Schnell und nachhaltig radikalisiert Maaßen warnt vor jugendlichen IS-Anhängern
13.05.2016, 16:39 Uhr
Junge Menschen sind der Propaganda des IS offenbar sehr zugänglich.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mindestens 820 Menschen verlassen Deutschland, um in Syrien oder im Irak für den Islamischen Staat zu kämpfen oder nach ihrer Rückkehr Anschläge zu verüben. Eine besondere Bedrohung stellen nach Angaben des Verfassungsschutzes Jugendliche dar.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt vor der Anziehungskraft, die der Islamische Staat (IS) auf junge Menschen ausübt. Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen sagte, bisher seien rund 40 Minderjährige nach Syrien oder in den Irak gereist, um sich dem IS oder anderen islamistischen Gruppierungen anzuschließen. "Junge Menschen radikalisieren sich in der Pubertät offenbar schnell und nachhaltig."
Bei etwa der Hälfte der Jugendlichen handelt es sich demnach um Mädchen. Besonders problematisch sei, dass die Jugendlichen die Bereitschaft und Fähigkeit entwickeln, der "Aufforderung zur Tötung von Ungläubigen im Heimatland - mit welchen Mitteln auch immer - konsequent zu folgen", erklärte Maaßen. Mit Sorge betrachte er zudem, dass es in Deutschland innerhalb weniger Wochen "zwei dschihadistisch motivierte Gewalttaten durch Jugendliche" gegeben habe.
820 Islamisten aus Deutschland
Ende Februar hatte eine 15-Jährige am Hauptbahnhof von Hannover einen Polizisten mit einem Messer schwer verletzt. Vergangenen Monat wurde ein Sprengstoffanschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen verübt - in dem Fall wurden zwei 16-Jährige und ein 17-Jähriger festgenommen, die mit dem IS sympathisiert haben sollen.
Um dieser Gefahr zu begegnen, will der Verfassungsschutz künftig auch die Daten minderjähriger Extremisten speichern - bislang müssen Verdächtige mindestens 16 Jahre alt sein. Die Bundesregierung prüft die Forderung derzeit. Grüne und Linke sind aus Datenschutzgründen dagegen.
Insgesamt sind nach aktuellen Angaben des Verfassungsschutzes in den letzten Jahren mindestens 820 Islamisten aus Deutschland in Richtung Syrien und Irak ausgereist. Ein Drittel sei wieder zurückgekehrt; rund 140 der Ausgereisten seien vermutlich in Syrien oder im Irak ums Leben gekommen.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa