Mathias Brandt sagt "Adieu" Der Münchner "Polizeiruf 110" im Schnellcheck
16.12.2018, 21:43 Uhr
Als der geschiedene Ehemann des Opfers, Jochen Fahrenholz (Stephan Zinner), die gemeinsame Tochter Jasmina (Aurelia Schikarski, auf dem Arm von Sozialpädagogin Dr. Lara Stindl (Bettina Mittendorfer) und einzige Zeugin der Bluttat, abholen möchte, entzieht sich das traumatisierte Kind dem Vater.
Mit dem 15. und letzten Fall kommt es noch einmal ganz dicke für Hanns von Meuffels. Der Hauptverdächtige kollabiert, im Swingerclub riecht es unangenehm, die neue Kollegin bleibt auf der Strecke und Constanze hat keinen Bock mehr. Am Ende müssen es Stan und Ollie richten.
Das Szenario
Als Hanns von Meuffels endlich am Tatort auftaucht, hat die frischgebackene Assistentin Nadya (Maryam Zaree) die Arbeit schon erledigt und erste Erkenntnisse zusammengetragen. Eine Frau wurde erschossen, ihre kleine Tochter konnte fliehen, die gefundenen Fotos, darauf Szenen aus einem Sexclub oder einem Pornofilm, könnten auf eine Erpressung schließen lassen. Im Fokus der Ermittlung zunächst: der Ex der Ermordeten und Vater des Mädchens, Jochen Fahrenholz (Stephan Zinner), ein Verdacht, der sich jedoch nicht angemessen erhärten lässt. Während von Meuffels größtenteils damit beschäftigt ist, seine auszugswillige Ex Constanze (Barbara Auer) zum Bleiben zu überreden, gerät schließlich der Geschädigte in einem von der Ermordeten erstellten Gutachten unter Verdacht. Von Meuffels' Mangel an Konzentration hat verheerende Folgen, die neue Kollegin muss dessen Unprofessionalität mit dem Leben bezahlen. Ein völlig unerwartetes, mithin surreales Happy End gibt es dennoch, als Constanze und Hanns friedlich auf der abendlichen Couch sitzen und einen alten Dick&Doof-Film anschauen.
Die eigentliche Botschaft
Die Vergangenheit ist ein fernes Land, die Menschen benehmen sich seltsam dort: Als mit seiner einstigen Assistentin Anna Burnhauser (Anna Maria Sturm) eine Wiedergängerin aus den ersten Fällen auftaucht, muss von Meuffels ernüchtert feststellen, dass er nicht nur im Hier und Jetzt, gebeutelt von Liebeskummer und Depression, zur zwischenmenschlichen Harschheit neigt, sondern schon immer ein ziemlicher Miespeter war. "Schön war es nicht mit Ihnen" lautet das Fazit der jungen Frau, die dem oft lebensfernen Kommissar auch noch das Mobiltelefon instandsetzen muss.
Darüber wird in der Mittagspause geredet
Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die beiden Morde auch am Tag nach der Ausstrahlung von "Tatorte" (schon ein merkwürdiger Titel für einen "Polizeiruf") für Aufregung sorgen. Die Exekution zu Beginn ist im wahrsten Sinne des Wortes knallhart. Und wie dann völlig aus dem Nichts, noch dazu durch von Meuffels' Abgelenktsein verschuldet, die neue Assistentin erschossen wird, zählt zu den wohl schockierendsten Überraschungsmomenten der gesamten Serie.
Der Plausibilitätsfaktor
Mit Augenmerk auf die fast tagträumerische Erzählung eher gering, der Fortgang der Geschichte schwankt zwischen surreal, unfreiwillig komisch und ultrabrutal. Und wie ein Kommissar, der nicht mal seine Sim-Karte auswechseln kann, schwierigste Fälle lösen soll, bleibt ebenfalls rätselhaft. Wobei - das mit den Fällen hat sich ja nun erledigt.
Die Bewertung
7 von 10 Punkten. Die ganze Nummer ist selbst für von Meuffels doch etwas over the Top, dennoch ein eigenwilliger, sehenswerter Schlusspunkt unter seine Karriere.
Quelle: ntv.de