

Das ist das stählerne Ungetüm, mit dem die Briten ihren Status als Weltmacht verteidigen wollen.
Kurz vor der Jungfernfahrt nach Ostasien besucht Briten-Premier Boris Johnson das spektakuläre Schiff im Mai 2021. Da hat es schon eine jahrelange Geschichte hinter sich.
Nach seiner Indienststellung 2017 kehrt der derzeit modernste Flugzeugträger der Welt im Jahr 2018 nach einer mehrmonatigen Erprobungsfahrt für weitere Arbeiten in seinen Heimathafen Portsmouth zurück.
Voll einsatzbereit ist die "HMS Queen Elizabeth" da noch lange nicht: Die Erprobung auf See läuft seit eineinhalb Jahren, doch die 700-köpfige Stammbesatzung muss sich noch zurechtfinden. Wichtige Systeme sind noch nicht an Bord.
Vor der Ostküste der USA liefen den ganzen Herbst 2018 über Testläufe mit den neuen Tarnkappenfliegern aus US-Produktion.
Die erste Landung eines Kampfjets vom Typ F-35B "Lightning II" auf dem Flugdeck ...
... markiert für die britische Marine einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Fertigstellung ihres neuen Flaggschiffs.
Die "HMS Queen Elizabeth" ist das Typschiff einer von Grund auf neu entwickelten Klasse konventionell angetriebener Supercarrier.
Das riesige Kriegsschiff soll den Briten künftig eine Vormachtstellung auf See garantieren. Geplant ist eine Einsatzdauer bis ins Jahr 2070.
Für die Royal Navy und den Steuerzahler auf der Insel ist es das mit Abstand größte und teuerste Schiffsbauprojekt in der Geschichte der britischen Seefahrt.
Dass die Indienststellung der "HMS Queen Elizabeth" mit der heißen Phase des EU-Austritts, dem Brexit, zusammenfällt, ist tatsächlich Zufall.
Für Premierministerin Theresa May (2.v.r.) kommt das neue Machtsymbol der britischen Außenpolitik jedoch sicher nicht ungelegen.
Die "HMS Queen Elizabeth" soll unübersehbar für neues britisches Selbstvertrauen stehen.
Der neue Mega-Träger zählt mit einer Verdrängung von rund 65.000 Tonnen zu den größten jemals in Europa gebauten Schiffen überhaupt.
Die Anfänge dieses marinestrategischen Reformprojekts reichen weit zurück bis in die 1990er-Jahre: Mehrere Premierminister - Labour und Tories - waren an der Entscheidung beteiligt.
Die "HMS Queen Elizabeth" ist das erste Exemplar der neuen "Queen Elizabeth"-Klasse.
Insgesamt zwei dieser schwimmenden Militärflughäfen sollen ab den 2020er-Jahren für Großbritannien durch die Weltmeere kreuzen (Computergrafik).
Formell soll die "HMS Queen Elizabeth" zusammen mit dem in Bau befindlichen Schwesterschiff, der "HMS Prince of Wales" (hier der Namenspatron und Thronfolger, Prinz Charles, l.), ...
... nur die bereits vor Jahren ausgemusterten Träger der "Invincible"-Klasse ersetzen.
In Wahrheit jedoch bilden die beiden neuen Träger das Herzstück des bislang ehrgeizigsten Rüstungsvorhabens der britischen Verteidigungspolitik.
Die gesamte Royal Navy wird auf den Trägereinsatz ausgerichtet: Die Marine wird künftig aus zwei Flotten bestehen, die sich um die beiden Träger gruppieren.
Zugleich rückt Großbritannien militärisch enger an den wichtigsten Verbündeten, die USA, heran.
Dafür nimmt die britische Regierung enorme finanzielle Belastungen in Kauf - jetzt und für die kommenden 50 Jahre.
Kann sich der britische Staatshaushalt diese Ausgaben wirklich leisten?
Kritik an den enormen Kosten des Trägerprogramms beschäftigen die britische Politik seit Jahren.
Allein die Baukosten verschlingen rund 3,4 Milliarden Euro - pro Schiff.
Flugzeugträger sind alles andere als günstig: Abgesehen von der Beschaffung erzeugen die hochkomplexen Großkampfschiffe enorme Unkosten im Alltagseinsatz.
Der britischer Rechnungshof schätzt die Gesamtkosten des Beschaffungsprogramms inklusive Elektronik und Waffensystemen auf umgerechnet rund 15,6 Milliarden Euro.
Dazu kommt die großzügige Ausstattung mit dem derzeit teuersten Hightech-Kampfjet am Markt.
Die von dem US-Konzern Lockheed Martin entwickelten Stealth-Flieger werden in britischen Medien mit einem Stückpreis von umgerechnet rund 110 Millionen Euro veranschlagt. Währungsschwankungen können den Preis in die Höhe treiben, wenn das Pfund zum Dollar verliert.
Für den Einsatz an Bord der "Queen Elizabeth" sind 36 Maschinen der Spezialversion F-35B vorgesehen.
Die neuen britischen Träger sind auf die besonders kostspielige B-Version der "Lightning II" angewiesen, weil nur dieses Flugzeug ...
... aufgrund seines schwenkbaren Düsenantriebs dazu in der Lage ist, ...
... über die Rampe am Bug des Trägers vom Deck des Trägers aus zu starten und auch sicher wieder zu landen.
Jahr für die Jahr fallen weitere Kosten an, darunter vor allem die laufenden Ausgaben für den Betrieb, den Verbrauch an Treibstoffen, die Instandhaltung aller Systeme sowie die Versorgung und Bezahlung des erforderlichen Personals.
Dass Großbritannien starke Seestreitkräfte braucht, ist in der politischen Debatte in London dabei weitgehend unumstritten.
"Der Seehandel ist die Lebensader der britischen Wirtschaft und der Industrie", heißt es etwa auf den Seiten der Königlichen Marine.
"Fast die Hälfte unserer Lebensmittel und unserer Energierohstoffe müssen importiert werden."
"95 Prozent der britischen Wirtschaftsaktivitäten hängen von einem freien Zugang zu den Weltmeeren ab."
Benannt nach der amtierenden Regentin soll das hochmoderne Großkampfschiff "HMS Queen Elizabeth" alles auf einmal leisten: ...
... Großbritannien zurück zu alter Weltgeltung verhelfen, ...
... die britischen Interessen im Seehandel schützen ...
... und der stolzen Seefahrernation vor den Augen der Welt als neues Wahrzeichen militärischen Selbstbewusstseins dienen.
"Die Träger werden die Royal Navy und Großbritannien zurück in die erste Liga der Weltseemächte bringen", erklärt der erste Kommandant der "HMS Queen Elizabeth", Commodore Jerry Kyd.
Der gigantische Flugzeugträger ist vom Kiel bis zur Mastspitze eine Eigenentwicklung der britischen Werftenindustrie.
Vom Bug bis zum Heck misst die "HMS Queen Elizabeth" 280 Meter.
Das neue Flaggschiff der britischen Marine ist damit gut 15 Meter länger als die legendäre "Titanic".
Beim Schiffsdesign weichen die Briten in entscheidenden Punkten von ihren US-Vorbildern ab.
Schon von Weitem zu erkennen ist die doppelte Ausführung der Decksaufbauten auf der Steuerbordseite.
Die vordere sogenannte Insel dient der Schiffssteuerung: Hier befindet sich die nautische Brücke mit Steuerruder, Radar und allen Navigationseinrichtungen.
Die hintere Insel ist vor allem für die Kontrolle des Flugbetriebs vorgesehen. Zur Not kann das Schiff auch von hier aus gesteuert werden.
Die räumliche Trennung von Brücke und Tower bietet enorme Vorteile: Vom hinteren "Flyco-"Turm aus, der etwa in der Schiffsmitte auf halber Länge emporragt, hat die Flugleitung einen exzellenten Überblick.
Wie von einem zivilen Airport-Tower aus halten hier Fluglotsen Starts und Landungen im Blick.
Ein Deck tiefer verfolgen Spezialisten im "Operations Room" jede Bewegung im Luftraum über dem Träger und im weiten Umkreis auf See auf ihren Radarschirmen.
Die beengten Verhältnisse, wie sie an Bord der US-Supercarrier herrschen, sollen an Bord der "Queen Elizabeth" der Vergangenheit angehören.
Auf dem maximal 73 Meter breiten Flugdeck und im geräumigen Hangardeck darunter ist Platz für bis zu 40 Kampfjets und Hubschrauber aller Art.
Mit an Bord ist eine starke Abteilung Marineinfanterie für Sicherungsaufgaben und Spezialeinsätze fernab der heimischen Gewässer.
Inklusive dem fliegerischen Personal mit Wartungstechnikern, Waffenexperten und den Piloten besteht die Besatzung insgesamt aus rund 1600 Männer und Frauen.
Das sind sehr viel weniger Arbeitskräfte als in herkömmlichen Flugzeugträgern.
Zum Vergleich: An Bord eines nur gut 40 Meter längeren US-Supercarrier der "Nimitz"-Klasse drängeln sich bis zu 6000 Seeleute, Piloten und Techniker.
Möglich wird der sparsame Personalaufwand der "Queen Elizabeth"-Klasse unter anderem durch einen höheren Grad der Automatisierung und vor allem durch den Verzicht auf einen Nuklearantrieb.
Vier Diesel-Aggregate versorgen die "HMS Queen Elizabeth" mit Energie. Zwei mächtige Gasturbinen erzeugen den Vortrieb und beschleunigen das 65.000-Tonnen-Schiff auf bis zu 25 Knoten.
Der konventionelle Antrieb macht Bau und Betrieb kostengünstiger. Dafür ist die Reichweite und die Ausdauer geringer als im Fall der atomar angetriebenen Träger der Franzosen und US-Amerikaner.
Konventioneller Antrieb bedeutet aber auch, dass die "Queen Elizabeth" im Einsatz regelmäßig aufgetankt werden muss.
Zur Spritversorgung der beiden neuen britischen Träger bestellte die Navy extra vier neue, eigens für die Flottenversorgung auf hoher See ausgerüstete Diesel-Tanker.
Diese vier Schiffe der neuen "Tide"-Klasse wurden allerdings kostengünstig auf Werften in Südkorea bestellt und nicht in Großbritannien gebaut.
Die neuen schnellen Flottentanker verdrängen 39.000 Tonnen und sind damit nur rund ein Drittel kleiner als die "Queen Elizabeth".
Die Abhängigkeit von der eigenen Tankerflotte ist nicht die einzige Einschränkung der neuen britischen Träger-Klasse.
Zugleich ist das derzeit modernste und stärkste Kriegsschiff voll auf die US-Kampfjets mit ihren speziellen Eigenschaften angewiesen.
Dampfbetriebene Startkatapulte, wie etwa an Bord der großen US-Flugzeugträger, gibt es auf der "HMS Queen Elizabeth" nicht.
Die Landung an Deck ist ebenfalls speziell: ...
... An Deck gespannte Stahlseile für mit Fanghaken ausgestattete Maschinen suchen Piloten ebenfalls vergebens.
Die "HMS Queen Elizabeth" kommt ohne solche Fangsysteme aus. Die Landung muss im Schwebeflug erfolgen.
Die kostbaren Maschinen, von denen jede einzelne so viel kostet wie ein herkömmlicher Zerstörer, setzen senkrecht auf - wie einst die längst ausgemusterten "Harrier"-Jets.
Das Design der "HMS Queen Elizabeth" folgt damit dem bewährten britischen "Ski Jump"-Konzept wie hier auf der "HMS Illustrious". (Bild von 2001)
Der Verzicht auf Katapult und Fangseile spart den Einbau aufwändiger Spezialtechnik, hat allerdings gravierende Nachteile.
Ein Wechsel auf ein günstigeres Flugzeugmodell ist für die Briten nicht möglich. Die "HMS Queen Elizabeth" ist passgenau auf die sogenannten STOVL-Spezieljets ("Short Take off, Vertical Landing") ausgelegt.
Bei der fliegerischen Ausstattung setzt die Royal Navy damit alles auf eine Karte: Die F-35B ist das wichtigste Waffensystem der britischen Träger.
Ohne ihre Kampjets sind die "HMS Queen Elizabeth" und ihre Schwesterschiff nicht viel mehr als ein völlig überdimensionierter Hubschrauberträger - oder gar nur ...
... ein "leichtes, langsam fahrendes Seeziel", wie ein russischer Militärsprecher in einer in London viel zitierten Aussage anmerkte.
Kritiker halten das britische Beschaffungsprogramm für maßlos überzogen, falsch ausgerichtet, vollkommen aus der Zeit gefallen und alles in allem viel zu kostspielig.
"Die Königliche Marine setzt ihre Zukunft auf zwei sehr teure Kriegsschiffe", zitiert die BBC etwa die Warnung eines Beobachters. "Das wird die ohnehin bereits beschränkten Kräfte erheblich belasten."
Das ehrgeizige Rüstungsprojekt ist auch innerhalb der Royal Navy massiv umstritten.
Denn mit der Ausrichtung auf zwei große Flugzeugträger verwandeln sich große Teile der Royal Navy in eine reine Eskortflotte - für die immer weniger Geld zur Verfügung steht.
"Unser neuer Flugzeugträger könnte den Verteidigungsetat versenken, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern", ätzt ein Kommentator in der britischen Tageszeitung "Guardian" mit Blick auf die Kosten.
Das Vereinigte Königreich beansprucht mit der Flugzeugträgerstrategie nichts weniger als einen Platz unter den führenden Seemächten der Welt.
Sobald die beiden neuen Schiffsgiganten voll einsatzbereit sind, verfügt Großbritannien - so die Theorie - wieder über die weltweit schlagkräftigste Flotte nach den USA.
"Die neuen Flugzeugträger sind gewissermaßen zu einem Sinnbild der 'Global Britain'-Ambitionen für die Post-Brexit-Ära geworden", heißt es in einem Kommentar der BBC.
Die "Global Britain"-Strategie gefällt auf der Insel allerdings nicht jedem: Gegner der Träger-Aufrüstung befürchten künftig eine stärkere Gewichtung der militärischen Handlungsoptionen in der britischen Außenpolitik.
Die "HMS Queen Elizabeth" sei "Kanonenboot-Diplomatie auf Steroid", fasst ein kritischer Beobachter zusammen.
Befürworter der britischen Träger-Strategie lassen sich von solchen Einwänden nicht aufhalten.
Schon die Wahl des Schiffsnamens verrät, dass die "HMS Queen Elizabeth" den Briten auch Kontinuität und Halt in Zeiten anstehender Umbrüche zusichern soll.
Als weithin sichtbares Machtsymbol könnte das Kriegsschiff, das den Namen der Queen trägt, ihr Andenken und ihre repräsentative Wirkung ...
... über Jahrzehnte hinweg weit in die Zukunft tragen.