Politik

Afghanistan-Liveticker +++ 00:13 Biden: "Chaos" am Flughafen Kabul bei US-Truppenabzug unvermeidbar +++

Die chaotischen Szenen am Flughafen von Kabul nach der Machtübernahme der Taliban waren nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden angesichts des geplanten Truppenabzugs unvermeidbar. Er wisse nicht, wie man es hätte schaffen können, den Abzug aus Afghanistan angesichts der Lage "ohne Chaos" zu meistern, sagte Biden in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Auf die Frage, ob die US-Regierung Fehler gemacht habe oder ob man besser mit der Lage hätte umgehen können, entgegnete Biden: "Nein. Ich glaube nicht, dass wir es auf eine Weise managen konnten (...), um ohne Chaos rauszukommen. Ich weiß nicht, wie das gehen soll."

+++ 23:45 Deutsches Evakuierungsflugzeug defekt - Ersatzmaschine in Kabul gelandet +++
Ein an den Evakuierungsflügen aus Kabul beteiligtes deutsches Transportflugzeug ist defekt. Das Problem beeinflusse die Evakuierungen aus der afghanischen Hauptstadt aber nicht, betonte das Bundesverteidigungsministerium im Online-Dienst Twitter. Eine Ersatzmaschine sei bereits in Kabul gelandet. Zudem sei ein weiterer Militärtransporter vom Typ A400M mit Ersatzteilen in Taschkent eingetroffen. Dort befindet sich auch der defekte A400M.

+++ 23:23 Parlamentarisches Kontrollgremium befasst sich mit Rolle des BND in Afghanistan-Krise +++
Angesichts des chaotischen Endes des internationalen Truppeneinsatzes in Afghanistan kommen die Mitglieder des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) des Bundestags laut einem Bericht der "Welt" am Donnerstag zu einer Sondersitzung zusammen. Die Bundestagsabgeordneten, die für die Kontrolle der Nachrichtendienste des Bundes zuständig sind, sollen sich demnach mit der Rolle des Bundesnachrichtendiensts (BND) in der aktuellen Krise befassen. "Wir wollen und sollen aufklären, welche Rolle der Bundesnachrichtendienst im Zusammenhang mit den Pannen bei den Evakuierungen in Kabul gespielt hat", sagte Patrick Sensburg, CDU-Geheimdienstexperte und Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium, der "Welt". Es gehe dabei "nicht um schnelle Schuldzuweisungen, sondern um eine profunde Fehleranalyse".

+++ 22:54 Weitere Lufthansa-Maschine bringt Evakuierte nach Deutschland +++
In der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist eine weitere Lufthansa-Maschine gestartet, um aus Afghanistan in Sicherheit gebrachte Menschen nach Deutschland zu bringen. Das teilt ein Lufthansa-Sprecher mit. Die Landung des Airbus A340 wurde für den frühen Donnerstagmorgen in Frankfurt erwartet. An Bord sind nach Angaben der Lufthansa rund 250 Menschen. Die Menschen waren zuvor von der Bundeswehr von Kabul nach Taschkent geflogen worden. Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion von Deutschen und Afghanen begonnen.

+++ 22:15 Ghani aus Exil: "Musste in Pantoffeln fliehen - ohne Geld" +++
Der aus Afghanistan geflüchtete Präsident Aschraf Ghani will eigenen Angaben zufolge nicht im Exil bleiben. Er sei in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), um ein Blutvergießen und eine Tragöde zu verhindern. Er sei aber in Gesprächen, nach Afghanistan zurückzukehren und seine Bemühungen für Gerechtigkeit im Land fortzusetzen, sagte Ghani in einer auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft. Ghani hatte Afghanistan angesichts des rasanten Vormarsches der militant-islamistischen Taliban am Sonntag fluchtartig und ohne Erklärung verlassen. Er wies Vorwürfe zurück, dass er Geld mitgenommen habe. Der afghanische Botschafter in Tadschikistan etwa hatte Ghani des Diebstahls von 169 Millionen Dollar (144 Millionen Euro) an staatlichen Mitteln beschuldigt. Nach Angaben der russischen Botschaft in Kabul war Ghani mit vier Wagen und einem Hubschrauber voller Geld aus Afghanistan geflohen. Die Vorwürfe seien völlig unbegründet und weit entfernt von der Wahrheit. Weiter gab Ghani an, er habe das Land so schnell verlassen müssen, dass er seine Hausschuhe nicht ausziehen und seine Stiefel nicht anziehen konnte.

+++ 21:50 UN verlegen Personal nach Kasachstan +++
Die Vereinten Nationen haben nach eigenen Angaben damit begonnen, bis zu 100 internationale Mitarbeiter von Afghanistan nach Kasachstan zu verlegen, um von dort aus zu arbeiten. Es handle sich aber um eine vorläufige Maßnahme. Die UN stünden dazu, in Afghanistan zu bleiben und das afghanische Volk zu unterstützen. Die UN haben in dem Land etwa 300 internationale und 3000 afghanische Mitarbeiter.

+++ 21:13 Gelehrten-Rat beschließt Kleiderregeln für Frauen +++
Die Rechte von Frauen in Afghanistan sollen einem ranghohen Taliban-Anführer zufolge künftig von einem Rat islamischer Gelehrter festgelegt werden. Diese Gelehrten würden letztlich über Arbeit und Bildung für Frauen, ob Mädchen zur Schule gehen dürfen, und wie sich Frauen zu kleiden haben entscheiden, sagte Taliban-Vertreter Wahidullah Haschimi, der in die Entscheidungsprozesse der Islamisten eingebunden ist, der Nachrichtenagentur Reuters. Sie würden auch darüber entscheiden, ob Frauen einen Kopftuch-ähnlichen Hidschab, eine den ganzen Körper umhüllende Burka oder nur einen Schleier und eine Abaja - eine Art Ganzkörpergewand, bei der das Gesicht unbedeckt ist - oder etwas anderes tragen sollen. "Das bleibt den Gelehrten überlassen."
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Straßenszene in Kabul im Jahr 2002. Nun sind die Taliban zurück.

Straßenszene in Kabul im Jahr 2002. Nun sind die Taliban zurück.

(Foto: REUTERS)

+++ 20:39 Bundeswehr-Maschine mit mehr als 220 Menschen in Taschkent gelandet +++
Im Zuge der Evakuierungsflüge aus Kabul ist eine weitere Maschine der Bundeswehr am Abend mit 220 Menschen an Bord auf dem Flughafen der usbekischen Hauptstadt Taschkent eingetroffen. Damit seien mehr als 670 Menschen aus Kabul in Sicherheit gebracht worden, twitterte das Verteidigungsministerium. Nach Angaben des Bundesaußenministeriums waren fast alle Passagiere afghanische Staatsbürger, unter ihnen mehr als 80 Frauen. Der Militärtransporter A400M landete demnach um 18.41 Uhr (MESZ) in Taschkent. Von dort sollen die Menschen in Lufthansa-Maschinen nach Deutschland gebracht werden.

+++ 20:15 Taliban wollen Kampfpiloten und Reste der Armee rekrutieren +++
Die Taliban wollen laut einem führenden Vertreter der Islamisten ehemalige Piloten und Soldaten der afghanischen Streitkräfte für einen Neuaufbau der Armee gewinnen. Es werde zwar einige Veränderungen in der Armee geben. "Aber wir brauchen sie und werden sie auffordern, sich uns anzuschließen", sagte Wahidullah Haschimi zu Reuters. Die Taliban bräuchten vor allem Piloten, weil sie selbst keine hätten, aber ihnen bei der blitzartigen Eroberung des Landes nach dem Abzug der ausländischen Truppen Hubschrauber und Flugzeuge in die Hände gefallen seien. "Die meisten von ihnen haben eine Ausbildung in der Türkei, Deutschland und England absolviert. Wir werden also mit ihnen reden, damit sie auf ihre Positionen zurückkehren", sagte Haschimi. Zudem würden die Taliban Nachbarländer auffordern, Militärflugzeuge zurückzugeben, mit denen Soldaten geflohen seien. Zuvor hatten die Taliban gezielt Piloten getötet, um die afghanische Luftwaffe auszuschalten.

+++ 19:50 Ortskräfte in Not: Merkel bittet Biden um Hilfe +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel dringt bei US-Präsident Joe Biden darauf, möglichst vielen afghanischen Bürgern, die Deutschland unterstützt haben, die Ausreise zu ermöglichen. Merkel habe mit Biden telefoniert, teilt ein Regierungssprecher mit. Beide hätten die "weitere enge Zusammenarbeit, auch zwischen der Bundeswehr und amerikanischen Sicherheitskräften am Flughafen Kabul" betont. Zuvor hatten etliche Regierungen Probleme mit den US-Streitkräften angedeutet, die den Flughafen in Kabul kontrollieren. Merkel und Biden seien sich einig gewesen, möglichst viele schutzbedürftige Menschen auszufliegen, teilt der Sprecher mit. Zudem habe Merkel mit dem usbekischen Präsidenten Mirsijojew telefoniert, um ihn für die logistische Unterstützung bei der Durchführung der deutschen Evakuierungsflüge zu danken. Am Dienstagabend habe sie zudem mit dem Präsidenten Pakistans, Imran Khan, und dem Emir von Katar, Tamim Al Thani, gesprochen.
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+++ 19:35 EU-Kommissarin schlägt legale Fluchtwege vor +++
Die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hat bei einer Videokonferenz der EU-Innenminister darauf gedrängt, legale und sichere Fluchtrouten aus Afghanistan nach Europa zu schaffen. "Die Lage in Afghanistan ist eindeutig nicht sicher und wird es auch noch einige Zeit nicht sein", sagte sie laut einer Mitteilung bei dem Treffen. Zudem betonte sie, wie wichtig es sei, dass man auch weiterhin andere Länder - vor allem in der Nachbarschaft Afghanistans - dabei unterstütze, Flüchtlinge aufzunehmen. Ihren Angaben zufolge sind 80 Prozent der zur Flucht gezwungenen Menschen Frauen und Kinder.
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+++ 19:20 Österreich will keine afghanischen Flüchtlinge +++
Österreich ist dafür, einem möglichen Zustrom an Flüchtlingen aus Afghanistan durch Hilfe vor Ort und Abschiebezentren in der Nachbarregion Afghanistans zu begegnen. "Ziel muss es sein, den Großteil der Menschen in der Region zu halten", sagte Österreichs Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) vor einem Treffen der EU-Innenminister. Außerdem müsse sich die EU durch weitere Anstrengungen beim Außengrenzschutz gegen eine aus Nehammers Sicht mögliche illegale Zuwanderung wappnen. Der Minister erklärte, Österreich beheimate mit aktuell 44.000 Afghanen die - bezogen auf die eigene Bevölkerung - bereits zweitgrößte afghanische Gemeinschaft in der EU. Weitere Belastungen lehne er ab, so Nehammer.

+++ 18:50 Warnschüsse: Taliban feuern am Flughafen in die Luft +++
Taliban-Kämpfer feuern in Kabul nach Angaben der Islamisten Warnschüsse in die Luft, um eine Menschenmenge am Flughafen der afghanischen Hauptstadt auseinanderzutreiben. Wir haben nicht die Absicht, jemanden zu verletzen, sagt ein Taliban-Vertreter. Das massive Chaos vor dem Flughafen dauere an. Verantwortlich dafür sei der "chaotische Evakuierungsplan" der westlichen Streitkräfte.

+++ 18:20 Maas zu Ortskräften: "Wir haben noch keine Garantie der Taliban" +++
Die Sorgen um afghanische Helfer der Bundeswehr sind nicht ausgestanden. Bundesaußenminister Heiko Maas sagte auf einer Pressekonferenz in Berlin, dass die Taliban bislang keine Garantie abgegeben hätten, dass die Ortskräfte unbehelligt zum Flughafen in Kabul gelangen könnten. Der Diplomat Markus Potzel sei inzwischen in der katarischen Hauptstadt Doha eingetroffen, um mit den Islamisten darüber zu sprechen. Die Zahl der bereits aus Afghanistan ausgeflogenen Menschen bezifferte der SPD-Politiker mit 500. Das Außenministerium hatte bereits am Nachmittag mitgeteilt, bislang seien 189 Deutsche aus Kabul ausgeflogen worden. Hinzu kämen 202 afghanische Bürger, 59 EU-Bürger und 51 Menschen aus anderen Staaten. Zur Frage, wie sich die Gruppe der geretteten afghanischen Bürger zusammensetze, lägen noch keine genauen Angaben vor, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes weiter. Es seien aber wohl afghanische Ortskräfte darunter als auch Familienangehörige von Deutschen.

+++ 17:50 Bundestag: Außenminister Maas weicht kritischen Fragen aus +++
Nach der Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags zu Afghanistan hat die Opposition Außenminister Heiko Maas vorgeworfen, alle wichtigen Fragen offen gelassen zu haben. "Neue Erkenntnisse gab es nicht", sagte der FDP-Außenpolitiker Bijan Djir-Sarai in Berlin. So habe Maas beispielsweise nicht erklären können, wie es zu der Fehleinschätzung gekommen sei, dass Kabul nicht fallen werde. "Diese Frage bleibt weiterhin im Raum." Maas selbst verließ die Sondersitzung des Ausschusses ohne eine Äußerung vor den wartenden Journalisten. Der Afd-Außenpolitiker Armin Paul Hampel sagte zu der Ausschusssitzung: "Für mich war das eine Kakophonie der Erklärungsversuche. Zu vielen Fragen gab es ausweichende Antworten."

+++ 17:20 Desaster für Ortskräfte: AKK beschuldigt Auswärtiges Amt +++
Im Verteidigungsausschuss des Bundestags hat Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer dem Auswärtigen Amt praktisch die Schuld für die verzögerte Rettung der Ortskräfte aus Afghanistan gegeben. Nach Informationen von ntv.de sagte AKK, wegen Visaproblemen seien am 25. Juni zwei schon gebuchte Charterflüge für Ortskräfte abgeblasen worden. Außerdem habe sie seit April die anderen Ministerien vergeblich aufgefordert, ihre Ortskräfte zu kontaktieren und Listen anzufertigen, sagte die CDU-Politikerin laut ntv.de weiter. Bis zu 300 Menschen hätten so rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden können - vier Tage vor dem Ende des Bundeswehreinsatzes in Masar-i-Sharif, berichtete auch die "Süddeutsche Zeitung".
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+++ 16:50 Afghanistans flüchtiger Präsident ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten +++
Der aus Afghanistan vor der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban geflohene Präsident, Aschraf Ghani, befindet sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Man hätte Ghani und dessen Familie "aus humanitären Gründen" aufgenommen, teilte das Außenministerium in Abu Dhabi laut der staatlichen Nachrichtenagentur WAM mit. Ghani war außer Landes geflohen, nachdem die Taliban am Sonntagvormittag bis an den Stadtrand von Kabul herangerückt waren. Er begründete seinen Schritt mit der Sorge um die Sicherheit der Bevölkerung in der Hauptstadt. Er wolle "eine Flut des Blutvergießens" verhindern. Wäre er geblieben, wären "zahllose Patrioten" getötet und Kabul zerstört worden, erklärte er auf Facebook. Ghani soll Medienberichten zufolge 169 Millionen US-Dollar im Gepäck gehabt haben.

+++ 16:20 Taliban verhandeln über Machtverteilung +++
In Afghanistan haben sich Vertreter der militant-islamistischen Taliban mit anderen politischen Kräften getroffen. Demnach sprachen am Mittag Ex-Präsident Hamid Karsai und der Leiter des Hohen Rates für Nationale Versöhnung Abdullah Abdullah mit dem hochrangigen Taliban-Mitglied Anas Hakkani. Ein Mitarbeiter Karsais teilte danach mit, es sei um Pläne und weitere Treffen gegangen, wenn die politische Führung der Taliban-Bewegung in Kabul eingetroffen sein werde. Das Treffen habe im Haus von Abdullah Abdullah in Kabul stattgefunden. Am Dienstag hatte der Sprecher der Taliban während einer Pressekonferenz erklärt, man wolle auch andere politische Kräfte an der Macht beteiligen.
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+++ 15:50 Statue von Anti-Taliban-Kämpfer geköpft +++
Die Statue eines früheren Anführers der Minderheit der Hasara in der afghanischen Stadt Bamijan ist nach Angaben von Augenzeugen geköpft worden. Bei der Zerstörung sei Sprengstoff eingesetzt worden, sagte ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Die Zerstörung galt einer Statue von Abu Ali Masari, der 1995 als Gefangener der Taliban getötet worden war. "Wir wissen nicht, wer die Statue gesprengt hat, aber hier sind unterschiedliche Gruppen von Taliban, darunter solche, die für ihre Brutalität bekannt sind", sagte der Augenzeuge. Ein anderer Anwohner erklärte, eine Gruppe von Taliban-Kämpfern habe die Statue mit einem Granatwerfer beschossen. "Die Statue ist zerstört und die Menschen sind traurig. Sie haben aber auch Angst."

+++ 15:17 Schüsse in die Menge: Drei Tote bei Protesten gegen Taliban +++
Bei gegen die Taliban gerichteten Protesten in der afghanischen Stadt Dschalalabad sind mindestens drei Menschen getötet und mehr als ein Dutzend verletzt worden. Das berichten zwei Augenzeugen und ein früherer Polizeivertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Die Taliban hätten das Feuer eröffnet, als Einwohner der Stadt auf einem Platz versuchten, die Landesflagge zu hissen.
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+++ 15:02 Bundesländer bieten mehrere tausend Not-Unterbringungen an +++
Nach dem Start der Evakuierungsflüge aus Afghanistan bereiten sich die deutschen Bundesländer darauf vor, kurzfristig mehrere tausend Flüchtlinge unterzubringen. Nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur will Nordrhein-Westfalen 1800 Menschen aufnehmen. Wie die Düsseldorfer Staatskanzlei mitteilte, geht es um 800 afghanische Ortskräfte, die in den vergangenen Jahren für Deutschland gearbeitet haben. 1000 weitere Plätze seien vornehmlich für Frauen aus den Bereichen Bürgerrechte, Kunst und Journalismus vorgesehen. Baden-Württemberg rechnet damit, bis zu 1100 Ortskräfte und Verwandte aus Afghanistan aufzunehmen. Bei bundesweit nicht mehr als rund 8000 weiteren Ortskräften werde die Zahl aber "überschaubar" sein, heißt es aus dem Stuttgarter Justizministerium. Bremen, Schleswig-Holstein und Hamburg boten Aufnahmen im dreistelligen Bereich an.
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+++ 14:40 Seibert: "Für Rücktritte gibt es keinen Grund" +++
Über mögliche Rücktritte im Zusammenhang mit der Afghanistan-Politik ist am Vormittag nicht im Kabinett gesprochen worden. "Das Wort ist nicht gefallen", sagt Regierungssprecher Steffen Seibert. Es gebe dafür auch keinen Grund.

+++ 14:22 Kubicki fordert Ministerrücktritte nach Fall von Kabul +++
Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki hat Mitglieder der Bundesregierung wegen deren Afghanistan-Politik zum Rücktritt aufgefordert. Sowohl die Bundeskanzlerin als auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und vor allem Außenminister Heiko Maas hätten das größte außenpolitische Desaster seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland zu verantworten. "Nie wurden wir schlechter regiert", sagte Kubicki, der auch Bundestagsvizepräsident ist, der "Rheinischen Post". Ein Rücktritt aufgrund der zu spät erfolgten Rettungsmission für frühere deutsche Ortskräfte in Afghanistan "wäre ein wichtiger symbolischer Akt, um zu demonstrieren, dass man in höchsten politischen Ämtern noch Verantwortung übernimmt", so Kubicki.
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+++ 13:52 Johnson: Afghanistan-Mission war ohne USA nicht machbar +++
Der britische Premierminister Boris Johnson weist Kritik am ausgebliebenen Versuch einer Afghanistan-Mission ohne die USA zurück. "Ich glaube wirklich, dass es eine Illusion ist, zu glauben, dass es bei irgendeinem unserer Partner Appetit auf eine fortwährende militärische Präsenz oder eine von der Nato durchgesetzte militärische Lösung in Afghanistan gäbe", sagt Johnson während einer außergewöhnlichen Sitzung des Unterhauses. Ohne die USA sei die Mission nicht aufrechtzuerhalten gewesen, so der konservative Politiker weiter. "Der Westen konnte diese von den USA geführte Mission nicht fortführen, eine Mission, die als Unterstützung Amerikas konzipiert und ausgeführt wurde", so Johnson.

+++ 13:30 Todenhöfer für Verhandlungen mit Taliban +++
Der Publizist Jürgen Todenhöfer hält nach dem faktischen Machtwechsel in Afghanistan Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban für notwendig. "Ja, natürlich", sagt Todenhöfer im Deutschlandfunk auf eine entsprechende Frage. Jetzt sei die Stunde der Diplomatie. Deutschland mit seiner traditionellen Freundschaft zu dem Land sei besonders gefragt. "Jetzt brauchen wir kluge Diplomatie." Todenhöfer begrüßt, dass der deutsche Botschafter in Afghanistan, Markus Potzel, im Golf-Emirat Katar mit Taliban-Vertretern sprechen will. Er fügt aber hinzu: "Er müsste nach Kabul."

+++ 12:54 Deutschland soll auch Sicherheitsleute aus Nepal evakuieren +++
Nepal bittet Deutschland und andere Länder, nepalesische Sicherheitsleute in Afghanistan in Sicherheit zu bringen. Rund 1500 Nepalesen hatten dort für Botschaften und Büros der Vereinten Nationen gearbeitet, sagt eine Sprecherin des nepalesischen Außenministeriums. Aus dem Auswärtigen Amt war zu hören, dass der für den Außenschutz des deutschen Botschaftsgeländes in Kabul beauftragte Sicherheitsdienstleister eine mittlere bis hohe zweistellige Zahl von nepalesischen Kräften eingesetzt hat. Einige davon seien derzeit mit einer großen Gruppe anderer Nepalesen am Flughafen in Kabul. Die Bundesregierung bemühe sich nach allen Kräften, deutsche Staatsangehörige, Ortskräfte und Schutzsuchende zu evakuieren, hieß es.

+++ 12:14 Afghanistan-Veteranin: "Fassungslos und sehr wütend" +++
Die Bilder aus Afghanistan sorgen für Entsetzen. Insbesondere bei denen, die das Land kennen. Dunja Neukam war viermal im Einsatz am Hindukusch. Sie macht sich Sorgen nach dem überhasteten Abzug, vor allem um die Frauen und Mädchen.

+++ 11:40 Taliban erbeuten Biometrie-Geräte und Datenbanken +++
Die radikal-islamischen Taliban könnten nach der Übernahme der Macht in Afghanistan Menschenrechtsgruppen zufolge biometrische Daten nutzen, um sich gezielt auf die Suche nach Kritikern zu machen. Es sei wahrscheinlich, dass sich die Taliban Zugang zu biometrischen Datensätzen verschafft hätten, erklärte die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights First. Diese könnten Merkmale einzelner Personen wie Fingerabdrücke, Iris-Scans des Auges oder Daten zur digitalen Erkennung von Gesichtern umfassen, erläuterte die Organisation. Die Behörden in Afghanistan hatten in den vergangenen Jahren solche Daten etwa für Personalausweise oder die Registrierung zu Wahlen gesammelt - nun könnten sie von den neuen Machthabern eingesetzt werden.

+++ 11:21 Zentralbankchef: Taliban haben keinen Zugriff auf Devisenreserven +++
Die Taliban haben nach den Worten des afghanischen Zentralbankchefs keinen Zugriff auf die milliardenschweren Devisenreserven des Landes. Die Notenbank kontrolliere etwa neun Milliarden Dollar, schreibt der ins Ausland geflohene Gouverneur Ajmal Ahmady auf Twitter. Davon befänden sich allein sieben Milliarden Dollar in Form von Bargeld, Gold, Anleihen und anderen Investitionen bei der US-Zentralbank (Fed). Auch der Restbetrag liege überwiegend nicht in afghanischen Tresoren herum, sondern befinde sich auf anderen internationalen Konten. Nur maximal 0,2 Prozent der Reserven seien den Taliban zugänglich.

+++ 10:39 Özdemir fordert Aufarbeitung von Afghanistan-Politik +++
Der Grünen-Abgeordnete Cem Özdemir verlangt eine gründliche Aufarbeitung von Versäumnissen in der deutschen Afghanistan-Politik. Dabei gibt Özdemir Außenminister Heiko Maas eine erhebliche Mitschuld an der aktuellen Entwicklung. Der Minister habe der eigenen Botschaft in Kabul und Experten der Bundeswehr nicht zugehört. "Maas hätte zuhören müssen", sagt Özdemir dem Deutschlandfunk. "Sich einfach mit dem Thema beschäftigen." Er fügt hinzu: "Die Lageberichte, die das Auswärtige Amt schreibt, sind eben Wunschberichte und entsprechen nicht der Realität vor Ort."

+++ 09:57 Bundeskabinett billigt Evakuierungseinsatz der Bundeswehr +++
Die Bundesregierung stimmt für den Einsatz von bis zu 600 Bundeswehrsoldaten bei der Evakuierungsaktion im afghanischen Kabul. Das Kabinett genehmigt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Regierungskreisen den Entwurf für ein entsprechendes Bundestagsmandat. Darüber soll voraussichtlich in der kommenden Woche im Parlament abgestimmt werden.

+++ 09:50 Bericht: BND schätzte Lage völlig falsch ein +++
Der Bundesnachrichtendienst (BND) soll einem Medienbericht zufolge die Lage in Afghanistan kurz vor dem Fall Kabuls völlig falsch eingeschätzt haben. Laut der "Bild"-Zeitung präsentierte der BND am vergangenen Freitag seine fatale Lageeinschätzung bei der Tagung des Krisenstabes der Bundesregierung. Die Übernahme Kabuls durch die Taliban vor dem 11. September sei eher unwarscheinlich, heißt es im Sitzungsprotokoll, das dem Blatt vorliegen soll. Die Taliban-Führung hätte "derzeit kein Interesse" an einer Einnahme der afghanischen Hauptstadt. Tatsächlich marschierten die Taliban bereits am Sonntag, also zwei Tage nach der Sitzung des Krisenstabes, in Kabul ein. Noch am Sonntagmorgen ging die Bundesregierung laut "Bild" davon aus, dass Kabul erst in mehreren Tagen von den Taliban eingenommen würde, und plante dementsprechend die Evakuierungsflüge der Bundeswehr.

+++ 09:41 Flughafen-Chaos verhindert Rettungsaktion der Niederlande +++
Das Chaos am Flughafen in Kabul hat die Evakuierung niederländischer Ortskräfte verhindert. "Es ist schrecklich. Viele standen mit ihren Familien vor den Toren des Flughafens", sagt Außenministerin Sigrid Kaag der Nachrichtenagentur ANP. Ein mit anderen nordeuropäischen Ländern betriebenes Militärflugzeug habe Kabul jedoch am Dienstagabend ohne Personen verlassen müssen, die für die Niederlande bestimmt waren. "Ich hoffe, dass sich die Situation am Mittwoch verbessert", sagt Kaag. Die Niederlande wollen bis zu 1000 örtliche Botschaftsangestellte, Übersetzer und ihre Familien außer Landes bringen.

+++ 09:08 Zweifel an Evakuierungsplänen der USA +++
In den USA gibt es Zweifel, ob die Evakuierung von bis zu 22.000 Afghanen gelingen kann, die etwa als Ortskräfte ein spezielles Einreisevisum erhalten haben. Um das zu erreichen, müssten "zu viele Dinge hundertprozentig klappen", sagt ein US-Offizieller der Nachrichtenagentur Reuters. Viele westliche Nationen stehen wegen der Übernahme der Hauptstadt Kabul durch die Taliban derzeit vor dem Problem, ob sie ihre afghanischen Ortskräfte sowie Personen, die sie schützen wollen, noch ausfliegen können. Die Taliban kontrollieren auch die Gegend um den Flughafen, der derzeit von den USA betrieben wird.

+++ 08:36 Video: 130 Gerettete landen in Frankfurt +++
Fast 300 Menschen rettet die Bundeswehr bisher aus Kabul. Und die Zahl steigt noch, vier weitere Flüge sind geplant. 130 der Ausgeflogenen kommen nach stundenlanger Odyssee in Frankfurt an.

+++ 08:23 NRW will 1000 Afghaninnen zusätzlich aufnehmen +++
Nordrhein-Westfalen will zusätzlich 1000 Afghaninnen aufnehmen. "Wir haben diese Frauen und ihre besonders extreme Gefährdung im Blick", sagt Ministerpräsident Armin Laschet der "Rheinischen Post". Daher gebe es zusätzlich zu den 800 Plätzen für Ortskräfte aus Afghanistan nun dieses Kontingent. Damit wolle man schnellstmöglich besonders bedrohten Bürgerrechtlerinnen, Menschenrechtsaktivistinnen, Künstlerinnen, Journalistinnen und anderen mit ihren Familien in Deutschland eine sichere Unterkunft bieten, wird die Landesregierung zitiert.

+++ 07:51 Biden nach Taliban-Sieg in Umfrage-Tief +++
Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos zufolge befürworten noch 46 Prozent der US-Bürger die Politik von Präsident Joe Biden. Das ist ein Rückgang von sieben Prozentpunkten und der tiefste Stand seit der Amtsübernahme im Januar. Für eine Fortsetzung des Militäreinsatzes in Afghanistan sind demnach 34 Prozent der Befragten. Doppelt so viele (68 Prozent) sind der Meinung, dass der Krieg so oder so ein schlechtes Ende genommen hätte.

+++ 07:20 Bislang 2200 Diplomaten und Zivilisten aus Kabul ausgeflogen +++
Bislang sind mehr als 2200 Diplomaten und andere Zivilisten mit Militärflugzeugen aus Kabul herausgebracht worden, heißt es in westlichen Sicherheitskreisen in der afghanischen Hauptstadt. Wann zivile Flüge von Kabul aus wieder starten könnten, sei derzeit noch offen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

+++ 06:55 Bericht: Deutsche Evakuierungsmission kostet mindestens 40 Millionen +++
Die Bundesregierung rechnet laut dem "Spiegel" damit, dass die Evakuierungsmission der Bundeswehr in Afghanistan rund 40 Millionen Euro kosten wird. Das gehe aus dem Entwurf für das Bundestagsmandat für die Mission hervor, schreibt das Magazin.

+++ 06:11 Experte: Taliban-Sieg gibt Dschihadisten weltweit Auftrieb +++
Die Machtübernahme in Afghanistan ist nicht nur ein Sieg der Taliban, sondern ein Triumph für die Islamisten weltweit. "Das gibt den Dschihadisten einen enormen Auftrieb. Sie glauben nun, dass sie ausländische Mächte vertreiben können, selbst eine Großmacht wie die USA", sagt Colin Clarke von der Denkfabrik Soufan Center in New York. Der Politikwissenschaftler rechnet damit, dass Islamisten das Beispiel Afghanistan in ihrer Propaganda ausschlachten werden, besonders vor dem 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September in New York. "Das wird die Moral der Dschihadisten von Nordafrika bis Südostasien stärken", sagt Clarke.

+++ 05:35 Tschechiens Präsident warnt vor Terrorbasis +++
Der tschechische Präsident Milos Zeman kritisiert den Rückzug der USA und der NATO aus Afghanistan scharf. Unter den Taliban drohe das Land zu einem "Zentrum des Terrorismus" zu werden, sagt der Politiker dem Nachrichtenportal "Parlamentni listy". Damit drohen "im Grunde auf der ganzen Welt" islamistische Terroranschläge. Mit dem Rückzug hätten die USA das Prestige der weltweiten Führungsmacht eingebüßt und die NATO habe "Zweifel an ihrer Existenzberechtigung" ausgelöst, kritisiert Zeman. Eine der zentralen Aufgaben des Verteidigungsbündnisses sehe er im Schutz vor internationalem Terrorismus.

+++ 05:10 Lufthansa baut Luftbrücke nach Taschkent auf +++
Die Lufthansa wird nach eigenen Angaben "im Rahmen der Luftbrücke und in Abstimmung mit der Bundesregierung" in den kommenden Tagen weitere Flüge aus Taschkent, aber auch aus der katarischen Hauptstadt Doha und anderen Anrainerstaaten anbieten. Die Planungen dafür wurden nach Lufthansa-Angaben innerhalb weniger Stunden umgesetzt. "Kurzfristig wurden Verkehrsrechte beantragt, die Crew-Einsatzplanung vorgenommen und das Flugzeug für den Einsatz freigestellt", erklärt die Airline. Insgesamt hat die Bundeswehr nach eigenen Angaben bislang mehr als 260 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen.

+++ 04:32 UK will bis zu 5000 Afghanen aufnehmen +++
Großbritannien will zunächst bis zu 5000 Afghanen aufnehmen, die vor den Taliban fliehen. Im Rahmen dieses Programms sollen vor allem Frauen, Mädchen und Mitglieder von religiösen Minderheiten nach Großbritannien einreisen dürfen, sagt Innenministerin Priti Patel. Langfristig könne das Programm auf bis zu 20.000 Personen ausgeweitet werden.

+++ 03:55 Flieger mit Evakuierten in Frankfurt gelandet +++
In Frankfurt ist am frühen Mittwochmorgen eine Lufthansa-Maschine mit rund 130 Evakuierten aus Kabul gelandet. Der Airbus 340 kam aus Taschkent. Am Dienstag hatte ein Transportflugzeug der Bundeswehr ihre Luftbrücke zur Rettung von Deutschen und Afghanen begonnen und die Menschen in die usbekische Hauptstadt geflogen.

+++ 03:40 AKK will Auslandseinsätze überprüfen +++
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer will nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan die Auslandseinsätze der Bundeswehr überprüfen. "Wir müssen aus diesem Einsatz unsere Lehren ziehen. Deshalb werden wir die anderen Auslandseinsätze der Bundeswehr dahingehend überprüfen, ob wir gut aufgestellt sind und was wir möglicherweise besser machen müssen", sagt Kramp-Karrenbauer der Zeitung "Rheinische Post". "Wir sollten dabei auch anerkennen, was die Bundeswehr in den letzten 20 Jahren geleistet hat."

+++ 03:13 US-Militär hat mehr als 3200 Menschen gerettet +++
Das US-Militär hat bislang mehr als 3200 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Allein am Dienstag seien mit 13 Flügen rund 1100 Menschen in Sicherheit gebracht worden, sagt ein Vertreter des Weißen Hauses. Die US-Luftwaffe kündigt eine Untersuchung der chaotischen Ereignisse am Flughafen von Kabul vom Montag an. Zum Start der Evakuierungsflüge am Montag hatten dort Tausende Menschen versucht, an Bord von startenden Maschinen zu gelangen. Die Ermittler werten derzeit Videoaufnahmen aus, auf denen mutmaßlich zu sehen sei, wie mindestens zwei Afghanen aus einem US-Transportflugzeug stürzen, erklärt Luftwaffen-Sprecherin Ann Stefanek. Nach der Landung in Katar sei zudem eine Leiche im Fahrwerkschacht des Flugzeugs entdeckt worden.

+++ 02:47 Österreich: Nehmen keine zusätzlichen Flüchtlinge auf +++
Österreich ist nach der Machtübernahme durch die Taliban nicht bereit, künftig zusätzliche Flüchtlinge aus Afghanistan aufzunehmen. "Es gibt keinen Grund, warum ein Afghane jetzt nach Österreich kommen sollte", sagt Innenminister Karl Nehammer der Zeitung "Welt" vor den heutigen Beratungen der EU-Innenminister. Nehammer fordert, die Nachbarstaaten Afghanistans bei der Aufnahme von Flüchtlingen in die Pflicht zu nehmen. "Das heißt, oberste Priorität ist jetzt mit den Nachbarländern von Afghanistan zu reden, damit Schutz und Hilfe in der Region sichergestellt ist – ganz im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention. "Abschiebezentren in der Region rund um Afghanistan wären eine Möglichkeit."

+++ 02:28 UNHCR bleibt trotz Taliban vor Ort +++
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) will trotz der dramatischen Sicherheitslage und der Evakuierung zahlreicher westlicher Botschaften in Afghanistan weiterarbeiten. "Wir wollen im Land bleiben, weil die Menschen dort jetzt mehr denn je Hilfe brauchen. Mit anderen humanitären Organisationen zusammen wollen wir, im Einklang mit humanitären Grundsätzen der Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit, in Afghanistan bleiben und humanitäre Hilfe leisten", sagt die UNHCR-Deutschlandchefin, Katharina Lumpp, der Zeitung "Welt". Man konzentriere sich dabei auf "die Unterstützung von Vertriebenen und anderen Menschen in Not in Afghanistan, solange wir Zugang zu ihnen haben". Nach Angaben des UNHCR arbeiten derzeit rund 200 Mitarbeiter in Afghanistan.

+++ 01:58 Drogenbeauftragte: Rauschgiftschwemme durch Taliban +++
Angesichts der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan warnt die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig, vor einer starken Ausweitung des Angebots von Heroin und Crystal Meth in Europa. "Der Drogenanbau war und ist eine der zentralen Einnahmequellen der Taliban", sagt Ludwig dem RND. "Wir müssen damit rechnen, dass die Taliban den Drogenanbau in Zukunft nicht zurückfahren, sondern weiter ausbauen." Das werde "spürbare Auswirkungen" auf den internationalen Drogenmarkt und auch auf Deutschland haben. "Darauf müssen wir uns vorbereiten, sicherheitspolitisch, aber auch durch konsequente Aufklärung und Prävention."

+++ 01:31 USA erwägen künftige diplomatische Präsenz in Afghanistan +++
Die USA können sich eine diplomatische Präsenz in der afghanischen Hauptstadt Kabul auch nach dem Abschluss des Truppenabzugs aus dem Land vorstellen. "Wenn es sicher und verantwortungsvoll ist, potenziell länger zu bleiben, dann können wir uns das womöglich anschauen", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. Die USA hatten angesichts des Einmarschs der radikalislamischen Taliban in Kabul ihre Botschaft evakuiert. Ein Diplomatenteam befindet sich seitdem am von US-Soldaten gesicherten Flughafen der afghanischen Hauptstadt.

+++ 01:10 139 Gerettete in Taschkent gelandet
In der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist in der Nacht die dritte Bundeswehr-Maschine mit aus Kabul evakuierten Deutschen und Ortskräften gelandet. Das teilt die Bundeswehr am frühen Mittwochmorgen via Twitter mit. "Von dort aus wird die Weiterreise der über 135 evakuierten Personen vorbereitet", heißt es weiter. An diesem Mittwoch seien vier weitere Flüge nach Kabul vorgesehen, um einen am Vortag nicht durchgeführten Flug zu kompensieren. Momentan sei die Flughafenfeuerwehr in Kabul nicht verfügbar.

+++ 00:49 Welthungerhilfe: Entwicklungshilfe nicht komplett einstellen +++
Die Welthungerhilfe appelliert an die Bundesregierung, die Entwicklungshilfe für Afghanistan nach der Machtübernahme durch die Taliban nicht komplett einzustellen. "Deutschland steht auch nach dem überhasteten Rückzug in der Verantwortung, das Leid der Menschen in Afghanistan zu lindern", sagt der Generalsekretär der Organisation, Mathias Mogge, dem RND. Die Regierung müsse ausreichend Mittel bereitstellen, damit weiterhin lebensrettende humanitäre Hilfe geleistet werden könne. "Die afghanische Bevölkerung braucht unserer Hilfe. Dort spielt sich eine humanitäre Katastrophe ab." Mogge berichtet von 13 Millionen Menschen, die nicht ausreichend zu essen hätten.

+++ 00:31 Migrationsforscher: Seehofers Zahl "aus der Luft gegriffen" +++
Der Migrationsforscher Gerald Knaus hat massive Zweifel an der Prognose von Bundesinnenminister Horst Seehofer, dass bis zu fünf Millionen weitere Afghanen die Flucht ergreifen könnten. "Es ist erstaunlich, woher diese Zahl kommen könnte, die ist aus der Luft gegriffen", sagt der Experte von der Denkfabrik "European Stability Initiative" bei "RTL Direkt". Wie die Menschen das Land verlassen sollten, wenn alle Grenzen auch der Nachbarstaaten gesperrt seien, sei ihm schleierhaft. "Die Diskussion muss jetzt sein: Wie bringen wir die Leute, die wir retten wollen, heraus, statt über imaginäre Gespenster von Massenmigration zu reden, die in dieser Form nicht stattfinden wird", so der Migrationsforscher. Seehofer hatte gesagt, er rechne nach der Machtübernahme der Taliban damit, dass 300 000 bis fünf Millionen weitere Afghanen die Flucht ergreifen.

+++ 00:04 G7-Gipfel soll nächste Woche zu Afghanistan beraten +++
US-Präsident Joe Biden und der britische Premierminister Boris Johnson wollen kommende Woche einen virtuellen G7-Gipfel zur Lage in Afghanistan einberufen. "Sie kamen überein, nächste Woche ein virtuelles Treffen der G7-Staats- und Regierungschefs abzuhalten, um eine gemeinsame Strategie und Vorgehensweise zu erörtern", teilte das Weiße Haus in Washington am Dienstag nach einem Telefonat der beiden Politiker mit.

+++ 23:47 US-Senatoren fordern Sonderregelung für Aufnahme afghanischer Frauen +++
Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan fordert eine Gruppe von 46 US-Senatoren dringend Sonderregeln für die Aufnahme afghanischer Frauen in den USA. Die Senatoren schreiben in einem Brief an Außenminister Antony Blinken und Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas, viele Frauen - etwa Politikerinnen, Aktivistinnen, Juristinnen und Journalistinnen - seien unter den Taliban besonderer Gefahr ausgesetzt und bräuchten Hilfe, um das Land zu verlassen. Viele fielen aber durch das Raster der bisherigen US-Aufnahmeprogramme.

+++ 23:02 Leichenfund an Evakuierungsflieger: USA wollen Untersuchung +++
Nach dem Fund einer Leiche in einem Radkasten eines Evakuierungsflugzeugs kündigt die US-Luftwaffe eine Untersuchung an. Die C-17 sei am Montag in Kabul gelandet und auf dem Rollfeld von Hunderten afghanischen Zivilisten umstellt worden, heißt es in einer Erklärung. "Angesichts der sich rapide verschlechternden Sicherheitslage rund um das Flugzeug beschloss die C-17-Besatzung, den Flugplatz so schnell wie möglich zu verlassen."

+++ 22:27 YouTube will Taliban-Nutzerkonten verbieten +++
YouTube kündigt an, Nutzerkonten zu verbieten, bei denen davon auszugehen ist, dass sie den Taliban gehören oder von diesen betrieben werden. Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art. Schon in der Nacht zum Dienstag hatte das weltgrößte Internet-Netzwerk Facebook, zu dem auch WhatsApp und Instagram gehören, bestätigt, dass es die Taliban - wie einige Regierungen - als Terrororganisation einstuft und die Gruppe deswegen verboten ist. Deren Inhalte wie auch der von Unterstützern würden gelöscht. Allerdings ist bekannt, dass Taliban-Mitglieder weiterhin über den verschlüsselten Messenger WhatsApp mit Afghanen kommunizieren.

+++ 22:10 Dritte deutsche Evakuierungsmaschine gestartet +++
In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Dienstagabend eine dritte Maschine zur Evakuierung von Deutschen und Ortskräften gestartet. An Bord seien 139 Menschen, teilte Außenminister Heiko Maas im "heute journal" des "ZDF" mit. Eine weitere Maschine stehe bereit. Der SPD-Politiker hatte zuvor angekündigt, dass die Luftwaffe bis in die Nacht zum Mittwoch noch insgesamt 180 weitere Menschen aus Kabul in die usbekische Hauptstadt Taschkent bringen werde.

+++ 21:50 Bidens Berater: "Ordentlicher Anteil" der Waffen der afghanischen Armee in Händen der Taliban +++
Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände der afghanischen Sicherheitskräfte befinden sich nach US-Angaben nun schon zum Teil in den Händen der Taliban. Es gebe zwar keine genaue Liste dazu, wo sich nun alle militärischen Gegenstände befänden, aber ein "ordentlicher Anteil" davon sei an die Taliban gefallen, sagt US-Präsident Joe Bidens nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan. "Und wir haben natürlich nicht den Eindruck, dass sie diese bereitwillig am Flughafen an uns übergeben werden", sagte Sullivan am Dienstag.

+++ 21:32 Dänen helfen nach eigener Evakuierung aus Kabul weiter - Hilfeersuch der USA schon da +++
Dänemark hat angekündigt, anderen Nationen bei der Evakuierung aus Afghanistan helfen zu wollen. Verteidigungsministerin Trine Bramsen sagte, nachdem man die eigenen Bürger und Helfer in Sicherheit gebracht habe, werde Dänemark die Operation in Kabul fortsetzen. "Wir sind immer noch in Afghanistan einsatzbereit und haben mehr Kapazitäten in dem Gebiet gewonnen." Nach Angaben des dänischen Verteidigungsministeriums gibt es bereits ein offizielles Hilfeersuchen der USA. Dänemark hat die pakistanische Hauptstadt Islamabad als Basis für die Operation in Afghanistan. Am Dienstagnachmittag war ein dänisches Militärflugzeug mit dänischen Diplomaten auf dem Flughafen von Kabul gelandet. Auch Schweden hat zwei Militärflugzeuge in die Region geschickt, die bei einer Stabilisierung der Lage am Flughafen von Kabul schnell nach Afghanistan fliegen können.

+++ 21:03 Tausende Demonstranten in deutschen Städten fordern unbürokratische "Luftbrücke" +++
Tausende Demonstranten haben am Dienstag bei Protesten in mehreren deutschen Städten eine schnelle und unbürokratische Evakuierung bedrohter Menschen aus Afghanistan gefordert. Die größte Demonstration gab es nach Angaben der Veranstalter in Berlin. "Luftbrücke jetzt" und "Wir haben Platz" war vor dem Reichstagsgebäude, dem Sitz des Bundestags, auf Transparenten und Schildern zu lesen. Nach Angaben der Polizei kamen am Nachmittag mit 2100 Teilnehmern deutlich mehr Menschen als erwartet, angemeldet waren 500. Abschließende Zahlen lagen zunächst noch nicht vor. Ein breites Bündnis, zu dem die Initiative "Seebrücke" gehört, hatte in acht Städten in Deutschland zu Protesten aufgerufen. In Köln kamen laut Veranstaltern etwa 1000 Menschen, ebenfalls deutlich mehr als erwartet. In Leipzig zählte die Polizei rund 500 Menschen, die Veranstalter sprachen von etwa 800.

+++ 20:26 Hunderte afghanische Soldaten sichern den Flughafen noch mit +++
Etwa 500 bis 600 afghanische Soldaten helfen US-Angaben zufolge weiterhin bei der Sicherung des Flughafens in Kabul. Sie unterstützen die US-Soldaten und andere internationale Truppen bei ihrem Einsatz, wie ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums sagte. Sprecher John Kirby erklärte auf Nachfrage, es stehe den afghanischen Soldaten frei, sich ähnlich wie frühere örtliche Mitarbeiter der US-Streitkräfte für ein US-Visum zu bewerben, falls sie dies wünschten. An eigenen Streitkräften wollten die US-Amerikaner bis Dienstagabend rund 4000 Soldatinnen und Soldaten am Flughafen haben, im Laufe der Woche sollten es 6000 werden. Sie sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

+++ 20:12 USA im Gespräch mit Taliban: Evakuierungen bis Ende August? +++
Dem Nationalen Sicherheitsberater der USA zufolge könnten die Evakuierungen aus Kabul bis zum 31. August weitergehen. Man führe Gespräche mit den Taliban über einen Zeitplan, sagt Jake Sullivan. Diese hätten für Zivilisten freien Zugang zum Flughafen zugesichert.

+++ 19:57 Bundeswehr teilt Evakuierungsbilder aus dem Bauch des Fliegers +++
Das Einsatzführungskommandos der Bundeswehr hat Bilder von einer der ersten Evakuierungsoperationen veröffentlicht. Es zeigt die Evakuierten nach der Landung in der usbekischen Hauptstadt Taschkent im Bauch des Flugzeugs sowie bei der Registratur.

Alle früheren Entwicklungen lesen Sie hier.

Hintergrund: Nach dem angekündigten US-Militärabzug hat sich die Sicherheitslage in Afghanistan binnen weniger Wochen dramatisch verändert. Ausländische Truppen verlassen das Land. Westliche Staaten bemühen sich um eine Evakuierung ihrer diplomatischen Vertretungen. Zehntausende Afghanen, die in den vergangenen Jahren als Übersetzer oder einfache Ortskräfte für Militärs und Hilfs- oder Entwicklungsorganisationen tätig waren, fürchten um ihr Leben. Die Bundesregierung hat eine groß angelegte Rettungsmission angekündigt, die am 16. August anlaufen soll.

Quelle: ntv.de, mau/jpe/mmo/AFP/dpa/rts

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