Habe die Ehre - MTV Unplugged Sterne sehen mit Andreas Gabalier
07.12.2016, 13:34 Uhr
Der Meister bei der Arbeit: Zwischen Gaudi und Emotion.
Er hat es geschafft: MTV Unplugged. Ein Premierenabend im prachtvollen Ambiente des Wiener Odeon-Theaters. Mit Andreas Gabalier stand hier nun nicht nur der erste österreichische Künstler vor den MTV-Kameras, sondern auch mit Sicherheit waren noch nie so viele Dirndlkleider im Publikum zu sehen. Der Grund: Der VolksRock'n'Roller zeigte die andere, die "ausg'steckte" Seite seiner Musik: Songs, "reduziert aufs Maximum". Für den wienerischen, symphonischen Klang sorgte ein 40-köpfiges Orchester. Die Show begann dann auch ganz traditionell: Mit dem Donauwalzer! Dazwischen: "I sing a Liad für di" über "Hulapalu" bis zum Duett mit Anna Netrebko. Die Diva und der Steirerbua singen "Amoi seg' ma uns wieder". Andreas hat es vor Jahren bereits geschrieben, für Vater und Schwester, zu einer Zeit, als von Karriere noch gar nicht die Rede war. Seither geht das Lied auf Wanderschaft und berührt die Menschen auf vielfältige Weise. Außerdem dabei: Gregor Meyle, Max Giesinger, Xavier Naidoo und die 257ers. Jetzt also der Ritterschlag von MTV. Wir erwischen Andreas Gabalier inmitten seiner Promo-Tour, und er ist gut gelaunt, munter und fast aufgekratzt. "Grüß dich, hier ist dein Christkind", meldet er sich am Telefon. "Wie geht's?"
n-tv.de: Ja, pfundig, und selbst?
Andreas Gabalier: Mir geht's ausgezeichnet. Ich bin gerade so viel unterwegs, aber das gehört dazu. Das macht Spaß, wenn man ein neues Album rausbringt.
Wenn man diese Musik hört, dann bekommt man gute Laune, soviel steht fest. Von allem ist etwas dabei. War das nicht eine Mordsgaudi, das aufzunehmen?
Naja, schon, das gilt sicher für vier bis fünf Songs, aber es gibt ja auch viele ruhige Momente, und dann ist das eher sehr, sehr emotional. Mit dem MTV Unplugged Album habe ich mir mehr Platz geschaffen für Lieder, die vielleicht in der Vergangenheit neben den Gute-Laune-Hits ein bisschen untergegangen sind. Die Fans hören das gerne auf Konzerten, aber da sind natürlich Lieder dabei, die medial nicht so stattfinden. Ist ja auch verständlich. Da sind viele B-Seiten drauf, und emotionale und ruhige Titel.
Es ist ein bisschen wie Urlaub, wenn man die Musik hört. Und, man wäre gern dabei gewesen bei der Aufzeichnung.
Das sind doch auf jeden Fall schöne Emotionen (lacht). Und das war auch wirklich so stimmungsvoll.
Dein "Hulapalu" - lustig, dass dieses "Wort" so eine Bedeutung bekommen hat, auch wenn man ihm keine wirklich genaue Bedeutung zuordnen kann.
Na, das steht doch jetzt schon im Duden (lacht).
Irgendwas zwischen Kuss und Sex, deute ich da jedenfalls hinein. Vielleicht lieg' ich ja falsch ... Auf jeden Fall bist du mit deinem Auftritt bei MTV Unplugged tatsächlich in den Nachrichten gelandet in Österreich.
Ja, na klar, (lacht), das ist was ganz Besonderes. So etwas wie ein Ritterschlag. Das ist doch das Größte, was einem Musiker passieren kann.
Hoffen wir mal nicht, du bist ja noch recht jung, da kann noch eine Menge passieren!
Ja, schon, aber so ein MTV Unplugged ist doch etwas, was bleibt.
Du hast Jura studiert - sieht nicht so aus, als würdest du je als Anwalt zum Einsatz kommen, oder?
Ich denke auch, dass das nichts wird. Wahrscheinlich ganz gut so. Dafür funktioniert das mit der Musik ja auch viel zu gut, und das habe ich auch so gewollt!
Im Wiener Odeon Theater habt ihr eure Session aufgenommen - das war doch sicher etwas ganz Besonderes, oder?
Allerdings. Wir waren auf der Suche nach einem Ort, der das "Ausg'steckte", das Unplugged, wiederspiegelt und der aber trotzdem geschichtsträchtig ist. En Ort, der auch nicht zu "aufgemascherlt" ist, also nicht ein Opernhaus oder ähnliches, wovon wir ja auch einige zu bieten haben, sondern etwas durchaus altes, aber ruhiges, und das Odeon Theater hat jetzt perfekt gepasst und war stimmig zur Musik.
Deine Mitstreiter: Gregor Meyle, Max Giesinger, die 257ers sind dabei …
Ja, ich wollte mich möglichst breit aufstellen …
Nicht zu vergessen Anna Netrebko, wie kam es denn dazu?
Das war eine große Herausforderung. Aber sie wollte gerne mitmachen. Sie hat sich ja sogar viele Stunden Zeit genommen, den steirischen Dialekt zu lernen! Die Anna ist eine sehr herzliche Person. Also für mich war es ein unvergesslicher Nachmittag, weil ich mir so sehr gewünscht hatte, dass sie mitmacht.
Wenn du dir noch jemanden hättest aussuchen dürfen, wer wäre das geworden?
Bryan Adams. Das wäre schön. (seufzt) Vielleicht ergibt sich irgendwann mal was.
Der Donauwalzer - der versetzt einen in eine andere Welt.
(lacht) Ja, das hat Charme.
Bist du damit aufgewachsen?
Ja, in der Schule und zu Hause, das hat unsere Mutter uns vier Kindern neben den Charts auch die klassische Kultur mitgegeben. Das mag ich auch heute noch gerne.
Du warst ein Kind, das gern in die Oper ging und in klassische Konzerte?
(lacht) Naja, als Kind jetzt nicht so, das weiß man dann später erst zu schätzen, das geb' ich schon zu.
In deinem Publikum ist alles vertreten: vom Kleinkind bis zum Ur-Opa. Wie findest du das?
Ich liebe das! Kinder, Teenager, Senioren, das ist doch das beste Publikum, was man sich wünschen kann. Ich fühle mich dadurch unglaublich wertgeschätzt. Die machen sich auch alle hübsch für mich (lacht). Dirndl, Lederhose, das finde ich toll, wo hat man das heutzutage schon noch, wenn die meisten Leute doch mit der Jogginghose ins Theater gehen. Das finde ich doof. Bei mir im Konzert müsste man ja gar nicht so besonders angezogen sein, aber das hat sich rumgesprochen, dass man sich so ein bisserl fesch macht. Selbst im hohen Norden sehe ich Leute in Tracht, das ist schon klasse.
Wenn man sich hübsch macht, ist man auch besser drauf, oder?
Ja, das versprüht eine positive Energie, das ist absolut der Wahnsinn.
Und trotzdem eckst du mit deinen Aussagen manchmal ein bisschen an, oder? Ausgelöst durch den Satz bei den Amadeus Awards: "Es ist nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl heute noch auf ein Weiberl steht" … kannst du verstehen, dass du dafür so viel Kritik einstecken musstest?
Also: ich mag immer noch sagen, was ich denke. Aber so etwas wird ja auch gerne mal falsch verstanden und dann von der Presse oder "den Medien" anders interpretiert, als es ursprünglich gemeint war. Das gibt dann eine fette Schlagzeile, aus dem Kontext gerissen, und dann kommt da so etwas wie "der Gabalier ist ein Macho, oder "Gabalier schickt die Frauen an den Herd" heraus - aber das ist mir, ehrlich gesagt, inzwischen egal. Habe ich so nie gesagt (lacht). In dem Fall habe ich erzählt, dass es auch völlig okay wäre, wenn eine Mama zu Hause ist, so wie bei uns früher, da hat die Mama auch auf uns vier Kinder geschaut. Und sie war gar nicht unemanzipiert. Und so schrecklich war das auch alles nicht. Und wollen Frauen heute nicht auch eine Weile zu Hause bleiben mit ihrem Kind, sofern das möglich ist, habe ich gefragt. Wirklich: was wäre so schrecklich daran, wenn es finanziell möglich ist?
Wichtig für dich ist also die Familie, und du gehst recht offen mit deinen Emotionen um, vor allem am Anfang deiner Karriere. Dein Lied "Amoi seg' ma uns wieder" - du selbst nennst es dein nachhaltigstes Lied. Freust du dich immer noch wenn du geherzt und gebusselt wirst nach einem Konzert und alle Menschen ihre Emotionen mit dir teilen wollen, ist das nicht auch schwer?
Das freut mich immer, total! Und wenn ich anderen in harten Zeiten Trost und Hoffnung schenken kann, dann ist das doch was Schönes! Ich habe immer das Gefühl, dass ich anderen eine Stütze sein kann, das gibt mir was. Das ist keine Belastung, das reißt bei mir auch keine alten Wunden auf. Das ist vielleicht sogar meine Art von Therapie damit umzugehen, dass ich meinen Vater und meine Schwester verloren habe. Ich finde das für alle Seiten sehr tröstlich.
Englisch singst du auch ...
Ja, das sind Ausflüge hin und wieder. Wenn ich in Nashville oder Memphis bin, dann sing' ich eben auch englisch. Die kennen mich da schon, den verrückten Typen aus Österreich.
Was vermisst du am meisten, wenn du auf Tour oder einfach unterwegs bist? Außer deine eigenen Handtücher?
Goar nix (lacht). Alles gut!
Was sind deine nächsten Pläne?
Nächstes Jahr starte ich einen Rekordversuch: Wir sind am 2. September auf dem Hockenheim-Ring, und wollen dort möglichst einen Dirndl-Rekord aufstellen (lacht).
Was wünschst du dir zu Weihnachten?
Schnee!! Das würde mir schon reichen.
Mit Andreas Gabalier sprach Sabine Oelmann
Quelle: ntv.de