100 Jahre See-Schlacht und der Brexit Gauck erinnert an Skagerrak-Schlacht
31.05.2016, 17:52 Uhr
Bundespräsident Joachim Gauck, Prinzessin Anne und Lord Lieutenant of Orkney, Bill Spence, bei der Zeremonie.
(Foto: dpa)
1916 standen sich vor Jütland 250 Schiffe der deutschen und britischen Marine gegenüber. Tausende Soldaten verloren ihr Leben. Einen taktischen Vorteil gewann keine Seite. Das sinnlose Sterben nehmen Politiker zum Anlass, für die EU zu werben.
Zum 100. Jahrestag der Skagerrak-Schlacht haben Deutschland und Großbritannien gemeinsam der Tausenden Toten des größten Seegefechts der Geschichte gedacht. Bundespräsident Joachim Guck, Großbritanniens Premierminister David Cameron und die britische Prinzessin Anne nahmen zusammen mit Marinesoldaten und Angehörigen damaliger Seeleute an der zentralen Gedenkzeremonie auf den britischen Orkney-Inseln teil.
Am Ort des Geschehens in der Nordsee legten die deutschen Fregatten "Schleswig-Holstein" und "Brandenburg" sowie der britische Zerstörer "HMS Duncan" nach Angaben der deutschen Marine in einer gemeinsamen Gedenkaktion einen Kranz zu Ehren der Getöteten im Wasser nieder. Am deutschen Marine-Ehrenmal in Laboe stellten deutsche und britische Vertreter, darunter der Herzog von Kent als Vertreter des britischen Krone, 850 Gedenkkreuze auf.
Bei der Gedenkfeier in Laboe erinnerte der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, an die historischen Lehren aus den blutigen Ereignissen und rief Großbritannien zum Verbleib in der EU auf. Die Briten entscheiden im Juni in einer Volksabstimmung, ob sie die Gemeinschaft verlassen wollen. "Europa braucht Großbritannien, Großbritannien braucht aber auch die EU", sagte er laut Redetext. "Heute zielen wir nicht mehr mit Waffen aufeinander, sondern wir verhandeln in den Brüsseler Verhandlungsräumen über politische Kompromisse." Die EU sei "nicht perfekt", aber "das erfolgreichste Friedens- und Demokratieprojekt der Welt".
Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier warnte vor den negativen Folgen eines Brexits. Sollte sich Großbritannien für einen EU-Austritt entscheiden, werde das eine "negative Dynamik im Rest der Europäischen Union" nach sich ziehen, sagte der SPD-Politiker bei einem Treffen mit Vertretern des Vereins der Ausländischen Presse (VAP) in Berlin. Es sei "schlecht vorstellbar", dass es nach einer solch gravierenden Zäsur "einfach weitergeht". Zudem gebe es gute Gründe für Großbritannien, in der EU zu bleiben. Vor dem Hintergrund der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, die kein Staat für sich allein bewältigen könne, müsste auch London "ein Interesse daran haben, in einer Gemeinschaft von Staaten vertreten zu sein".
250 Schiffe bei größter Seeschlacht
Während des Ersten Weltkriegs waren die deutsche und die britische Kriegsflotte am 31. Mai 1916 vor der dänischen Westküste nahe der Einfahrt zum Skagerrak nach jahrzehntelangem Wettrüsten zwischen beiden Ländern aufeinandergetroffen. Sie lieferten sich stundenlange schwere Gefechte, bei denen 25 Schiffe zerstört und mehr als 8500 Soldaten getötet wurden. Keine Seite erreichte einen entscheidenden militärischen Vorteil.
Die Skagerrak-Schlacht war mit 250 teilnehmenden Schiffen die größte Seeschlacht, die es je gab. Sie gehört außerdem zu den bekanntesten und folgenreichsten Militäraktionen des vor allem durch den Stellungs- und Grabenkrieg in Frankreich geprägten Ersten Weltkriegs.
Gauck, Cameron und Prinzessin Anne besuchten in Kirkwall auf der Orkney-Insel Mainland einen feierlichen Gedenkgottesdienst. Die Gewässer rund um die Orkneys beherbergten im Ersten und Zweiten Weltkrieg den riesigen britischen Flottenstützpunkt von Scapa Flow. Anne vertrat den eigentlich angekündigten Ehemann der britischen Königin Elizabeth II, Prinz Philipp. Dieser hatte den Termin auf Anraten seiner Ärzte kurzfristig abgesagt.
Die Skagerrak-Schlacht führte zu einem Strategiewechsel der deutschen Militärführung im Seekrieg hin zu U-Boot-Angriffen auf Versorgungsschiffe, was wiederum maßgeblich den Kriegseintritt der USA auf Seiten Großbritanniens und Frankreichs im folgenden Jahr herbeiführte und die deutsche Niederlage 1918 besiegelte. In Großbritannien gilt die Schlacht daher als kriegsentscheidend. In anderen Ländern ist sie hingegen meist weniger präsent.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa