Panorama

Ungewöhnlicher Jahreswechsel Deutschland verabschiedet Horrorjahr 2020

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Vergleichsweise still hat in Deutschland das neue Jahr begonnen. Große Silvesterpartys fielen wegen des Lockdowns aus, 2021 wurde im kleinen Kreis begrüßt. In Berlin sind Polizei und Feuerwehr trotzdem im Großeinsatz.

In der Hoffnung auf ein Ende der Corona-Pandemie haben Menschen in Deutschland das Jahr 2021 begrüßt. In Deutschland wirkten viele Straßen wie leer gefegt, es waren weniger Menschen unterwegs als sonst zu Silvester. Geböllert wurde aber trotz des Verkaufsverbots, auch Feuerwerk leuchtete am Himmel. Größere Vorfälle wurden kaum gemeldet - allerdings brannte in Berlin ein Supermarkt mit darin lagernden Feuerwerkskörpern aus und hielt Dutzende Einsatzkräfte in Atem.

Die größte Silvesterparty Deutschlands und das Höhenfeuerwerk am Brandenburger Tor in Berlin waren wegen des geltenden Lockdowns abgesagt worden. Private Feiern waren bundesweit nur in kleinem Rahmen erlaubt. Zudem galt vor Silvester ein grundsätzliches Verkaufsverbot von Feuerwerk - vor allem um typische Verletzungen zu vermeiden und so die Krankenhäuser zu entlasten.

Das gelang zwar größtenteils, aber nicht überall. So hantierte ein 63-jähriger Mann in Brandenburg mit einem illegalen Böller und verlor seine Hand, als der sich entzündete. Ein 24-Jähriger kam bei einem Unfall mit Pyrotechnik im brandenburgischen Rietz-Neuendorf ums Leben. Überhaupt knallten in vielen Städten trotz des Verkaufsverbots zahlreiche Böller und Raketen - besonders in Berlin. Wie andernorts sprach die Polizei auch dort trotzdem von einer ungewohnt ruhigen Silvesternacht - mit einer großen Ausnahme.

In Berlin-Buckow ging ein rund 800 Quadratmeter großer Supermarkt in Flammen auf und stürzte teils ein. In einem Teil des Gebäudes schienen Feuerwerkskörper gelagert worden zu sein, die explodierten und durch die Gegend flogen, wie ein Feuerwehrsprecher schilderte. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand. Gut zu tun hatten die Einsatzkräfte auch in Leipzig, wo sieben Bundeswehr-Jeeps auf dem Gelände eines Autohandels ausbrannten. Die Polizei ging von Brandstiftung aus.

"Hervorragend, dass weniger geballert wird"

In Berlin, aber auch andernorts musste die Polizei immer wieder kleinere Menschengruppen auflösen. Mehr als 80 Regelbrecher wurden dort vorübergehend festgehalten wegen Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz, wie ein Sprecher sagte. Mindestens drei Beamte wurden demnach im Einsatz leicht verletzt, konnten den Dienst aber fortsetzen. Polizeisprecherin Patricia Brämer fand dennoch lobende Worte. "Wir möchten uns bei den vielen Berlinerinnen und Berlinern bedanken, die sich an die Verordnungen gehalten haben." Die meisten Berliner feierten im kleinen Kreis ins neue Jahr. Die Maßnahmen stießen bei vielen auf Verständnis.

Manche, wie der 49-jährige Stefan, der mit einer Freundin in Neukölln spazierte, fanden es sogar "ganz hervorragend, dass weniger geballert wird". Zwei 25 Jahre alte Frauen konnten das Verbot ebenfalls "voll nachvollziehen", freuten sich aber auch ein bisschen über den zivilen Ungehorsam, den sie auf der Straße sahen. Am Brandenburger Tor herrschte ungewohnte Leere. Das ZDF strahlte seine traditionelle Silvestershow live, aber ohne Publikum vor Ort aus, der Applaus kam vom Band. Fernsehzuschauer konnten sich bewerben, um über Video in der Sendung "Willkommen 2021" eingeblendet zu werden. Im Showprogramm traten Álvaro Soler, Vicky Leandros und Jürgen Drews mit Tochter Joelina auf. Thomas Gottschalk grüßte per Videoschalte aus Baden-Baden.

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Und wie wurde sonst in Deutschland gefeiert? Tendenziell ruhig. "Kein Vergleich mit vorangegangenen Jahren", sagte ein Polizeisprecher in Mainz. Ähnliches war aus München, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zu hören. Die Düsseldorfer Innenstadt, wo ein Böllerverbot galt, war bis kurz vor Mitternacht menschenleer. Aus Hamburg hieß es vom Lagedienst, vereinzelt hätten Beamte Feuerwerkskörper eingesammelt, die Straßen seien aber zunächst sehr leer gewesen.

Insgesamt erinnerte das Bild in deutschen Städten an den TV-Silvesterklassiker "Dinner for One", bei dem sich zwei Menschen mit Freunden betrinken, die gar nicht anwesend sind. Manche kochten Fondue zu zweit, andere bestellten sich das Gourmet-Menü aus dem Restaurant für zu Hause oder trafen sich in Sektlaune mit der Familie in einer Videokonferenz.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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