I Fink U Freeky Mit Inka Bause bei Die Antwoord
05.06.2016, 06:30 Uhr
"White Trash"? Die Antwoord (bei einem Auftritt am 3.Juni 2016 in Warschau).
(Foto: dpa)
Nein, ein Geheimtipp sind die südafrikanischen Crossover-Techno-Rapper Die Antwoord schon lange nicht mehr. Ihr exklusives Deutschland-Konzert in Berlin ist weit im Voraus ausverkauft. Das will sich sogar eine Liebesbotin nicht entgehen lassen.
Es gibt Dinge, die tut man sich als Journalist lieber nicht an. Zum Beispiel ein Interview mit Die Antwoord. Um das sagen zu können, genügt es, sich ein paar frühere Frage-Antwort-Spielchen der Südafrikaner bei Youtube anzugucken. Eine gepflegte "Fuck you"-Attitüde gegenüber irgendwelchen Medienfuzzis gehört eben einfach auch zum zwingenden Repertoire der Paradiesvögel mit Proleten-Charme. Oder war es andersrum?
Macht aber auch nichts, das gestaltet die Sache entspannter. So kann man sich mit einem Bier im Plastikbecher mal einfach nur das Konzert geben. Am Samstagabend lieferten Die Antwoord einen exklusiven Auftritt in Berlin ab. Exklusiv insofern, als die Show nicht im Rahmen einer größeren Tournee stattfand. Gleichwohl wird die Band um Rapper Ninja und Quietscheentchen Yo-Landi Vi$$er in diesem Jahr noch weitere Einsätze in Deutschland absolvieren - etwa im August in Gelsenkirchen und beim "Sonne, Mond und Sterne"-Festival. Und natürlich hat die Combo ihren irren Rap-Techno-Mix auch in der Vergangenheit schon ein ums andere Mal auf deutschen Bühnen zelebriert.
Bohei um die Tickets
Dennoch wurde um das Konzert in Berlin ein gewaltiger Bohei gemacht. Tickets gab es nur bei einem einzigen Online-Anbieter zu erwerben. Wer eines haben wollte, musste sich namentlich registrieren. Die Masche hat sich anscheinend ausgezahlt. Schon Wochen im Voraus war die Show in der Open-Air-Arena der Zitadelle ausverkauft. 10.000 Zuschauer - vor einer solchen Masse spielte Die Antwoord hierzulande noch nie.
Dafür, zum erlauchten Kreis der Ticket-Besitzer zu zählen, bedankte sich das Publikum mit Riesenstimmung. Pogo tanzen kann man schließlich auch zu Videoprojektionen und Beats aus dem Computer. Denn außer einem DJ, Ninja, Yo-Landi und ein paar in lustige Kostüme gehüllten Tänzern hatte Die Antwoord auf der Bühne tatsächlich nicht viel zu bieten.
Konzertkritiken fielen bei der Band in der Vergangenheit zumeist durchwachsen aus. Und tatsächlich fällt es der Gruppe auch an diesem Abend schwer, die Magie ihres Anarcho-Stilmixes live an den Mann und die Frau zu bringen. Für eines kann sie nichts: Der Sound ist selbst für Tinnitus-Geschädigte viel zu leise. Doch sogar wenn die Regler voll aufgedreht gewesen wären, wäre der Funken wohl nicht vollständig übergesprungen. Zu sehr klingt das alles nach Konserve. Zu sehr wünscht man sich, auf der Bühne würde wenigstens ein echtes Schlagzeug mal Bums machen. Zu sehr zweifelt man auch beim Gesang daran, dass das alles live und nicht Playback ist.
Prodigy lassen grüßen
Dafür gibt es eben Videoprojektionen. Und die irgendwo zwischen Heroin-Schick, Straßenköter-Noblesse und Femme-Fatale-Sexappeal schwankende Yo-Landi, die sich während des Auftritts gefühlt häufiger umzieht als Madonna. Dass die Protagonisten wissen, bei wem sie sich nicht zuletzt für die Inspiration zu ihrem Chaos-Crossover zu bedanken haben, wird spätestens klar, als ein Sample von Prodigys "No Good" durch die Boxen haucht.
Ob Inka Bause das wohl genauso empfunden hat? Tatsächlich hatte sich die "Bauer sucht Frau"-Moderatorin an diesem Abend auch zu dem Konzert verirrt. Und natürlich sollte man ihr eigentlich die Privatsphäre gönnen und das nicht thematisieren. Doch das fällt schwer, nachdem auch die Konzertbesucher neben einem wiederum gefühlt zwei Stunden kein anderes Thema kennen als: "Da ist Inka!" Und nachdem man sich selbst die Frage gestellt hat, ob man sich denn nun demnächst auf eine neue Fernsehshow unter dem Motto "Ninja sucht Frau" freuen darf.
Womit wir wieder beim Thema wären. Denn, nein, wahrlich - es war echt nicht alles schlecht! Man mag Die Antwoord noch so sehr Phrasen wie "White Trash" und "Südafrikanische Buren-Schizophrenie" um die Ohren hauen. Unterhaltsam sind sie. Und freaky. Ziemlich freaky sogar. Kein Wunder, dass bei Hits wie "I Fink U Freeky" oder "Enter The Ninja" im Publikum ordentlich der Punk abgeht. Einzig man hätte sich gewünscht, dass das genauso auf der Bühne passiert.
Quelle: ntv.de