Panorama

Wie viel Wasser führt der Rhein? Die aktuellen Pegelstände in Deutschland

Nervöse Blicke auf die Wettervorhersage: Niedrigwasser am Rhein, hier bei Bonn.

Nervöse Blicke auf die Wettervorhersage: Niedrigwasser am Rhein, hier bei Bonn.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Dürresommer 2022 behindert den Schiffsverkehr auf deutschen Wasserstraßen. Ein Ende des extremen Niedrigwassers ist nicht in Sicht. Wie sieht die Lage an Rhein, Main und Donau aus? Ein Blick auf die ntv.de-Karte zeigt die tagesaktuellen Messdaten.

Die Niederschläge der vergangenen Tage im Süden und Westen Deutschlands sorgen kurzzeitig für Entspannung: Die Pegelstände am Rhein, der wichtigsten deutschen Wasserstraße, steigen wieder an. Aufatmen können Binnenschiffer, Industrieplaner, Logistiker und Kraftwerksbetreiber aber noch nicht. Die saisonal niedrigsten Wasserstände sind im Jahresverlauf üblicherweise erst im Oktober zu verzeichnen.

Die ntv.de Karte mit den aktuellen Pegelständen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes:

Kurz: Die im August durchziehenden Gewitterfronten reichen bei Weitem nicht aus, um die Lage in den Einzugsgebieten von Rhein, Main und Donau grundlegend zu ändern. Zu Wochenbeginn liegt der Pegelstand in Köln zwar wieder bei 94 Zentimetern - ein Plus von 14 Zentimetern gegenüber dem Vortag. Dabei dürfte es sich nach Einschätzung von Experten jedoch nur um einen vorübergehenden Anstieg des Pegelstands handeln.

Weiter flussabwärts, in Düsseldorf, kletterte der Pegelstand zuletzt nur um sechs auf 44 Zentimeter. Weiter nördlich sind die vom Oberrhein heranströmenden Wassermengen noch nicht angekommen. In Emmerich stagniert der Pegelstand am Morgen nach dem historischen Tiefststand der vergangenen Woche zunächst bei 3 Zentimetern. Damit können Flussschiffer ihre Frachter und Kähne weiterhin nur eingeschränkt beladen.

Trotz der positiven Tendenz erwartet das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in absehbarer Zeit aber keine nachhaltige Besserung der Wasserstände. Zwar dürften sich die Pegelstände zunächst weiter erholen, heißt es. Nach dem Durchlauf der vom Oberrhein kommenden Welle sei aber davon auszugehen, dass sie erneut sinken.

Die Pegelstände in den Flüssen sind für den reibungslosen Warenverkehr in Deutschland von entscheidender Bedeutung. Sinkt der Wasserstand an Schlüsselstellen wie etwa Kaub am Rhein unter bestimmte Schwellenwerte, reicht die Wassertiefe in den Fahrrinnen nicht mehr aus, um Container- oder Schüttgutfrachter voll zu beladen. Der Frachtverkehr auf den Wasserstraßen läuft bei Niedrigwasser nur noch eingeschränkt - oder muss schlimmstenfalls ganz eingestellt werden. Industriebetriebe bekommen dann weniger Rohstoffe, Kraftwerke keine Kohle. Straße und Schiene können die benötigten Mengen kurzfristig nicht ausgleichen.

Mehr als 500 Schiffe pro Tag

Der Rhein ist die mit Abstand wichtigste und verkehrsreichste Binnenwasserstraße in Europa. Er verbindet Seehäfen wie Rotterdam und Antwerpen mit den Industrieregionen im Hinterland, im Rhein-Main-Gebiet, ins Oberrheintal und bis hinunter in die Schweiz. Rund 80 Prozent des Güterverkehrs in der deutschen Binnenschifffahrt laufen über diese "europäische Magistrale", wie es beim Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) heißt. "Der Niederrhein wird jährlich von knapp 200.000 Schiffen befahren. Das sind im Durchschnitt rund 550 Schiffe pro Tag."

Das deutsche Wasserstraßennetz geht weit über den Rhein hinaus und umfasst insgesamt rund 6500 Streckenkilometer. Nur knapp ein Viertel davon sind künstlich angelegte Kanäle wie etwa der Rhein-Main-Donau-Kanal. Rund 42 Prozent des Streckennetzes entfällt auf die sogenannten "staugeregelten" Flussabschnitte. In diesen Strecken kann der Wasserstand wie bei den Kanälen durch die Versorgung aus Staubecken auf konstantem Niveau gehalten werden - sofern genügend Wasser zurückgehalten werden konnte.

Das übrige Drittel besteht aus weitgehend frei fließenden Strömen wie Oder, Elbe, Havel, Weser oder Rhein. Der Wasserstand dort ist abhängig von den Niederschlagsmengen in den Flusseinzugsgebieten an den Oberläufen. Im Fall des Rheins sind das insbesondere die westlichen Alpen. Wenn dort im Winter zu wenig Schnee liegen bleibt, dann fallen die Schmelzwasserströme während des Sommers geringer aus. In ungewöhnlich trockenen Sommern sinkt der Wasserstand dann dramatisch ab.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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