Von Schumacher bis Schulz Die Riege der SPD-Kanzlerkandidaten
24.01.2017, 17:50 Uhr
Willy Brandt scheiterte zwei Mal. 1969 wurde er erster SPD-Bundeskanzler und regierte bis 1974.
(Foto: picture alliance / dpa)
Sigmar Gabriel verzichtet bereits zum zweiten Mal auf die Kanzlerkandidatur für die SPD. Nun soll dafür Martin Schulz ins Rennen gehen. Vor dem 61-Jährigen waren schon mehrere politische Schwergewichte angetreten.
Martin Schulz soll die SPD als Herausforderer von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in die Bundestagswahl 2017 führen. Parteichef Sigmar Gabriel verzichtete zu Gunsten des früheren EU-Parlamentspräsidenten. Ein Überblick zu bisherigen Kandidaten:
1949: Bei der ersten Bundestagswahl trat Kurt Schumacher als Spitzenmann der Sozialdemokraten an. Er musste sich Konrad Adenauer (CDU) geschlagen geben.
1953: Für die SPD ging Erich Ollenhauer ins Rennen, der den Parteivorsitz 1952 nach dem Tod Schumachers übernommen hatte. Auch er unterlag Adenauer.
1957: Auch im zweiten Anlauf scheiterte Ollenhauer an Adenauer. Diesmal erzielte die CDU/CSU sogar die absolute Mehrheit.
1961: Neuer Hoffnungsträger der SPD war Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt. Tatsächlich erzielte die SPD Stimmengewinne, doch blieb die CDU/CSU erneut mit Adenauer vorn.
1965: Im zweiten Anlauf musste sich Brandt, seit 1964 Parteichef, Ludwig Erhard geschlagen geben. Da die Koalition von CDU/CSU und FDP aber im Jahr darauf zerbrach, konnte Brandt in der ersten großen Koalition unter Kurt Georg Kiesinger (CDU) als Außenminister und Vizekanzler für die SPD in die Regierung einziehen.
1969: Die CDU/CSU blieb unter Kiesinger zwar stärkste Kraft im Parlament, doch erzielte Brandts SPD gemeinsam mit ihrem neuen Partner FDP eine hauchdünne Mehrheit. Brandt wurde mit der sozialliberalen Koalition erster Bundeskanzler der SPD.
1972: Brandt konnte seine Kanzlerschaft gegen seinen CDU-Konkurrenten Rainer Barzel verteidigen. Die SPD wurde erstmals stärkste Partei im Bundestag. 1974 stolperte Brandt jedoch über die Guillaume-Spionageaffäre und wurde von Helmut Schmidt abgelöst. Er blieb aber bis 1987 SPD-Chef.
1976: Schmidt wurde bei der Bundestagswahl zwar bestätigt. Die CDU/CSU mit ihrem Spitzenkandidaten Helmut Kohl wurde aber wieder stärkste Kraft.
1980: Diesmal setzte sich Schmidt gegen CSU-Chef Franz Josef Strauß durch. Allerdings wechselte die FDP 1982 die Seiten und wählte mehrheitlich Kohl zum Bundeskanzler der neuen Koalition aus CDU/CSU und FDP.
1983: SPD-Fraktionschef Hans-Jochen Vogel war bei den darauffolgenden vorgezogenen Neuwahlen gegen Kohl chancenlos. Die SPD blieb an der Seite der Grünen in die Opposition.
1987: Auch der populäre nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau konnte das Blatt für die SPD nicht wenden. Kohl blieb im Amt. Vogel wurde SPD-Parteichef.
1990: Die SPD schickte des saarländischen Ministerpräsident Oskar Lafontaine ins Rennen. Kohl behielt jedoch in den von der Euphorie über die deutsche Einheit geprägten Wahlen klar die Nase vorn.
1994: Unter Rudolf Scharping, seit 1993 Parteichef, kam die SPD dicht an ihr Ziel der erneuten Regierungsübernahme heran. Schwarz-Gelb konnte jedoch knapp die Mehrheit verteidigen. 1995 verlor Scharping den Parteivorsitz an Lafontaine.
1998: Dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder gelang es, Kohl nach 16 Jahren zu verdrängen, er wurde Bundeskanzler einer rot-grünen Koalition. Nach dem Rücktritt Lafontaines 1999 von allen Ämtern wurde Schröder auch Parteichef.
2002: Angesichts einer massiven Wirtschaftskrise wurde es für Schröder knapp. Entgegen manchen Voraussagen ging er gegen den Unionskandidaten, CSU-Chef Edmund Stoiber, aber als Sieger durchs Ziel.
2005: Schröder machte nach schweren SPD-Niederlagen bei Landtagswahlen den Weg für vorgezogene Neuwahlen frei - und unterlag Angela Merkel (CDU). Den Parteivorsitz hatte Schröder schon 2004 an Franz Müntefering abgegeben. Dessen Nachfolger wurden 2005 erst Matthias Platzeck und dann 2006 Kurt Beck.
2009: Unter schlechten Vorzeichen ging Frank-Walter Steinmeier ins Rennen: Seine Kandidatenkür wurde vom Rücktritt Becks überschattet, der ein Jahr vor der Wahl frustriert den Parteivorsitz abgab. Die SPD rutschte bei der Wahl auf 23 Prozent ab, Merkel bildete eine Koalition mit der FDP.
2013: Der seit November 2009 als Parteichef amtierende Sigmar Gabriel überließ die Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl 2013 Peer Steinbrück, der das Ergebnis der Sozialdemokraten nur leicht auf knapp 26 Prozent verbessern konnte. Gabriel führte die SPD anschließend als Juniorpartner der Union in eine große Koalition.
2017: Gabriel verzichtet erneut auf die Kanzlerkandidatur. Er schlägt den ehemaligen Präsidenten des Europaparlaments, Martin Schulz, als SPD-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl vor. Gabriel will auch den SPD-Vorsitz abgeben.
Quelle: ntv.de, wne/AFP