deine Tour.
Danke, ich denke, wir starten im Juni.
Mit James Bay sprach Sabine Oelmann
Quelle: ntv.de