"Tatort" aus Ludwigshafen Wenn es im Sarg leise klopft ...
22.01.2023, 21:44 Uhr Artikel anhören
Im besten Falle sind auf diesem Friedhof alle Vergrabenen tot.
(Foto: SWR/Benoît Linder)
Es begann vielversprechend im Odenthal-Fall um "Lenas Tante". Wie da der Sarg ins Krematorium geschoben wurde, sich der Deckel hob und eine Hand hervorguckte, das war schön schaurig. Aber kann so etwas passieren, lebendig eingesargt? Hier sind vier historische Legenden - ohne Gewähr, aber mit Gruselgarantie.
1937
Zu den bekanntesten Fällen der lebendig Begrabenen zählt der von Angelo Hayes aus der Nähe von Bordeaux. Bei einem vermeintlich tödlichen Motorrad-Unfall hatte sich der 19-Jährige so schwere Kopfverletzungen zugezogen, dass seinen Eltern sogar der Zutritt zum Leichenschauhaus verweigert wurde. Drei Tage später wurde Hayes beigesetzt. Nachdem das Versicherungsunternehmen seines Vaters selbigen jedoch verdächtigte, die Finger im Spiel gehabt zu haben, um die mit 200.000 Francs dotierte Lebensversicherung zu kassieren, buddelte man Angelo Hayes wieder aus, und siehe da: Der junge Mann lebte noch, sein Organismus hatte sich aufgrund des Sauerstoffmangels, so hieß es, in ein todesähnliches Koma versetzt und ihn so überleben lassen. Hayes erholte sich, wurde wieder vollständig gesund und erfand schließlich sogar ein Sargmodell, das solche "Missgeschicke" vermeiden sollte. Hayes' Survivor-Sarg verfügte über einen kleinen Ofen, Toilettenpapier und eine Alarmglocke. 1974 demonstrierte Hayes persönlich die Funktionstüchtigkeit der Kiste, indem er sich darin 30 Stunden lang begraben ließ.
1661
Als Lawrence Cawthorn, ein Londoner Schlachtermeister, eines Tages schwer krank wurde, war dessen gierige Vermieterin auf sein Hab und Gut aus. Den ohnmächtigen Cawthorn erklärte sie für tot, ohne einen Arzt zu konsultieren, es folgte die hastig anberaumte Beerdigung. Doch die letzte Schaufel Sand war kaum geschippt, da hörten die Trauergäste Hilferufe aus dem Erdreich, der vermeintliche Tote hatte das Bewusstsein wiedererlangt. Ein Happy End gab es für ihn dennoch nicht. Als die Totengräber den Sarg mühsam wieder freigelegt hatten, war Cawthorn bereits erstickt. In der 'British Library' lässt sich die Geschichte unter "The Most Lamentable and Deplorable Accident" nachlesen.
1915
In South Carolina fiel die 30-jährige Essie Dunbar einem ihrer epileptischen Anfälle zum Opfer. Nach einem schweren Sturz hatte der extra angereiste Dr. Briggs sie für tot erklärt. Ein Irrtum. Bei der Beerdigung ergab es sich, dass die spät eintreffende Schwester von Essie darauf bestand, die Tote noch einmal zu sehen. Beim Öffnen des Sarges kam ihnen Essie lächelnd entgegen und entstieg quicklebendig der Holzkiste. Die Trauergemeinschaft zeigte sich schockiert, hielt sie für eine Untote. Doch weit gefehlt, Essie Dunbar lebte noch stolze 47 Jahre. Als sie am 22. Mai 1962 im Barnwell County Hospital verstarb, wurde das besonders nachdrücklich im "Augusta Chronicle" verkündet: "Final funeral is held for S.C. Woman".
1695
Als Margorie McCall im nordirischen Lurgan den Folgen einer schweren Fiebererkrankung erlag, so meinte man zumindest, wurde sie zügig beigesetzt. Ein paar findige Grabräuber jedoch hatten davon gehört, dass sie mitsamt eines wertvollen Goldrings am Finger beerdigt worden war. Als sie nächtens den Sarg ausbuddelten, entdeckten sie diesen Ring tatsächlich, bekamen ihn jedoch nicht von Margories Finger. Gerade als sie sich anschickten, mit einer Säge zu Werke zu gehen, erwachte die Scheintote und jagte die geschockten Räuber zum Teufel. Wieder zu Hause angekommen, klopfte sie an die Tür der Familienwohnung. "Wenn ich eure Mutter nicht eigenhändig begraben hätte", soll Jim McGall daraufhin zu seinen Kindern gesagt haben, "dann würde ich schwören, dass das ihr Klopfen war." McGall lag richtig und wurde auf der Stelle ohnmächtig vor Schreck. Aufgrund des Schocks, so erzählte es der örtliche Historiker Jim Conway 2018 in einem BBC-Interview, sei dessen Haar über Nacht schlohweiß geworden. Doch nicht nur Mr. McGall, auch seine Gattin berappelte sich wieder. Ihren Grabstein auf dem Shankill-Friedhof in Lurgan ziert eine nachträglich angebrachte Steinplatte mit der Aufschrift:
"Margorie McCall - Lived Once, Buried Twice".
Quelle: ntv.de