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Höhepunkte, Abschiede, Jubiläen So lief die "Tatort"-Saison 2020/21

Keine weichgespülte Jubiläumsfolge: "In der Familie".

Keine weichgespülte Jubiläumsfolge: "In der Familie".

(Foto: BR/WDR/X Filme Creative Pool Gmb)

Ein großes Jubiläum, der brutalste Fall seit langem und maskentragende Ermittler: Während der Rest von Deutschland im Dauer-Lockdown hing, ging bei "Tatort" und "Polizeiruf" weiterhin die Post ab. Was so alles seit der letzten Sommerpause passiert ist, lesen Sie hier.

Eine "Tatort"-Saison im Zeichen von Corona geht zu Ende - und von der Pandemie war erstaunlich wenig zu sehen. Obwohl so gut wie alle der 36 Fälle unter Hygiene- und Abstandsregeln gedreht worden waren, wurde das Virus erst im allerletzten so richtig thematisiert: In "Die dritte Haut" schieben sich Meret Becker und Mark Waschke die Masken genauso unbeholfen im Gesicht herum wie der Rest Deutschlands seit mehr als einem Jahr schon - ein genauso eindrückliches wie bedrückendes Signal der Fernsehserie, die sich selbst als Spiegel der deutschen Gesellschaft versteht.

Ausnahmsweise mal ohne Maske: die Berliner Kommissare.

Ausnahmsweise mal ohne Maske: die Berliner Kommissare.

(Foto: rbb/Gordon Muehle)

Dass die anderen Fälle mehr oder weniger defensiv mit dem Thema umgegangen sind, heißt allerdings ganz und gar nicht, dass das "Tatort"-Jahr deswegen ein schlechtes gewesen wäre. Ganz im Gegenteil: Zwischen September 2020 und Juni 2021 liefen viele spannende Fälle über die sonntäglichen Bildschirme, begleitet von einer Handvoll auffällig starker "Polizeirufe" - zuletzt dem Münchner Saisonfinale vom Sonntag (8,5 von 10 Punkten). Höchste Zeit für einen Rückblick, bevor es dann am 29. August mit einer neuen "Tatort"-Saison weitergeht.

Die Quotenwunder

Nicht zu stoppen (wer hätte es gedacht?) waren auch in der abgelaufenen Saison die Münsteraner um Professor Boerne (Jan Josef Liefers) und Kommissar Thiel (Axel Prahl): 12,94 Millionen Menschen verfolgten im vergangenen November Boernes Nahtoderfahrung in "Limbus", 13,6 Millionen sahen einen Monat später "Es lebe der König!" - und sage und schreibe 14,22 Millionen wollten im Mai wissen, was hinter "Rhythm and Love" steckt. Dass die Klamaukkönige aus Münster damit einmal mehr das Quotentreppchen vollständig in Beschlag nahmen, versteht sich quasi von selbst.

Der Brutalste

Bekamen Grausliches zu sehen: die neuen Saarbrückener Kommissare.

Bekamen Grausliches zu sehen: die neuen Saarbrückener Kommissare.

(Foto: SR/Manuela Meyer)

"Der Herr des Waldes" eröffnet den Saarbrückener Kommissaren Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) in ihrem zweiten Fall ein Panoptikum des Grauens: Von einer ausgeweideten jungen Frau bis hin zu völlig aus dem Nichts kommenden Gewaltausbrüchen blieb den Ermittlern - und damit auch den "Tatort"-Zuschauern - kaum etwas erspart. Weil die Schockelemente aber nicht nur reiner Selbstzweck sind, sondern eine clever-verzwickte Story vorantreiben, vergaben wir 8,5 von 10 Punkten.

Die Neuen

Alles andere als eine "Heile Welt" fand Stefanie Reinsperger trotz des Episodentitels bei ihrem ersten Einsatz für die Dortmunder Ermittlungstruppe vor: Social-Media-Abgründe, Neonazis, dienstliche Grabenkämpfe, im Ruhrgebiet tat sich serientypisch mal wieder die Hölle auf. Reinsperger als frischgebackene Kommissarin Rosa Herzog ließ sich davon nicht abschrecken, wir attestierten ihr "einen bravourösen ersten Auftritt".

Ein fast komplett neues und ziemlich ausgefallenes Team ging in Bremen an den Start: Die quirlige Jasna Fritzi Bauer ("Jerks") und Luise Wolfram als (bereits bekannte) BKA-Ermittlerin Linda Selb trafen auf den dänischen Hünen Dar Salim, bekannt als Blutreiter aus "Game of Thrones". Mit "Neugeboren" lieferten die drei eine Milieustudie ab, die Lust auf mehr macht.

Das letzte Mal

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Aylin Tezel hängte ihre Karriere im Dortmunder "Tatort" nach fast neun Jahren mit der Jubiläumsfolge "In der Familie" an den Nagel. 16 Mal ermittelte sie als Kommissarin Nora Dalay im Dunstkreis von Kindesentführung und Drogen, Rockerbanden und Terroristen, zwischen Reichsbürgern, Base-Jumpern und Tollwütigen.

Das Jubiläum

Neben Tezels Abschied feierte sich der "Tatort" mit "In der Familie" vor allem selbst: Seit satten 50 Jahren flimmert die Lieblingsserie der Deutschen nun schon über die Bildschirme. Statt einer weichgespülten Jubiläumsfolge sahen die Zuschauer die Geschichte einer Familie, die immer stärker in die Abhängigkeit der italienischen 'Ndrangheta gerät. Der ungewohnt harte Zweiteiler, in dem die Dortmunder und Münchner Kommissare mehr oder weniger gemeinsam ermitteln, haute den Kollegen Scheel vom Hocker: "Auch in der Fortsetzung ganz, ganz großes Kino, das dem feierlichen Anlass, dem 50-jährigen Jubiläum, durchweg gerecht wird: 10 von 10 Punkten."

Quelle: ntv.de

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