Der Kriegstag im Überblick Ukraine kündigt Partisanenkrieg an - Separatisten wollen Referendum
27.03.2022, 21:42 Uhr
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Während der ukrainische Geheimdienst einen Partisanenkrieg in den russisch besetzten Gebieten ankündigt, versucht der Kreml, abgekämpfte Verbände durch frische Einheiten zu ersetzen. Unterdessen kündigen Kiew und Moskau neue Verhandlungen in der Türkei an. Der 32. Kriegstag im Überblick.
Kiew: Russland will Ukraine aufspalten
Russland will nach Darstellung des ukrainischen Militärgeheimdienstes die Ukraine in zwei Teile spalten. So wolle Russland eine von der Regierung in Moskau kontrollierte Region schaffen, nachdem es nicht gelungen sei, das ganze Land einzunehmen, sagte Geheimdienstchef Kyrylo Budanow. "In der Tat ist dies ein Versuch, ein Nord- und Südkorea in der Ukraine zu schaffen", erklärte er. Budanow kündigte an, dass die Ukraine bald einen Guerillakrieg in den von Russland besetzten Gebieten beginnen werde. "Dann wird es für die Russen nur noch ein einziges relevantes Szenario geben, nämlich wie sie überleben können."
Budanows Äußerungen kamen nach der Ankündigung der selbsternannten Volksrepublik Luhansk, ein baldiges Referendum über den Beitritt zu Russland abzuhalten. "Ich denke, dass in naher Zukunft ein Referendum auf dem Territorium der Republik abgehalten werden wird", sagte der dortige Separatisten-Anführer Leonid Passetschnik. "Die Menschen werden von ihrem letztendlich verfassungsmäßigen Recht Gebrauch machen und ihre Meinung über den Beitritt zur Russischen Föderation zum Ausdruck bringen."
Die ukrainische Regierung machte kurz danach klar, ein solches Referendum nicht anzuerkennen. "Alle gefälschten Referenden in den vorübergehend besetzten Gebieten sind null und nichtig und werden keine Rechtsgültigkeit haben", sagte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Oleg Nikolenko.
London: Russen wollen Ukrainer im Osten einkesseln
Unterdessen scheinen sich die russischen Streitkräfte nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums darauf zu konzentrieren, ukrainische Truppen im Osten einzukesseln. Sie rücken aus Richtung Charkiw im Norden und Mariupol im Süden vor, wie das Ministerium auf Grundlage von Geheimdienstinformationen berichtete. "Das Schlachtfeld in der Nordukraine bleibt weitgehend statisch", hieß es weiter. Der Grund: Lokale ukrainische Gegenangriffe behinderten die Versuche Russlands, ihre Streitkräfte neu zu organisieren.
Russische Truppenbewegungen macht der ukrainische Generalstab auch in Belarus aus. Ziel sei, dezimierte Verbände abzulösen, Nachschub an Lebensmitteln, Treibstoff und Munition zu liefern sowie verwundete und kranke Soldaten abzutransportieren. Zugleich hieß es, russische Truppen würden weiter versuchen, die Stadt Tschernihiw im Norden einzunehmen. Im Südosten dauerten Kämpfe um die Städte Rubischne, Sjewjerodonezk und Mariupol an.
Neue Verhandlungen in der Türkei
Nach rund zweiwöchigen Verhandlungen im Online-Format wollen die Delegationen aus der Ukraine und Russland nun wieder persönlich zusammenkommen. Für Dienstag und Mittwoch sei ein Treffen geplant, schrieb der russische Delegationsleiter Wladimir Medinski auf Telegram. Auch der ukrainische Unterhändler David Arachamija bestätigte auf Facebook ein geplantes persönliches Aufeinandertreffen - sprach allerdings vom Beginn bereits am Montag und nannte als Gastgeberland die Türkei.
In den Verhandlungen will Kiew auch die Frage der von Russland geforderten Neutralität des Landes "gründlich" prüfen. Dies sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Interview mit mehreren unabhängigen russischen Medien. "Dieser Punkt der Verhandlungen ist für mich verständlich und er wird diskutiert, er wird gründlich geprüft."
Deutschland behandelt verletzte Kriegsopfer
Nicht nur mit Waffenlieferungen unterstützt Deutschland die Ukraine. Nach Angaben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Bundesrepublik mit der Behandlung schwerverletzter Kriegsopfer aus der Ukraine begonnen. "Das sind Leute, die eine sehr intensive Versorgung benötigen und die in intensivmedizinische Einrichtungen verteilt werden müssen", sagte Lauterbach bei Bild TV. Er machte keine Angaben dazu, ob es sich um Zivilisten oder auch Soldaten handelt. Lauterbach zufolge wurden die Patienten zunächst aus der Ostukraine in die Westukraine geflogen. Vor dort gehe es dann weiter nach Polen und dann nach Deutschland.
Üblicherweise endet die Heizsaison in der ukrainischen Hauptstadt Mitte April. Doch wegen des Krieges ist damit schon morgen Schluss. Das habe die örtliche Militärverwaltung angeordnet, teilte die Kiewer Stadtverwaltung mit. Wohnungen und Geschäftsgebäude sollten nicht mehr beheizt werden. Für Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und Kultureinrichtungen werde das Abschalten in Absprache mit deren Leitern geregelt.
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Quelle: ntv.de, jpe/dpa