Muss man gehört haben Smashing Pumpkins - Ach, du dicker Kürbis
02.12.2014, 15:26 UhrWer Smashing Pumpkins sagt, meint Billy Corgan. Der Mann mit der Glatze ist bis heute Kopf, Macher und letztes Gründungsmitglied der Alternative-Rocker aus Chicago. Was ebenfalls bis heute gilt: die Kürbisse ziehen weiter durch. Zum neuen Album ein Blick auf ihre Klassiker.
Verheißungsvoll ist sie gewesen, euphorisierend, und zutiefst verwirrend – die Zeit so kurz nach dem Beginn der 1990er-Jahre. Nicht nur in Sachen Politik, Stichwort Mauerfall, sondern auch und gerade, was Rockmusik und seine Spielarten anging. Ein paar Langhaarige mit kaputten Jeans und Holzfällerhemden hatten Hair Metal und Spandexträgern und weiteren Klischees des Genres – zumindest vorerst – den Garaus gemacht.
Auf Nirvana, Mudhoney, Pearl Jam folgte eine Armada von Bands, die zeigte, dass Luftgitarrenrock auch ohne handelsübliche (Geschlechter)-Stereotypen und das x-te Zerspielen ewig gleicher Tonfolgen funktioniert. Was sich nicht geändert hatte, und das bekam Billy Corgan bei den Aufnahmen zu "Siamese Dream" zu spüren, waren Erfolgsdruck, Konkurrenzdenken und Ansprüche per se.
Schwere Geburt
Nirvana hatten mit "Nevermind" den Rockkosmos auf die Füße gestellt, Corgan wollte, wie Cobain & Co. auch unter der Regie von Studiogenie Butch Vig, nachziehen und ebenso ein epochales Werk hervorzaubern. Die Folge: Corgan kollabierte unter dem Druck, den er sich größtenteils selbst machte. Die Band erging sich in endlosen Auseinandersetzungen, Corgan hatte Suizidgedanken. Eine wahrhaft schwere Geburt. Die eines Klassikers mit Sicherheit, vielleicht nicht das weltverändernde Referenzwerk, von denen es eh nicht allzuviele gibt und die noch viel weniger planbar sind. Aber ganz bestimmt ein epochales Mammutwerk der Band, das sehr stimmig den Sound der Band von zuvor und danach kombinierte.
Im Zuge von Grunge waren Billy Corgan, James Iha, D’Arcy und Jimmy Chamberlin von Chicago aus zur Welteroberung gestartet. Nach ersten Demos und zahlreichen Auftritten, hatte ihr gelungenes Debüt "Gish" (1991), ein phonstarker Brocken aus Melancholie und Gitarrenbreitseite, das Pech, im großen Nirvana-Wahnsinn an den Rand gedrängt zu werden. Die Fanbase war jedoch entstanden und rüstete sich für einen kurvenreichen Weg.
Klassiker des Genres
Mit "Siamese Dream" (1993) und "Mellon Collie & the Infinite Sadness" (1995) verorteten die Smashing Pumpkins schließlich zwei Epen im Kanon der alternativen Rockmusik. Songs wie "Today", "Disarm" und "1979", "Tonight, Tonight" oder auch "Bullet with Butterfly Wings" geraten zu Klassikern des Genres. Das Line-Up zerbröselte jedoch unter dem Erfolgsdruck, unter Corgans Regiment und den ewigen Auseinandersetzungen. Drummer Chamberlin, mit seinem variablen Spiel essenziell für den typischen Pumpkins-Sound, verließ die Band, um später wieder zurückzukehren. Bassistin D’Arcy und Gitarrist James Iha gingen ganz. Anno 2000, nach zwei weiteren Alben ("Adore" von 1998 und das 2000er "Machina/The Machines of God" gab Corgan das Ende der Band bekannt.
Nach diversen Kollaboration und einem Zwischenspiel mit seiner neuen Band Zwan kehrte Billy Corgan 2006 mit den Smashing Pumpkins zurück. Chamberlin war noch zwei Jahre an den Drums, dann wechselte, wie auch an allen anderen Instrumenten, das Personal mehr oder weniger kontinuierlich. Nach draußen ergab das wenig Unterschied - lange schon ist Corgan das Gesicht der Band. Manisch wie gewohnt schreibt der Mann mit der Glatze Dutzende Songs, zig davon werden für Alben eingespielt, verworfen, neu interpretiert. Platten wie "Zeitgeist" (2007) und "Oceania" (2012) hört man dieses Ringen um Richtung und Orientierung denn auch an, die Zeiten der Single-Kracher scheinen nur schwer wiederbelebbar zu sein.
Immer noch für eine Überraschung gut
Und auch wenn der Titel des neuen Albums, "Monuments to an Elegy", scheinbar an die großkopferten Visionen anknüpft, lässt die Single "Being Beige" an bessere, an fokussiertere Zeiten denken, dockt es wieder an den typischen 90er-Sound der Band an. Und sogar mit dem Hair Metal wird hier fusioniert, sitzt an den Drums doch mit Tommy Lee (Mötley Crüe) ein zumindest unerwarteter Taktgeber für die Alternative-Institution: "Die Demos klangen bereits auf eine ganz bestimmte Art und Weise besonders und so schlug einer von uns vor, jemanden zu finden, der die Songs so spielen würde wie Tommy Lee. (...) Er gibt ihnen mit der Kraft und Anmut, für die er berühmt ist, eine Resonanz, die sowohl unmittelbar als auch unverwechselbar ist."
Die Smashing Pumpkins sind immer noch für eine Überraschung gut - es bleibt spannend im Haus der Kürbisse, im ganz eigenen Klangkosmos des William "Billy" Patrick Corgan.
"Monuments to an Elegy" erscheint am 5. Dezember 2014 - bei Amazon bestellen
Quelle: ntv.de