Justice sind zurück "Wir wollten anecken"
18.11.2016, 16:09 Uhr
Because they are your friends: Justice.
(Foto: WMG)
Was wären Partys ohne "We Are Your Friends" gewesen? Der Justice Remix des Simian-Tracks hat das Nachtleben geprägt wie kaum ein anderer seiner Zeit. Nun, knapp zehn Jahre später, ist die Zeit gerade so reif für Nostalgie. Wie passend kommt es da, dass Justice soeben ein neues Album veröffentlicht haben. Mit "Woman" schenken Gaspard Augé und Xavier de Rosnay Fans zehn Tracks lang ein bisschen Disco zum Träumen. Im Gespräch mit n-tv.de erklärt de Rosnay die Vorliebe der Band für ausdrucksstarke Symbolik und verrät, mit welchen Promis die beiden sich lieber nicht das Bett teilen würden.
Was macht für euch die perfekte Frau aus? Ich frage mich nämlich, ob das Album diesen Ansprüchen gerecht wird …
Xavier de Rosnay: Die perfekte Frau gibt es nicht. Wir kennen so viele Frauen, die wir als perfekt empfinden, und sie sind alle unterschiedlich. Mütter, Töchter, Freundinnen, Liebhaberinnen … Wir haben uns für den Titel "Woman" entschieden, weil er Stärke ausstrahlt. Die Frau symbolisiert den Ursprung des Lebens. Wir alle wurden von Frauen zur Welt gebracht. Und dann ist da natürlich die "Lady Justice" (zu deutsch Justitia; Anm. d. Red.), die Personifikation von Gerechtigkeit.
Als ihr die zweite Single von dem Album, "Randy", veröffentlicht habt, habe ich mit einem etwas anzüglicheren Track gerechnet. "Randy" bedeutet schließlich "geil".
Das haben wir jetzt schon öfter gehört. Ich glaube, es liegt an der versauten Denke der Leute. Dass ihr "Randy" nicht sofort als Person identifiziert, sagt vielleicht mehr über euch aus als über uns.
Auf dem neuen Album finden sich auch einige Liebeslieder. Das ist neu. Werdet ihr im Alter sentimental?
Nicht unbedingt sentimental, aber wir drücken uns jetzt anders aus als früher. Wir machen seit zehn Jahren gemeinsam Musik und haben uns natürlich auch weiterentwickelt. Es war an der Zeit, sich neuen Themen zu widmen - auf eine direktere, ehrlichere Weise. Deswegen sind auch mehr Liebeslieder auf der Platte. Allerdings nicht im Sinne der gängigen Klischees.
Nein, kitschig sind die nicht.
Es geht um Liebe in einem weiter gefassten Kontext. Die Songs, die du meinst, erzählen nicht nur von der romantischen Liebe, sondern auch von Brüderlichkeit und Freundschaft. "Woman" soll die Liebe transportieren, die man fühlt, wenn man unter Leuten ist. Gospel war zum Beispiel eine Inspirationsquelle. Nicht unbedingt vom Sound her, sondern weil die Musik Menschen zusammenführt. Eine Gruppe singt für eine andere Gruppe. Das transportiert ein Gemeinschaftsgefühl, man teilt eine Erfahrung. Das ist völlig anders als das Konzept von Liebe in der Popmusik.
Du hast es gerade schon erwähnt: Ihr beiden arbeitet seit Ewigkeiten zusammen. Ihr habt euch sogar mal eine Wohnung geteilt. Wie haltet ihr es überhaupt noch miteinander aus?
Alles, was wir gemeinsam erlebt haben, hat uns nur noch enger zusammengeschweißt. Wir haben in den letzten Jahren mehr Zeit miteinander verbracht als mit irgendjemandem sonst. Wir waren Freunde, bevor wir Kollegen wurden. Alles in allem ist es einfach eine ganz besondere Beziehung.
Das klingt alles sehr harmonisch. Gibt es denn nicht wenigstens eine Kleinigkeit, bei der ihr euch nie einig werdet?
Na klar! Glücklicherweise geht es dabei aber nicht um Musik. (lacht)
Habt ihr mal darüber nachgedacht, einen Track auf Französisch rauszubringen?
Wir lieben französischsprachige Musik. Aber die Sprache der Popmusik ist Englisch. Wir sind im Frankreich der 80er Jahre groß geworden. Da wurden vor allem englischsprachige Songs im Radio gespielt. So wurden wir sozialisiert, also denken wir darüber in Bezug auf unsere eigenen Songs gar nicht nach.
Eurem "Justice"-Kreuz seit ihr über die Jahre treu geblieben. Dabei gibt es ja eigentlich schon immer große Empörung, sobald das Thema Religion auch nur am Rande gestreift wird. Hattet ihr jemals das Gefühl, mit dem Symbol besonders respektvoll umgehen zu müssen?
Es ist tatsächlich ein sehr ausdrucksstarkes Symbol. Die meisten Menschen besitzen aber ein gutes Urteilsvermögen. Sie sind in der Lage, mit Distanz zwischen religiöser und popkultureller Symbolik zu unterscheiden.
Einmal seid ihr dann aber doch ordentlich angeeckt. Euer Video zum Song "Stress" hat damals eine Rassismus-Debatte losgetreten. Haben euch die Reaktionen damals überrascht?
Uns war schon klar, dass die Bilder einige Menschen etwas beunruhigen könnten. Schon als wir den Song geschrieben haben, wollten wir damit ein bisschen anecken. Er klingt unangenehm. Mit dem Video waren wir dann nur konsequent. Es sollte so brutal wie möglich werden. Dass uns aufgrund des Videos dann rassistische Tendenzen unterstellt wurden, hat uns allerdings völlig überrumpelt.
Es war also nie ein politisches Statement?
Auf keinen Fall! Die Leute haben ihre Ängste auf unser Video projiziert. Das ist in Ordnung. Genauso haben wir aber auch das Recht, uns einer politischen Lesart zu verweigern.
Wo wir schon bei Statements sind: Jeder kann sich daran erinnern, wie Kanye West 2009 bei den VMAs Taylor Swifts Dankesrede unterbrochen hat. Die wenigsten wissen allerdings, dass er so etwas Ähnliches drei Jahre vorher auch schon mit euch abgezogen hat. Jetzt ist Taylor Swift im Video zu Wests Song "Famous" zu sehen und ihr müsst ohne Nackt-Doubles auskommen …
(lacht) Zum Glück sind wir nicht so berühmt. Mit Donald Trump und Kim Kardashian wollen wir uns lieber nicht das Bett teilen!
Mit Xavier de Rosnay von Justice sprach Anna Meinecke.
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Quelle: ntv.de