
Eben noch Rekordmeldungen von der Schlüsselindustrie, ...
... jetzt Jammertal.
Konjunkturabkühlung in China, ...
... dramatisch rückläufige Absatzzahlen, Gewinnwarnungen ….
... Jobabbau.
Die Branche steht vor großen Herausforderungen.
Die E-Mobilität verschlingt Milliardensummen. Dazu bekommt das alte Geschäftsmodell Konkurrenz von ...
... Car- und Ridesharing- Unternehmen.
Nach einem schwachen Jahr versuchen die Autobauer wieder in die Spur zu kommen. Um die hohen Investitionen in neue Technologien stemmen zu können, bauen sie Tausende Stellen ab. Die Streichliste ist lang ...
Volkswagen kürzt bis zu 37.000 (5,6 Prozent), General Motors 9500 (5,3 Prozent), Ford 7000 (3,5 Prozent) und Honda 3500 (2 Prozent) Arbeitsplätze. E-Autopionier Tesla schickt 3500 (2 Prozent) Mitarbeiter nach Hause.
Liegen die Experten richtig, ist der Tiefpunkt lange noch nicht erreicht. "Die nächsten fünf bis zehn Jahre werden ...
... die schwerste Zeit seit der Erfindung des Autos werden", prognostiziert Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Centers Automotive Research an der Universität Duisburg.
"Entweder man fusioniert oder kooperiert", rät Dudenhöffer. "Oder man verlässt den Automarkt."
Allein im Juni schrumpften die europäischen Autoverkaufszahlen um knapp acht Prozent.
Das waren 1,5 Millionen Fahrzeuge weniger als im Monat zuvor. Es hagelt Gewinnwarnungen.
Am meisten Kummer bereitet der Branche der Markt in China.
Der chinesische Automarkt ist im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten geschrumpft. Und 2019 war bislang nicht besser.
Im ersten Halbjahr sackten die Autoabsatzzahlen in China laut Herstellervereinigung CAAM um 12,4 Prozent. Und die Aussichten für das Gesamtjahr sind ebenfalls nicht rosig.
Auf dem Automarkt lastet der von den USA angezettelte Handelskrieg, aber auch die neuen Abgasvorschriften, die in den chinesischen Provinzen vorzeitig eingeführt wurden.
Geely ist der Star unter Chinas Autobauern. Im Juni verkaufte der Daimler-Großaktionär und Volvo-Eigner knapp 30 Prozent weniger Autos. Ein Schlag ins Kontor: Geely rechnet für die erste Jahreshälfte unterm Strich mit 40 Prozent weniger Gewinn.
Einige chinesische Konkurrenten traf die schrumpfende Nachfrage sogar noch schlimmer.
Ironischerweise bekommen auch die US-Marken die Folgen von Donald Trumps Handelsstreit schwer zu spüren.
General Motors (GM) meldete für China ein Absatzminus von 15 Prozent im ersten Halbjahr. GM setzt jetzt auf seine 20 Markteinführungen und hofft damit auf Wachstum. (Im Bild: CEO Mary Teresa Barra)
Bei Ford brachen die Verkäufe um 27 Prozent ein. Das Unternehmen will den Umbau seines Geschäfts im Reich der Mitte nun beschleunigen. (Im Bild: CEO Jim Hackett)
Die deutschen Autohersteller trifft die Absatzkrise in China unterschiedlich. Während Volkswagen im ersten Halbjahr ein Minus von knapp vier Prozent verbuchte, rollten bei BMW knapp 17 Prozent mehr Pkw aus den chinesischen Autohäusern. Daimler übergab immerhin noch gut ein Prozent mehr Fahrzeuge an Kunden in China.
Am besten stehen in China die Japaner da: Honda Motor konnte seinen Absatz im ersten Halbjahr um ganze 22 Prozent steigern.
Der weltgrößte Autobauer Toyota kam immerhin noch auf plus 12 Prozent. Warum? (Im Bild: Toyota-Präsident Akio Toyoda und Formel-1-Fahrer Fernando Alonso)
Laut der Ratingagentur Fitch genießen japanische Autos bei chinesischen Käufern einen guten Ruf. "Chinesische Kunden werden wählerischer mit Blick auf die Qualität der Autos", heißt es. Und: "Die US-Hersteller können sich wieder erholen, wenn sie schnell die richtigen Produkte auf den Markt bringen."
Den deutschen Autobauern macht nicht nur die China-Flaute und der Handelsstreit einen Strich durch die Rechnung. BMW, Daimler und Volkswagen kämpfen dazu noch mit hausgemachten Problemen, zum Beispiel den Nachwehen des Dieselskandals und die neuen Emissionsziele.
Daimler-Chef Ola Källenius hatte erst kürzlich die Ziele für 2019 kräftig nach unten korrigiert - zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen. Seine neue Prognose: Ein Ebit deutlich unter den gut elf Milliarden Euro des Vorjahres.
Mit den ersten Quartalszahlen für Kallänius bestätigen sich Befürchtungen: Der Autobauer ist tief in die roten Zahlen geruscht. Unterm Strich verbuchte der Stuttgarter Konzern von April bis Ende Juni einen Verlust von gut 1,3 Mrd. Euro. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch 1,7 Mrd Euro verdient.
Auch BMWrechnet im laufenden Jahr mit einem Gewinneinbruch. Andere Autobauer tun sich ebenfalls schwer: Die VW-Tochter Audi zum Beispiel hat ebenfalls die schwachen Zahlen des Vorjahres unterboten.
BMW will wenig gefragte Modell- und Motorvarianten streichen - aber immerhin bislang keine Stellen abbauen.
Die Augen sind auf den neuen Chef Oliver Zipse gerichtet. Aufsichtsratschef Norbert Reithofer erwartet von ihm "zusätzliche Impulse bei der Gestaltung der Mobilität der Zukunft". Auch die Aktionäre drängen.
"BMW muss mehr Elektro-Modelle anbieten. Es kann doch nicht sein, dass Tesla BMW die Kunden wegschnappt", sagt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).
BMW hat einen Sonderweg gewählt: Das Familienunternehmen fährt lieber mehrgleisig bei den Antriebsarten.
Eine Lösung beim Thema "neue Mobilitätsformen" sind Kooperationen. BMW und Daimler haben ihre Kräfte gebündelt und eine Mobilitätsfirma gegründet. Jetzt wollen die Konzerne auch bei Technologien ohne Fahrer kooperieren. Branchenkenner beurteilen das positiv.
"Mit ihrem Mobilitätsdienst Free Now sind BMW und Daimler am weitesten in Europa. Zusammen könnten sie es schaffen, Uber und Co. auf Distanz zu halten", sagt Autoexperte Stefan Bratzel. (Im Bild: die Geschäftsführer von FreeNow, Thomas Zimmermann und Alexander Mönche, bei der Präsentation des neuen Firmen-Logos, v.l.)
Beim autonomen Fahren gilt es den Vorsprung von Unternehmen wie dem Google-Ableger Waymo aufzuholen. Hier "entstehen in zehn Jahren ganz neue Geschäftsmodelle", warnt Bratzel.
Die Roboterautos von Waymo werden schon bald Passagiere durch Kalifornien fahren. Eine entsprechende Genehmigung durch die zuständige Behörde CPUP (California Public Utilities Commission) liegt vor. Die Aufholjagd hat begonnen.
Die ganze Autobranche richtet sich dafür radikal neu aus: Daimler kooperiert beim autonomen Fahren nicht nur seit Neuestem mit BMW. Der Konzern arbeitet seit 2017 auch mit dem deutschen Auto-Zulieferer Bosch zusammen.
Daimler bindet sich zugleich auch immer enger an den größten Automarkt der Welt. Denn vor allem China investiert in die Automatisierung, um mit Firmen wie dem ...
... US-Elektroautobauer Tesla oder der Google-Schwester Waymo konkurrieren zu können.
Zwei der drei größten Aktionäre bei Daiimler sind mittlerweile chinesisch. Zuletzt beteiligte sich das langjährige Partnerunternehmen in der Volksrepublik, BAIC, mit fünf Prozent.
Seit 2018 ist mit knapp 10 Prozent der chinesische BAIC-Konkurrent Geely größter Daimler-Aktionär. Zweitgrößter Aktionär ist der kuwaitische Staatsfonds mit 6,7 Prozent.
Daimler, Volvo, Toyota - Geely ist in alle Richtungen bindungsfreudig. Zusammen mit Toyota schloss Geely auch eine Allianz mit Chinas größter Suchmaschine Baidu.
BMW wiederum arbeitet mit dem Chiphersteller Intel sowie mit italienischen Autobauer Fiat Chrysler, der bei Bündnissen und Fusionen in der Vergangenheit eher glücklos gewesen ist, zusammen.
Der vor einem Jahr verstorbene Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne hatte im Sinne der Wirtschaftlichkeit schwer für Fusionen plädiert. Er selbst blitzte mit seinen Heiratsanträgen an General Motors allerdings immer wieder ab.
Im Juni platzte auch noch eine Fusion mit Renault nach Widerstand in der französischen Regierung. FCA denkt mittlerweile über die nächsten Schritte nach.
Der US-Traditionsautobauer GM hat sich beim autonomen Fahren mit dem japanischen Autokonzern Honda zusammengetan.
Zusammengerückt sind auch Ford und Volkswagen, die bereits bei Nutzfahrzeugen kooperieren. Der US-Autobauer plant künftig E-Autos auf einer Volkswagen-Plattform für den Verkauf in Europa zu entwickeln.
Umgekehrt erklärte sich Volkswagen bereit, gemeinsam mit Ford in Argo AI zu investieren, ein Unternehmen für autonome Fahrzeugplattformen. (Im Bild: Ford-Chef Jim Hackett und Volkswagen-Chef Herbert Diess, v.r.)
"Die Herausforderungen liegen bei der Gestaltung der Zusammenarbeit", kommentierte Autoexperte Dudenhöffer den VW-Ford-Deal. "Kultur spielt dabei eine Rolle." (ddi)