Politik

Russland und USA streiten Syriens Regime forciert Angriffe auf Aleppo

Erschöpfte Kämpfer der Freien Syrischen Armee in Aleppo.

Erschöpfte Kämpfer der Freien Syrischen Armee in Aleppo.

(Foto: REUTERS)

Eine neue Waffenruhe in Syrien ist nur möglich, wenn sich Russland und die USA einigen. Stattdessen machen sich beide Seiten gegenseitig Vorwürfe. Derweil wird in und um Aleppo weiter gekämpft. Sowohl Regime als auch Rebellen melden Erfolge.

Nach der Gewalteskalation in Syrien nehmen die Spannungen zwischen den USA und Russland weiter zu. Der Kreml kritisierte Androhungen Washingtons, die russisch-amerikanischen Syrien-Gespräche abzubrechen, als ungeschickt. Die US-Regierung denkt zugleich einem Medienbericht zufolge darüber nach, ob als Reaktion auf die massiven Luftangriffe auf die nordsyrische Großstadt Aleppo Rebellen aufgerüstet werden sollten.

Derweil gingen die heftigen Kämpfe und Luftangriffe unvermindert weiter. Aleppo hatte in den vergangenen Tagen die heftigsten Angriffe der syrischen und russischen Luftwaffe seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 erlebt. Die USA als Unterstützer gemäßigter Rebellen und Russland als wichtiger Verbündeter des syrischen Regimes machen sich gegenseitig für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Seit dem Zusammenbruch der Waffenruhe vor rund zehn Tagen wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 300 Menschen getötet.

Der Hilfsorganisation Unicef zufolge kamen seit vergangenem Freitag 96 Kinder ums Leben, 223 wurden verletzt. In Aleppos Rebellengebieten gebe es nur noch 30 Ärzte. Dort sind bis zu 300.000 Menschen eingeschlossen. Es fehlt akut an Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung. Fluchtwege für Zivilisten sind blockiert.

Streit um Dauer der Feuerpause

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau, Washingtons Vorwürfe gegen Russland dienten nur dazu, den fehlenden Einfluss der USA auf die Lage Aleppos zu kaschieren. Während die USA ihre Zusagen zu Syrien nicht einhielten, setze die syrische Armee in Aleppo ihren Kampf gegen Terroristen fort, erklärte er. US-Außenminister John Kerry hatte am Vortag von seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow gefordert, Russland solle seine Luftangriffe in Aleppo einstellen. Sonst würden die USA die Gespräche abbrechen.

Russland ist beim Kampf um Aleppo nur zu zweitägigen Feuerpausen zur Versorgung der Zivilbevölkerung bereit. In einer siebentägigen Waffenruhe könnten terroristische Kräfte sich umgruppieren, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow in Moskau. Die USA fordern die Einhaltung der mit Russland vereinbarten Pausen von sieben Tagen.

Nach Informationen des "Wall Street Journal" wird in der US-Regierung diskutiert, ob der Geheimdienst CIA und seine regionalen Partner Waffensysteme liefern sollten, mit denen Rebellengruppen syrische und russische Artilleriepositionen aus größerer Entfernung angreifen könnten. Überlegt werde auch, ob Verbündeten in der Region wie der Türkei oder Saudi-Arabien grünes Licht gegeben werden sollte, Rebellen mit stärkeren Waffensystemen auszurüsten. In der Diskussion ist nach Angaben des Blattes auch die Lieferung von Flugabwehrsystemen.

US-Außenministeriumssprecher John Kirby sagte, die USA unterstützten weiter eine diplomatische, statt eine militärische Lösung. "Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht andere Optionen und Alternativen diskutieren, die uns zur Verfügung stehen könnten", sagte Kirby.

Unübersichtliche Lage im Norden Aleppos

Am Boden meldeten sowohl die Anhänger des Regimes von Präsident Baschar al-Assad als auch die Rebellen gleichermaßen Erfolge. Die Menschenrechtsbeobachter und syrische Militärkreise berichteten, die Armee und ihre Verbündeten hätten nördlich von Aleppo nach viertägigen Kämpfen das Flüchtlingslager Handarat zurückerobert. Regimegegner, darunter extremistische Milizen, nahmen nördlich der Stadt Hama mehrere Dörfer ein. Die Kräfte des Regimes brächen dort zusammen, erklärten die Menschenrechtsbeobachter.

Aktivisten berichteten, bei Luftangriffen nahe Aleppo seien auch zwei Bäckereien bombardiert worden. Am Mittwoch waren in Aleppo durch einen Angriff des Regimes elf Menschen getötet worden, die für die Verteilung von Brot Schlange standen.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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